Ulrich Matthes liest Kafka, genauer gesagt: "Brief an den Vater". Das verspricht für die Besucher der Ruhrfestspiele 2017 bei der Lesung am Sonntag (11. Juni, 11 Uhr) eine Vorstellung, bei der Gänsehaut garantiert ist - und bei der bestimmt auch gelacht werden wird.
Ulrich Matthes kommt, seitdem Frank Hoffmann die Leitung übernommen hat, jedes Jahr zu den Ruhrfestspielen. Seine Vortragskunst ist - schlicht gesagt -brillant. Wie kein anderer versteht es Ulrich Matthes, zum Publikum den direkten Draht zu finden.
Der Charakterdarsteller genießt nicht erst seit seiner Rolle als Propagandaminister Joseph Goebbels in "Der Untergang" von Oliver Hirschbiegel großes Ansehen und Popularität. Seit der Saison 2004/05 ist er festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin. Er wurde mehrfach zum "Schauspieler des Jahres" gewählt, hat eine stattliche Reihe an Film-, TV- und Hörbuch-Preisen. Brillant sind seine Synchronisationen von Kenneth Branagh, Malcolm McDowell, Charlie Sheen ("Platoon") und Sean Penn ("Carlito’s Way").
Zum Werk: Anfang November 1919, nach seinem dritten erfolglosen Heiratsversuch, schrieb Franz Kafka, auf 100 Bögen Papier, einen Brief an seinen Vater. Kafkas Großvater war Fleischhauer, der mit seinen Zähnen einen Sack Mehl heben konnte. Dessen Sohn musste als Kind barfuß im Winter die Schlachterkarren durch die Dörfer ziehen. Kafkas Vater wurde ein grimmiger, herrischer Hüne. Franz, sein Erstgeborener, war eine einzige Enttäuschung. „Ein schwaches, zartes Kind ..., das viel las und nicht turnen wollte“.
Der Vater-Sohn-Konflikt wird Franz Kafka zeitlebens verfolgen und zieht sich leitmotivisch durch sein gesamtes literarisches Werk. Ein fesselndes Stück Weltliteratur. In einer Zeit von Email, Mausklick, Geschnatter und Getwitter nimmt der Ausnahme-Mime Ulrich Matthes das Publikum mit auf die Reise durch einen der unfassbarsten, nicht zu ergründenden Briefe, die je ein Mensch geschrieben hat.
Großes Haus, Sonntag, 11 Uhr.
Karten: 02361/ 92 180
Autor:Kerstin Halstenbach aus Recklinghausen |
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