Bilder für den Frieden

Syrische Künstler stellen in Hamminkeln aus

„Adib Khalil ist für mich ein Maler, der flüchten musste – und kein Geflüchteter, der malt!“, endet Patrick Bönki, Laudator, seine Einführung während der Vernissage „Bilder für den Frieden“ in der Landgalerie des Kreativhofs Lehmberg in Hamminkeln-Dingden.

Seit Adib Khalil's Ankunft 2015 mit seinem Sohn Shadi in Deutschland malt der Künstler farbenprächtige und detailverliebte Bilder mit viel Tiefgang durch seine eigene Symbolsprache. Hauptsächlich bedient er sich aus der orientalischen Kultur, aber er integriert immer mehr europäische und christliche Symbole in seine Werke.

In seinem Haus in Hama, zwischen Damaskus und Aleppo malte Adib Khalil großformatige Werke von einigen Quadratmetern als Auftragsarbeiten für große Häuser. Davon zeigt der Berufsmaler in der Ausstellung Fotografien.

Seine Papierbilder der Toten aus Aleppo nehmen eine Sonderstellung in der Ausstellung ein: Er malt Kriegsopfer mit Asche. „Tief beeindruckt zeigte sich der stellvertretende Landrat des Kreises Wesel, Heinrich Heselmann, von diesen anmutigen Porträts und ging während seiner Grußworte darauf ein, wie wichtig die Unterstützung aller Geflüchteter sei und welche dramatischen Schicksale sich hinter jedem einzelnen Menschen verbirgt. „Bis vor wenigen Wochen habe ich gedacht, dass wir durch kulturellen Austausch, durch Diplomatie, die Medien … alle im Gespräch sind und eine gute Basis für unser Sicherheit haben, aber nun steht die Welt Kopf“, so drückt Heselmann seine Sorgen im Gespräch aus. Die Totenbilder erhalten durch das Malen mit Asche etwas von dem Phönix aus der Asche – ein Wunsch des fortwährenden Gedenkens und ewigen Lebens verbirgt sich darin.

Adib Khalil begann in der Enge seiner Erstaufnahmeeinrichtung des DRK in Stenden, Kreis Kleve, an zu malen. Zunächst beginnt er Steine mit Filzstiften und Kreide, die er von Kindern bekam, zu bemalen. Es folgen Porträts verzweifelter Frauen durch den Krieg gezeichnet, die er mangels Farben mit Kaffee auf geschenktem Papier malt. Dank Unterstützern malt er bis heute Hunderte neuer Exponate meist in Acryl auf Leinwand, denn er konnte kein Werk auf seine Flucht mitnehmen.
Trotz der schrecklichen Erlebnisse in seiner Heimat sowie auf der Flucht, wo er mit seinem Sohn in ein kleines Schlauchboot mit 48 weiteren Flüchtlingen gepfercht war und 17 von diesen Menschen auf dem Weg übers Mittelmeer ertranken, strahlt die Kunst des 62-Jährigen einen unglaublichen Optimismus aus. Er wünscht sich nichts sehnlicher als Frieden. 2019 schloss er seine Frau und seine Tochter in Deutschland wieder in die Arme.

Razan Khalil tritt in die Fußstapfen ihres Vaters und ist ebenfalls ein außergewöhnliches Talent! Sie konnte kaum etwas von ihrer Kunst mit nach Deutschland nehmen und fängt ebenfalls neu an. Sie nimmt daher nur mit einer kleinen Auswahl an Bildern an dieser Ausstellung teil.

Während der Laudatio macht Silke Noltenhans, Kuratorin, deutlich, dass Razan Khalil mit dem einfachsten Material wunderbare Landschaften und Porträts zu Papier bringt, die einer Traumwelt entsprungen seien. „Die arabische Welt ist voller fantasievoller Geschichten, die die Künstlerin deutlich geprägt haben und nun auch als eine Art Flucht des Erlebten gesehen werden können“, so Noltenhans. Sie hofft, dass viele Besucher sich die Ausstellung aus einer Mischung des Morgen- und Abendlandes anschauen, denn hier handelt es sich um eine Möglichkeit der Völkerverständigung mittels der Kunst!

Ausstellung dauert bis zum 6.6.22, Pfingstmontag. Verlängerung um zwei Wochen! Bitte fragen Sie an!
www.kreativhof-lehmberg.de, info@kreativhof-lehmberg.de