Krebse machen pflanzliches Material für andere nutzbar - Paarungszeit ist bis zu neun Mal im Jahr
Die Wasserkontrolleure: Flussflohkrebse in der Lippe

Der Flussflohkrebs erinnert optisch an eine Garnele. Foto: EGLV
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  • Der Flussflohkrebs erinnert optisch an eine Garnele. Foto: EGLV
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Haltern am See. Krebse vermutet man in Deutschland eher an Nord- und Ostsee, die kleinen Gliederfüßler sind aber auch in den Gewässern der Region zuhause. Eine besondere Art ist der Flussflohkrebs. Er konnte durch das Biologenteam des Lippeverbandes in Haltern am See in der Lippe nachgewiesen werden. Der in der Fachsprache Gammarus roeseli genannte Flohkrebs ist auf den ersten Blick leicht mit einer Garnele zu verwechseln. In Gewässern mit ausreichender Sauerstoffversorgung findet man den kleinen Flussbewohner, der somit ein Indikator für eine gute Wasserqualität ist. Der Lippeverband kürt den kleinen Krebs im Juni zum Bewohner des Monats.

Der Flussflohkrebs ist maximal 2,2 Zentimeter groß und hat eine grau- bis gelbbraune Farbe. In stehenden oder langsam fließenden Gewässern mit reichlich pflanzlichem Nahrungsangebot fühlt er sich besonders wohl. Ursprünglich stammen die Flussflohkrebse vom Balkan, im Laufe der Zeit haben sie sich aber auch in anderen Gewässern angesiedelt. Insgesamt werden circa 30 bis 40 verschiedene Flohkrebsarten gezählt, die deutsches Süßwasser besiedeln. „In einem renaturierten Gewässer lassen sich die Gammariden recht schnell nieder. Ist der Weg mal etwas weiter, lösen sie auch gerne ein ,Flugticket‘ und reisen als blinde Passagiere im Gefieder von Wasservögeln mit oder heften sich an Bootsrümpfe“, sagt die Biologisch-technische Assistentin Sylvia Mählmann.

In der Fortbewegung flexibel

Der Flussflohkrebs ist nicht nur sehr mobil, sondern auch bei der Art und Weise seiner Fortbewegung recht flexibel. Die Vorder-beine werden als sogenannte Schreitbeine bezeichnet, die er wie eine Art Ruder einsetzen kann. Zum Schwimmen nutzt der Krebs die letzten drei Beinpaare. Kleinere Strecken schwimmt der Flohkrebs in Seitenlage über den Gewässergrund. Für weitere Entfernungen bewegt sich der Krebs aufrecht – ähnlich einem Seepferdchen – durchs freie Wasser.

Wie ein Känguru im Wasser

Bis zu neunmal können sich die Flussflohkrebse in einem Jahr vermehren, dabei kommt es auf Wassertemperatur, Fressfeinde und Nahrungsangebot an. Der Paarungsakt kann bis zu mehreren Wochen dauern. In dieser Zeit schwimmen das Weibchen und das Männchen, welches sich auf dem Rücken seiner Gattin festklammert, gemeinsam umher. Nach Ende der Paarung lösen sie sich wieder voneinander. Beim Transport von Eiern und Embryonen orientiert sich der Flussflohkrebs an einem ganz anderen Tier: „Dann wird er zum ,Känguru unter den Krebsen‘“ sagt Sylvia Mählmann. Denn die befruchteten Eier und Embryonen trägt das Weibchen in einer Brusttasche unter seinem Körper, bis diese ins Wasser entlassen werden können.Ein wahrer Zerkleinerer ist der Flohkrebs. Am liebsten hat er Laub „auf dem Teller“. Wenn das aus ist, tuen es aber auch kleinere Insektenlarven, Artgenossen oder auch Aas. Durch das „Zerschreddern“ seiner pflanzlichen Kost spielt der Flussflohkrebs eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz von Gewässern. Das zerkleinerte pflanzliche Material ist nämlich für andere Tiere nutzbar.

Serie: Bewohner des Monats
Fließgewässer sind die Lebensadern unserer Landschaft. Sie bieten Menschen nicht nur Erholung, sondern sind als Ökosysteme unverzichtbar und schützenswert. Ein Großteil der Wasserlebewesen sind wirbellose Tiere (Makrozoobenthos), die häufig am Boden oder Rand des Gewässers leben. Dazu gehören u.a. Wasserinsekten, Krebstiere, Schnecken und Muscheln. Sie sind ein wichtiger Indikator für die Wasserqualität. Denn nur ein natürliches Gewässer weist eine hohe Anzahl und Vielfalt wirbelloser Tiere auf. Durch das Programm „Lebendige Lippe“ soll sich der längste Fluss in NRW natürlicher entwickeln. Diese Veränderungen erfassen die Lippeverbands-Mitarbeiter-innen und Mitarbeiter des Labors anhand von Probenahmen entlang der Lippe und ihrer Nebenläufe. Dabei untersuchen sie regelmäßig insgesamt 431 Kilometer Wasserläufe im Verbandsgebiet. Ausgewählte Lebewesen, die etwas über die Wasserqualität verraten, stellt der Lippeverband in den nächsten Monaten in seiner Serie „Bewohner des Monats“ vor.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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