Emanzipation mal umgekehrt: Ein Praktikant auf dem Reiterhof
Pferdewirtschaftsmeister Georg Storm ist seit mehr als 16 Jahren in der Pferdewirtschaft selbständig, der Pferdehof ist in der vierten Generation familiengeführt. Ungewöhnlich ist für Georg Storm, dass sich kürzlich ein junger Mann um ein Praktikum auf dem Pferdehof beworben hat. „Dies ist erst der zweite Praktikant in meiner Selbständigkeit, der sich hier beworben hat“, erinnert sich der Praktikumgeber.
Für Felix Klingberg ist die Arbeit auf dem Hof nichts Besonderes. Eigentlich hatte sich der 16-Jährige, der die Waldorfschule in Dinslaken besucht, um ein Praktikum in der Computerbranche beworben und hier seinen Dienst pünktlich angetreten. Nach zwei Tagen aber stellte er schon fest, dass das nun gar nichts für ihn war. Eine Kurskorrektur war notwendig, und weil die ganze Familie pferdebegeistert ist und gute Kontakte zum Pferdehof Kattenhorst hat, fragte Felix hier nach der Möglichkeit, sein Schülerpraktikum weiterführen zu können.
Viel frische Luft, handwerkliches Geschick, der Umgang mit Pferden ... Gabel, Schaufel und Besen sind die wichtigsten Geräte für Felix Klingberg. Der junge Mann schätzt besonders die Vielseitigkeit der Arbeit. Täglich müssen viele Pferde aus den Ställen auf die Weiden gebracht und abends wieder reingeholt werden. Die ersten Fohlen sind schon zur Welt gekommen und auch der Vereins- und Reitbetrieb laufen parallel. Die Ställe müssen sauber und das Futter muss individuell verteilt werden. Aktuell steht der bundesweite 'Tag der offenen Stalltür' an, und bis dahin ist das ehrgeizige Ziel der Familie Storm, alles piccobello in Schuss zu haben. „Da wird jede helfende Hand gebraucht, und gerade jetzt ist uns ein Praktikant eine große Hilfe“, freut sich Praktikumgeber Georg Storm über die Unterstützung. Er begrüßt die Tatsache, dass das Berufskolleg Wesel inzwischen auch die Ausbildung zum Pferdewirt anbietet. Dadurch stünden den Pferdewirtschaftsbetrieben in der Pferderegion Niederrhein zukünftig immer qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung.
Die große Verantwortung, das frühe Aufstehen und der Dauereinsatz im Dienst der Vierbeiner... Felix Klingberg ist sich nicht sicher, ob er das ein Berufsleben lang machen möchte. Hier zu helfen aber macht ihm große Freude. Auch die Tatsache, dass es fast ausschließlich Mädchen sind, die dieses Handwerk lernen wollen, stört Felix Klingberg nicht: „Ich habe auf Facebook gepostet, dass ich den Praktikumsplatz gewechselt habe und jetzt auf einem Reiterhof arbeite. Das ist eine Branche, in der eigentlich vorwiegend Mädchen arbeiten. Diese Tatsache haben meine Freunde einfach zu Kenntnis genommen und fanden meine Entscheidung richtig.“
Autor:Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein |
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