Kreditaufnahme in Schweizer Franken: Stadt Gladbeck verwahrt sich gegen "Zocker-"Vorwürfe
Die Antwort aus dem Rathaus kam erwartungsgemäß prompt: Die Stadt Gladbeck wehrt sich vehement gegen die vom „Bund der Steuerzahler“ ausgestellte Behauptung, wonach auch Gladbeck zu den nordrhein-westfälischen Städten gehört, die sich bei der Kreditaufnahme in Schweizer Franken in den vergangenen Jahren „verzockt“ haben.
„Die Aufnahme von Krediten in Schweizer Franken hat unserer Stadt über viele Jahre deutliche finanzielle Vorteile gebracht. Der Vorwurf, wir hätten uns verzockt, geht an der Realität vorbei. Nach vorsichtiger, konservativer Berechnung unter Berücksichtigung aller zur Verfügung stehenden Fakten sind wir damals zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Kreditaufnahmen wirtschaft-lich vernünftig und verantwortungsvoll im Sinne der Stadt waren“, erläutert Christiane Schmidt von der städtischen Pressestelle.
Zinsvorteile von rudn 4 Millioen € erwirtschaftet
Fakt ist, dass die Stadt Gladbeck seit 2003 Kredite in Schweizer Franken (CHF) aufgenommen hat. Grund dafür waren die damals deutlich niedrigeren Zinsen, die Schweizer Geldinstitute gegenüber Eurokrediten anboten. Insgesamt ist ein Drittel aller Liquiditätskredite, die die Stadt derzeit hält, in Schweizer Franken. Das Volumen dieser Kredite beträgt rund 64 Millionen Euro. Im Rathaus hat man errechnet, dass sich die damit erwirtschafteten Zinsvorteile bislang auf mindestens 4 Millionen Euro belaufen.
Im Zuge der Euro- und Bankenkrise 2008/2009 ging dann aber der Wechselkurs EUR/CHF erheblich zurück. Christiane Schmidt: „Diese negative Entwicklung konnte niemand voraussehen. Viele andere Städte, unter anderem fast sämtliche Städte des Kreises Recklinghausen, haben ebenfalls Kredite in Schweizer Franken aufgenommen.“ Christiane Schmidt verweist darauf, dass die Währungsverluste oder -gewinne jeweils im Rahmen des Jahresabschlusses bilanziert werden, seien daher auch keine Überraschung. „Diese Bilanzen sind öffentlich, werden auch der Politik zur Verfügung gestellt“, so die Stadt Gladbeck.
Euro- und Bankenkrise führten zu sinkendem €-Wechselkurs
Die Rechnung, dass beim Ablösen der Kredite Verluste entstünden, sei außerdem eine rein bilanzielle Darstellung. „Wir planen nicht, die Kredite abzulösen und setzen natürlich darauf, dass sich der Kurs zu unseren Gunsten wieder stabilisiert“, so die Stadt weiter.
Gladbeck habe sich zudem nie an risikoreichen und spekulativen Finanzierungsmodellen beteiligt. Weder Cross-Border-Leasing noch Zinswetten seien von der Stadt getätigt worden. Christiane Schmidt: „Wir gehen verantwortungsvoll mit unseren Finanzen um, wir zocken nicht!“
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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