Wie können wir der Plage Herr werden?
(M)Eine Erfahrung mehr mit dem Eichenprozessionsspinner

Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners mittels Aufsprühen eines Bakteriums. | Foto: Lokalkompass
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  • Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners mittels Aufsprühen eines Bakteriums.
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Es fängt ganz harmlos an. Mit einem kleinen weißen Punkt auf der Haut. Kaum seh- und spürbar. Doch dann beginnt es zu jucken. Aus den kleinen Punkten werden rote Pusteln, die extremst jucken, sogar schmerzhaft sein und Asthmaanfälle auslösen können. Und man wird ihn schwerlich wieder los, diesen Juckreiz. Ebenso wie dessen Ursache.

Bei uns fing es so an, dass wir uns fragten, woher diese Stiche kamen. Denn Mücken gab es keine im Haus. Einmal rumgefragt wurde schnell klar: Es geht vielen so. Dann per Arzt bestätigt: Auch uns hat der Eichenprozessionsspinner erwischt. Ich hatte es eigentlich immer abgetan nach dem Motto „Stellt euch nicht so an.“ Aber dann waren wir selbst betroffen. Und wie das immer so ist, dann ist es nicht mehr so egal. Vor allem, weil es extrem lästig ist – selbst, wenn man nicht allergisch reagiert. Sollte letzteres der Fall sein, dann kann es gar gefährlich werden. Denn die Gifthaare – kurz vor der Verpuppung besitzt eine Raupe bis zu 700.000 davon – können in Atemwege und Augen gelangen, dort die Schleimhäute angreifen und im schlimmsten Fall kann es zum allergischen Schock kommen. Das Gift ist über Jahre hinweg wirksam. Und da Härchen durch die Luft fliegen und Häutungsnester das ganze Jahr über zu finden sind, sind die Gifthaare auch ebenso lange eine Gefahrenquelle.

„Sie hat sich sogar im Schlaf so sehr gekratzt, dass ich sie festhalten musste“, sagt die Mutter einer zehnjährigen Schülerin aus Hamminkeln, die am nächsten Tag nicht zur Schule gehen konnte. Ein Klassenkamerad musste aus der Schule abgeholt werden, da er es nicht mehr aushielt. In Kontakt kamen sie mit dem Spinner im benachbarten Borken. Ganz Deutschland ist betroffen. Man liest über Autobahnsperrungen, Polizei- und Feuerwehreinsätze.

Also, was tun? Was gegen den Juckreiz hilft, habe ich meinen Hausarzt und die Kinderärztin gefragt. Der eine verschreibt eine cortisonhaltige Salbe und dazu eine Feuchtigkeitslotion, die andere rät zu kühlen, mit schwarzem Tee einzureiben, zu Ceterizin zu greifen. „Ich habe gute Erfahrungen mit Zinksalbe gemacht“, berichtet Svenja Ufermann aus Wesel. So unterschiedlich die Behandlungsmethoden, so unterschiedlich die Maßnahmen, um der Plage Herr zu werden. Eine natürliche Methode ist das Züchten von Rotkehlchen, Blau- und Kohlmeisen, wie es beispielsweise unsere holländischen Nachbarn machen, in der Hoffnung, dass die Vögel die Raupen fressen. Weitere Möglichkeiten sind das Absaugen, Abflämmen oder der Einsatz von Insektiziden.

Die Stadt Hamminkeln setzt seit dem letzten Sommer, als die Plage so richtig akut wurde, vor allem auf Vorbeugung. 4.000 Eichen gibt es im Stadtgebiet. Wie viele davon befallen sind, kann die Stadt nicht mit Sicherheit sagen. Ein Kataster sei in Arbeit. Von den vorbeugend behandelten, das sind etwa 2.000, sollen es weniger als 10 Prozent sein. Vorbeugend behandelt wird mittels Aufsprühen eines Bakteriums. Die aus Sicht der Stadt effizienteste Methode: hoher Wirkungsgrad bei überschaubaren Kosten. Die von der Stadt in stark frequentierten Innenstadtbereichen besprühten Eichen sollen nahezu raupenfrei sein. Die befallenen sollen durch Fachfirmen behandelt und raupenfrei gemacht werden. Gleiches gilt für Außenbereiche, wie zum Beispiel Schulwege und Bushaltestellen. Weiter außerhalb werden Warnhinweise aufgehängt oder Zonen abgesperrt.

Die Stadt ist nicht in der Lage, der Plage Herr zu werden. Deshalb setzt sie auch auf die Bürgerschaft. Weil das Behandeln teuer ist, liegt eine Adressliste im Rathaus aus, in die sich betroffene Eigentümer eintragen können, um in der Nachbarschaft Gemeinschaften zur Vorbeugung beziehungsweise Säuberung zu gründen. Sind das Schritte in die richtige Richtung? Schauen wir mal, was es nützt. Vielleicht überlegt ja der ein oder andere, mal wieder einen Nistkasten aufzuhängen. Was sowieso sinnvoll wäre, um die Artenvielfalt zu erhalten. Und sie kennen keine Stadtgrenzen. „Wir mussten mit unserem eineinhalbjährigen Sohn zum Notdienst, weil er so schlimm aussah“, erzählen Annika und Stefan Kelbert aus Hünxe Drevenack. „Das Wartezimmer war voll und die Apotheke leer gekauft.“ Zeit zum Handeln, wie ich finde.

Autor:

Denise Brücker aus Hamminkeln

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