AfD polarisiert gegen den Islam und bietet keine Lösungen für komplexe Zusammenhänge
Nach wechselnden gescheiterten Zielen gegen den Euro und die Flüchtlinge versucht die AfD aktuell Oberwasser zu gewinnen, in dem sie gegen den Islam polarisiert. Teile der AfD stellen sogar die grundgesetzlich geschützte Religionsfreiheit in Frage. Wie schon bei anderen Themen, wird sie auch damit mittel- bis langfristig keinen Erfolg haben. Mit Pauschalisierungen gegen Minderheiten erreicht man keine Lösungen für komplexe Zusammenhänge. Im Gegenteil, damit spaltet sie die Gesellschaft und verkennt dabei auch, dass das Zusammenleben und der Dialog in vielen Bereichen bereits gut funktionieren. Wir haben in Deutschland Religionsfreiheit und extreme Ausprägungen, gleich welcher Art, regelt der Rechtsstaat im Rahmen seiner Gesetze.
Keine generelle Islamfeindlichkeit in Deutschland und Europa
Ich kann als Muslimin, die schon seit Jahrzehnten über die Christlich-Islamische Gesellschaft oder den Liberal Islamischen Bund in der Dialogarbeit engagiert ist, auch nicht feststellen, dass es in Deutschland oder Europa eine generelle Islamfeindlichkeit in den Bevölkerungen gibt. Das zeigen Muslime, die kommunal, auf Landesebene oder im Bundestag in der Politik und der Gesellschaft sichtbar Entscheidungspositionen erreicht haben. Das ist aktuell noch einmal deutlich geworden an der Wahl einer Parlamentspräsidentin in Baden-Württemberg, die muslimischen Glaubens ist oder eines muslimischen Bürgermeisters für London. Trotz Negativkampagne seiner Gegner ihn in die extremistische Ecke zu drängen, hat sich die Mehrheit der Londoner Bevölkerung für Sadiq Khan pakistanischer Herkunft entschieden.
Wir brauchen aber einen europäisch geprägten Islam
Ein europäisch geprägter Islam wird nicht erst seit der AfD diskutiert. Die liberalen und reformorientierten Muslime fordern schon länger einen Islam europäischer Prägung ohne den Einsatz von Imamen aus dem Ausland, denn sie schaden hier mehr als das sie nutzen. Mehrere Hochschulen in Deutschland haben in den letzten Jahren Lehrstühle eingerichtet, wo muslimische Theologen und Religionspädagogen ausgebildet werden. Für NRW haben wir z. Bsp. in Münster mit Prof. Mouhanad Khorchide, der letztes Jahr in Gladbeck auch referiert hat, einen sehr guten Gelehrten für einen zeitgemäßen Islam.
Einfluss der Imame aus den Herkunftsländern nicht integrationsförderlich
In den letzten Jahren ist der Einfluss der Herkunftsländer über die Imame aus dem Ausland auf die Muslime hier stärker als je zuvor, insbesondere die Gemeinden der türkeistämmigen Muslime werden als Wahlvolk von Politikern der Türkei hofiert. Nach den Satzungen darf in den Gemeinden aber keine Politik betrieben werden. Die Imame, die als türkische Staatsbeamte von der staatlichen Religionsbehörde befristet entsandt und bezahlt werden, können nicht frei agieren und dienen ihrem Staat. Sogar die Predigten kommen von der Zentrale. Unabhängig von dem politischen Einfluss, vertreten und vermitteln Imame aus dem Ausland einen Islam, der meist nicht integrationsförderlich ist und mit der Lebenswirklichkeit der Menschen hier wenig zu tun hat. Sie sprechen kaum Deutsch, kennen sich in den Strukturen nicht aus und können jungen Muslimen keine Orientierung in einer Gesellschaft mit verschiedenen Kulturen und Religionen bieten.
Parteiübergreifend wird immer wieder der Stopp von Import-Imamen gefordert
Einige Landtags- und Bundestagsabgeordnete der CDU hatten bereits im Februar letzten Jahres ein Positionspapier erarbeitet und den Stopp von Import-Imamen gefordert. Parteiübergreifend hört man inzwischen diese Stimmen. Nach einer Rückfrage von mir bei dem Bundestagsabgeordneten Sven Volmering (CDU), ob auf Bundesebene an der Problematik der „Import-Imame“ gearbeitet wird, wurde mir nun das Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs und Bundestagsabgeordneten Günter Krings übermittelt. Darin heißt es u. a.: „..es ist in der Tat so, dass das Thema der Ausbildung im und Finanzierung aus dem Ausland vor allem Imame betrifft, die durch die staatliche türkische Religionsbehörde DIYANET in der Türkei nach Deutschland für eine befristete Zeit entsandt und finanziert werden.“ Es gebe aber auch Verbände, wie der Verein Islamischer Kulturzentren (VIKZ) oder die Ahmadiya Muslim Jama’at (AMJ), die in der Deutschen Islam Konferenz vertreten sind und ihre Imam-Ausbildung in Deutschland betreiben. „Grundsätzlich stimme ich mit Frau Dreessen darin überein, dass es wichtig ist, dass zunehmend in Deutschland ausgebildete und sozialisierte Imame zum Einsatz kommen“, schreibt der Parlamentarische Staatssekretär weiter. Durch die Einrichtung von universitären Zentren islamischer Theologie an verschiedenen Hochschulen habe man bereits einen Prozess eingeleitet, damit in Zukunft hier sozialisierte und ausgebildete Personen den Islam in unserem Land prägen. Parallel bemühe sich das Bundesinnenministerium im bilateralen islampolitischen Dialog zwischen Deutschland und Türkei um die Reduktion der administrativen und politischen Einflussnahme der Türkei auf DITIB und die Etablierung einer Alternative zur Entsendung von Imamen aus der Türkei, so der Staatssekretär.
Wir müssen die Bedingungen für einen europäisch geprägten Islam stellen
In Österreich gibt es seit letztem Jahr ein Islamgesetz, wonach Imame aus dem Ausland nicht mehr zugelassen werden. In Belgien übernimmt der Staat zum Teil die Finanzierung von Imamen, die im Land ausgebildet werden, um Radikalisierungen vorzubeugen. Wir müssen auch in Deutschland die Bedingungen für die Implementierung eines europäisch geprägten Islam stellen und somit den Einfluss aus dem Ausland eindämmen, um den Extremisten, ob aus dem islamistischen Lager oder aus dem der AfD, den Nährboden zu entziehen.
Autor:Interkulturelle Frauengruppe Gladbeck aus Gladbeck |
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