Alles in Butter?
Aus der Serie „Eckeharts aneckende Eckmeckerei“
Haben auch Sie von der unwiederbringlichen Zerstörung gelesen, die der Installation des Künstlers Martin Kippenberger – mit dem Titel „Wenn es anfängt, durch die Decke zu tropfen“ – widerfuhr? Es ist noch gar nicht so lange her, es passierte im November des letzten Jahres im Museum Ostwall im Dortmunder U. Falls Sie noch nichts davon mitbekommen haben, dann lassen Sie sich unbedingt diesen „Kunst(un)fall“ (und weitere zurückliegende ähnlicher Art) hier einmal schildern. Sehr unterhaltsam und informativ zu diesem Thema ist auch dieses Kurzvideo des NDR.
Wenn es anfängt, durch die Decke zu tropfen, so dachte ich mir, dann sind normalerweise Dichtungsmaßnahmen erforderlich. Nun bin ich zwar, was Dichtung(en) anbelangt, kein Fachmann, aber mir fiel dazu ein Gedicht ein, welches ich früher einmal zu einem der voraufgegangenen „Kunst(un)fälle“ gedichtet hatte, nämlich zu der legendären Fettecke von Joseph Beuys. Ich will es Ihnen nicht vorenthalten:
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Es ist für Sie gewiß nichts Neu’s,
daß ein gewisser Joseph Beuys
– er war ja Künstler von Beruf –
dereinst die Fettecke erschuf.
„Erschuf“ trifft es vielleicht nicht richtig,
jedoch war die Aktion gewichtig:
Er klebte Butter an die Wand.
Was dann geschah, ist wohl bekannt.
Fünf Kilogramm (an Pfunden zehn)
konnt’ fortan man dort haften seh’n.
Begeistert war’n die Fans des Meisters
ob dieses Butterfettgekleisters.
Daß dies’ Objekt die Wand beflecke,
zu hehrem künstlerischen Zwecke,
war schon geplant für lange Dauer,
doch ward der Künstler (posthum) sauer.
Denn eine von den Rein’gungskräften
beschloß, die Butter zu entheften;
griff kurzerhand behende zu,
entfettete die Eck’ im Nu.
Das reiche Land Nordrhein-Westfalen
mußt’ als Entschädigung d’rauf zahlen
dem Meister vierzigtausend Mark.
Ein guter Ecklohn, ohne Frag’!
Seit damals, neunzehnsechsundachtzig,
so mancher wundert sich und macht sich
Gedanken, was denn Kunst nun sei,
und wo sie grenz' an Narretei.
Für Opa, Oma, Vater, Mutter
war der Verwendungszweck von Butter
eh’r, daß man auf sein Brot sie streiche
und so zur Stärkung sie gereiche.
Daß man sie in der Pfann’ zerließ
sei auch ganz üblich, wie es hieß.
Und daß – sprichwörtlich und bei Tische –
man solle tun sie „bei de Fische“.
Man kann es positiv auch sehen,
wenn so Gespräche neu entstehen
bezüglich Kunst (auf englisch: art) –
zum Beispiel auf ’ner Butterfahrt.
Bildquelle: Bernd Sterzl / pixelio.de
Autor:Theo Grunden aus Hamminkeln |
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