U(h)rsachenforschung zur weihnachtlichen 24

Mit kerzenwegweisenden Candle-Light-Leitgedanken

Diese Uhr ist schuld, diese merkwürdige Uhr auf dem Titelbild. Schuld an diesem weiteren Beitrag. Wie Sie sehen, zählt sie bis 24. Die Zahl, die man „auf arabisch“ 24 schreibt, sieht „auf römisch“ eigentlich so aus: XXIV; so haben wir's jedenfalls in der Schule gelernt. Ich nehme an, die auf der Uhr zu lesende XXIIII fällt unter die uhrmacherisch-künstlerische Freiheit, bedeutet aber dasselbe.

Was zählt denn nun diese Uhr? Zählt sie die gesamten Stunden eines Tages - und zwar im Gegensatz zu den meisten anderen Uhren wirklich alle 24 einzeln - statt zweimal 12? Oder zählt sie die 24 Tage des Dezembers bis Weihnachten? Dann wäre sie ja eine Adventsuhr - und damit eine Kollegin des Adventskalenders. Dafür spricht dieses: Heute ist der 15. Dezember, und sie zeigt tatsächlich genau auf die XV.

Vierundzwanzig

Was viele nicht (mehr) wissen: Ursprünglich war ja sogar auch der Adventskranz ein Kollege des Adventskalenders und (damit auch) unserer Adventsuhr hier, denn auch er huldigte der 24. Die ersten Adventskränze hatten nämlich - schau und staune, bete und singe, sage und schreibe - jeweils 24 (i. W.: vierundzwanzig) Kerzen. Die waren allerdings in der Regel recht klein. Nicht etwa, weil sie unter Wachstumsproblemen litten, die Einschränkungen waren eher räumlich bedingt.

Vier + zwanzig

Vier von diesen vierundzwanzig Kerzen waren entweder etwas größer als die anderen oder „sonderfarbig“, d. h. sie hoben sich optisch von den restlichen zwanzig ab. Sie haben richtig mitgedacht, das waren die Sonntagskerzen! Unsere heute üblichen vierkerzigen Adventskränze sind also eigentlich abgespeckte, runtergekerzte („downgecandlete“), auf die vier Sonntagskerzen restringierte Exemplare. Ein frühes Beispiel für wachseinsparbedingtes Negativwachstum.

Kleine Kerzen-Kombinatorik

Mal ohne Scherzchen: 24 Kerzchen sind ja nicht gerade wenig. Und nun scheint mir der Zeitpunkt gekommen, Ihnen ein kleines Geheimnis anvertrauen zu können. Die 24 ist nicht verloren, sie steckt nach wie vor auch in in jedem vierkerzigen Adventskranz drin. Kombinatorisch tut sie das. Wie? Schätzen Sie doch einmal, nur so zum Spaß, wieviele verschiedene Möglichkeiten der Reihenfolge beim Anzünden von 4 Adventskranzkerzen existieren! Oder noch besser: rechnen Sie es aus! Und schon haben wir sie wieder, die weihnachtliche Zahl: 24 (i. W.: vierundzwanzig, auf „römisch“ XXIV oder auf „uhrmacherrömisch“ XXIIII.)

Unter uns Normaladventskranzanwendern

Sie glauben das nicht, hegen Zweifel? Dann schlage ich mal - zur leichteren Verständigung - vor, die vier Kerzen mit N, O, S und W zu bezeichnen, entsprechend den vier Himmelsrichtungen. Die ganz Frommen könnten jetzt einwenden, es gebe nur eine Himmelsrichtung, und die sei oben. Wenn das aber jeder Fromme rund um den Erdball behauptete und damit auch noch recht hätte, dann gäbe es ja Zigtausende von Himmelsrichtungen. Das nur so nebenbei. Also lieber zurück zu N, O, S, W.

Detailliertes über Kombiniertes

Für alle Skeptiker, Nichtkombinationstheoretiker und Freunde der vier klassischen Himmelsrichtungen hier eine Auflistung aller erwähnten 24 Möglichkeiten der Zündreihenfolge:

NOSW, OSWN, SWNO, WNOS
NWSO, ONWS, SONW, WSON
NOWS, OWSN, SNOW, WSNO
NWOS, OSNW, SNWO, WOSN
NSOW, OWNS, SOWN, WNSO
NSWO, ONSW, SWON, WONS

Adventliche Entscheidungen

Nachdem SIe sich am 1. Adventssonntag für eine der vier Kerzen entschieden hatten, standen Ihnen dann am 2. Adventssonntag immerhin noch 6 Möglichkeiten der weiteren Reihenfolge offen. Nach Ihrer Entscheidung für die zweite Kerze gab es dann - sie werden es gemerkt haben - am dritten Adventstag des Herrn nur noch 2 Möglichkeiten. Wie übrigens so oft im Leben, z. B. zwischen Kopf und Zahl, zwischen rechts und links, Tee und Kaffee, Yin und Yang, barfuß und Lackschuh, ...

Vielleicht war's ja Ihre letzte wichtige Entscheidung vor dem Fest – oder vor dem Jahresende. Und ich hoffe, Sie konnten dabei wenigstens frei entscheiden. Es gab nämlich Zeiten, da hatten diese vier Kerzen vier verschiedene Farben, und sie mußten stets in der Reihenfolge violett, rot, gelb und weiß angezündet werden. Eine solche farbgesteuerte Diszipinierung kennt man heute nur noch von Verkehrsampeln und Blaulicht.

Ohne Studie geht’s (auch heute) nicht

Ja, und dann gibt es ja noch die legendäre „Wisesnshcaftlihce Stidue der Cmabridge Univrestiät“. Ach, die kennen Sie schon? Sie meinen auch die hier erwähnte, die jahrelange quer durchs Internet weiterkopiert wurde - und das völlig ohne Quellenangaben? Die, bei der behauptet wurde „es spelie kiene Rlloe in welcehr Reiehnfogle die Buhcstbaen in eniem Wrot vorkmomen, die eingzie whctige Sahce sei, dsas der ertse und der lettze Buhcstbae stmime“? Nein, nein, diese angebliche Studie war natürlich nur ein Scherz. In Wirklichkeit ging es dabei um Adventskerzen. Wenn nur die erste und letzte Kerze stimmten, dann sei die Reihenfolge der beiden mittleren Kerzen völlig bedeutungslos, so lautete das Ergebnis. Englische Leitkultur? Lightkultur? Candle-Light-Kultur? Der deutsche Gesetzgeber hatte nach dieser Erkenntnis jedenfalls auf die weitere Diskussion um das geplante Wachskerzenzündreihenfolgegesetz verzichtet und stattdessen das Wachstumsbeschleunigungsgesetz verabschiedet - welches allerdings für das Kerzenwachstum von Wachskerzen völlig irrelevant ist.

Wenn ich Ihnen zum Schluß noch einen gutgemeinten „Studienrat“ geben darf: Trauen Sie diesen englischen Studien nicht! Erst recht nicht solchen, die geeignet sein könnten, meine sämtlichen obigen Überlegungen in Frage zu stellen. Es reicht schon, wenn ich das tue.

[Und wie anfangs schon gesagt: An allem war sowieso nur diese u(h)rkomische Uhr schuld.]