Auf Schloss Ringenberg
Kunst mit und für Begegnung
Es ist Tradition auf Schloss Ringenberg, dass Künstler dort residieren. Stipendien ermöglichen ihnen dreimonatige Aufenthalte in diesen altehrwürdigen Mauern für ihr schöpferisches Schaffen. Aktuell ist eine vierköpfige Künstlergruppe eingezogen, der es insbesondere darum geht, über Kunst Menschen zusammenzubringen.
„Künstler suchen Orte“, sagt Stefanie Klingemann vom MOFF Kollektiv, „um in Austausch zu sein. Nicht nur untereinander, sondern mit allen.“ Und so verstehen sie ihre Arbeit vor Ort: Sie machen und schaffen Anlässe, um Gemeinschaft zu erzeugen, um über das Gestalterische gemeinsam tätig zu sein und ein Miteinander zu erzeugen: „durch Kunst Öffnungen schaffen“, wie Stefanie Klingemann es formuliert.
Sich öffnen
In einem Workshop mit Achtklässlern der Gesamtschule Hamminkeln kam es zu solch einer Öffnung. Zunächst zurückhaltend und später eifrig in Aktion entstanden ein Wandgemälde aus Schlamm und eine übergroße Seerose, die im Schlossgraben zu Wasser gelassen wurde. „Wir arbeiten mit Dingen, die wir vor Ort zur Verfügung haben“, erklärt Stefanie Klingemann den Griff zum Schlamm. Für die Schüler schien es ungewöhnlich, nicht mit Farbe zu gestalten und nicht unter einer konkreten Anleitung, wie es was umzusetzen gilt. Denn es war ihnen überlassen, wie die Arbeiten vonstattengehen konnten. Und unter diesen Voraussetzungen geschah, worauf es den Künstlern ankommt: Mit der Einfachheit zu arbeiten – Farben bestehen aus Pigmenten, die aus Pflanzen und Erden beispielsweise gewonnen werden – und gemeinsam etwas zu schaffen mit dem Freiraum, seine eigenen Ideen einbringen zu können. Von den Schülern wurde es wertgeschätzt, wie es Künstler Frank Bölter freut, der mit ihnen die Seerose formte: „Endlich haben wir mal wieder was in der Gruppe gemacht“, zitiert er einen Schüler, was ihn vor allem jetzt begeistert, in dieser begegnungsarmen Zeit.
Gemeinschaftlich
Auch zum Laternenbasteln lädt das Künstlerkollektiv aufs Schloss, um Anlässe für Gemeinschaft zu schaffen, offen für alle. „Beim ersten Workshop waren wirklich auch alle da. Von Enkel bis Oma“, fasst Stefanie Klingemann zusammen. „Es kamen Kinder im Alter von drei bis fünfzehn. Eltern waren dabei, Betreuer, Omas. Die einzige Gruppe, die fehlte, waren die männlichen Senioren.“ Vielleicht kommen sie ja zum nächsten basteln am 7. November. Auch dann heißt es wieder Laternen gestalten nach eigenen Vorstellungen. „Wir geben keine Anleitung, nur buntes Material. Und es war sehr beeindruckend, was beim ersten Mal dabei herauskam. Keine Laterne wie die andere. Nicht konform. Am besten wird es, wenn jeder das macht, was er kann“, ist Stefanie Klingemann überzeugt.
Zum Künstlerkollektiv gehören neben Stefanie Klingemann und Frank Bölter Yvonne Lasen und ein Mann, der seinen Namen abgelegt hat. Sie kommen aus Köln und Berlin, sind Bildhauer, erstellen Skulpturen, machen Kunst im öffentlichen Raum. Sie sind Netzwerker, haben schon in anderen Projekten zusammengearbeitet und sich für das Stipendium auf dem Schloss in dieser Konstellation wieder zusammengefunden.
Verortung
Bis Ende November sind sie noch in Ringenberg und auch beim Weihnachtsmarkt am letzten Novemberwochenende dabei. Dort gibt es dann Dinge, die sie während ihrer Residenzzeit gemacht haben, wie Apfelmus mit Äpfeln aus dem Schlossgarten. Und auf einen Plausch freuen sie sich, um den Austausch weiterzuführen, wie beim Äpfel- oder auch Kräutersammeln rund ums Schloss oder der Gerüchteküche, zu der sie jeden Samstag zum gemeinsamen Kochen und Essen einladen. Begegnung, auch im Kleinen, Mitteilsamkeit und ins eigene Machen kommen – darum geht es ihnen. „Ein Kunstwerk entsteht erst durch den Rezipienten, durch den, der betrachtet und auch als Erfahrung, die er mit nach Hause trägt“, findet das Künstlerkollektiv.
Autor:Denise Brücker aus Hamminkeln | |
Webseite von Denise Brücker |
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