Literatur im Spieker: Michael van Ahlen las „Novecento“
Jacek Stam untermalte mit vorwiegend eigenen Kompositionen die Legende vom Ozeanpianisten
Haltern. (E.M.) Die Art, wie Alessandro Baricco (geb. 1958) mit seiner feinen poetischen Sprache die Musik in das Narrative seines Monologs „Novecento – Die Legende vom Ozeanpianisten“ einbindet, ist brilliant, ja so evokativ wie die Stimme des Vorlesers Michael van Ahlen und die berührend atmosphärische Musik von Jacek Stam, deren fließenden Übergänge das Publikum begeisterten.
Man denke da nur an das musikalische Duell zwischen dem legendären Jazzpianisten Jelly Roll Morton und dem geheimnisvollen T.D. Lemon Novecento, dem Titelhelden. Man hätte im Spieker eine Stecknadel fallen hören können. Es war, als hielte das Publikum den Atem an. Wer mit Bariccos Werk vertraut ist, spürte, dass sich in dieser Geschichte der ganze Zauber seiner betörend einfachen Erzählkunst meisterhaft verdichtet: Meer, Musik, Freundschaft, innere Abenteuer. Michael van Ahlen leiht dem Trompeter Tim Tooney, dem Freund Novecentos, seine Stimme, um die Legende vom Ozeanpianisten zum Leben zu erwecken, der als Säugling in einem Zitronenpappkarton auf dem Piano im Ballsaal des Passagierschiffs „Virginian“ am 1. Januar 1900 von Danny Boodman, einem schwarzen Maschinisten gefunden und aufgezogen wird. Novecento, der Zeit seines Lebens dieses Schiff nicht verlässt, entwickelt sich bereits als kleiner Junge zu einem fulminanten Klavierspieler, der später Passagiere mit seiner einzigartigen Mischung aus Volksmusik und Jazz unterhält. Ob er, als die „Virginian“, gebeutelt vom Zweiten Weltkrieg, verschrottet werden soll, an Bord bleiben wird? Wenn Sie zu denen gehören, die keine Karte für die Lesung mehr ergattern konnten, gehören, müssen Sie nach der Antwort im Buch suchen. Es lohnt sich!
Musik spielt auch bei der Lesung am 4. Februar eine tragende Rolle: Così fan tutte“ (Alan Bennett)
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