Sport und Behinderung. Warum ist der Sport bzw. die Bewegung insbesondere für Menschen mit Behinderung so wichtig? Von Dipl.-Sportlehrer Harry Janke.

4. September 2011
11. cSc, 40764 Langenfeld (Rheinland)
Foto: Susanne Mey

Galt noch bis vor wenigen Jahrzehnten die „Schonung“ als das oberste Prinzip
in der Betreuung behinderter Menschen, so ist heutzutage das individuell dosierte Training das Mittel der Wahl, um gesunde Funktionen zu stärken und eingeschränkte körperliche bzw. geistig-seelische Belastbarkeit zu verbessern.
Gleichgültig, um welche Art der chronischen Erkrankung bzw. Behinderung es sich handelt - die gezielte Bewegungstherapie und der Rehabilitationssport fördern die Mobilität, verbessern die soziale Kompetenz und damit die Lebensqualität. War es in der Nachkriegszeit noch der sogenannte Versehrtensport, der in seiner organisierten Form Freude und Spaß an Bewegung, Spiel und Sport vermittelte, so wächst in den vergangenen Jahrzehnten die Anzahl zivilisationsbedingter Erkrankungen bzw. deren Folgeschäden wie z. B. Diabetes mellitus, Herzinfarkt oder Schlaganfallpatienten. Die zunehmende Technisierung und Computerisierung ist nicht nur einer der Hauptursachen für die Zunahme von Stoffwechselerkrankungen, sondern auch ursächlich beteiligt an der vermehrten Entstehung orthopädisch-neurologischer Erkrankungen wie z.B. muskulären Defiziten, Haltungsschäden, Gelenkerkrankungen, Bandscheidenvorfällen sowie vorzeitigen dementiellen Ausfallerscheinungen. Selbst in der Vorbeugung, Therapie und Rehabilitation bösartiger Neubildungen (Krebs) spielt das gezielte Training eine zentrale Rolle.

Welche Effekte werden beim Sport mit „Capps“ erzielt?

Bewegung, Sport und Spiel ist ein biologisches Grundbedürfnis, das das Herz-Kreislaufsystem leistungsfähig erhält, für Stabilität in der Muskulatur und den Gelenken sorgt, Stresshormone abbaut und vorbeugend gegen grippale Infekte wirkt.
Entscheidend ist nicht allein, ob ich Sport treibe, sondern das „Wie“. Unterforderung ist ebenso schädlich wie Überforderung.
Ist ein systematisches Training über einen längeren Zeitraum durchgeführt worden und eine eingehende sportmedizinische ärztliche Untersuchung erfolgt, so können Menschen mit Behinderungen ebenso Leistungssport betreiben wie Nichtbehinderte. Im Regelfall sind es allerdings eher jüngere Teilnehmer nach Gliedmaßenamputation oder Unfällen, die in der entsprechenden „Schadensklasse“ bei Wettkämpfen an den Start gehen.
Im Deutschen Behindertensportbund (DBS) sind sämtliche Teilnehmergruppen organisiert. Während bei den Stoffwechsel- und Krebserkrankten der gesundheitliche Wert des Sports im Mittelpunkt steht und gerade durch das Gruppenerlebnis auch die Psyche gestärkt wird, steht bei den jüngeren Behinderten oft auch die Freude an der eigenen Leistung und der Wettbewerb im Mittelpunkt. Seit einigen Jahren sind die Paralympics fester Bestandteil des internationalen Leistungsvergleichs junger Menschen mit Handicap. Ebenso wie bei den Nichtbehinderten ist die Leistungsentwicklung rasant und die Spitzenathleten trainieren ebenfalls unter professionellen Bedingungen.

Integrationswert

Ganz nebenbei hat der Behindertensport einen immensen Integrationswert - Sport kennt keine Grenzen. Sport verbindet Menschen aller Altersstufen, aller sozialen Schichten, aller Kulturen und Menschen mit und ohne Behinderung.
Dies wird am 4.9.2011 in Langenfeld/Rheinland beim cSc (capp Sport cup) praktiziert - hier werden Capps (Behinderte) und No-Capps (Nichtbehinderte ) unter dem Motto „gemeinsam rollt´s“ zum 11. Male starten und sich in einem fairen Wettbewerb messen. Das cSc-Sportfest ist in dieser Art einmalig in Deutschland. Die Teilnehmer kommen auf Inlinern, Tandems, Handbike, Adaptivbike, Rollstuhl, Dreirad, Einrad und Tretroller. Das Alter der Teilnehmer beginnt bei 3 Jahren und endet um die 80 Jahre. Mehr Infos über den cSc finden Sie unter: www.gemeinsam-csc.de

„Wenn es den Sport in seiner heutigen Form nicht geben würde, müsste man ihn dringend erfinden. Es gibt kein Medikament auf der Welt, das solch positive Auswirkungen auf den menschlichen Organismus hat, wie die gezielte Bewegung.“
(Univ.- Prof. mult. Dr. med. Dr. h. c. mult. Wildor Hollmann, ehemaliger Präsident des Weltverbandes der Sportmedizin und Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln).

Dipl.-Sportlehrer Harry Janke (49) erteilt Sportunterricht u.a. an der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule „Am Brückentor“ in Langenfeld (Rhld.). Er studierte nach Abitur und Zivildienst Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln, Fachrichtung „Rehabilitation und Behindertensport“. Als hauptberuflicher und ehrenamtlicher Sportlehrer, Trainer, Kursleiter und Sporttherapeut sowie Geschäftsführer in Sporteinrichtungen sammelte er in 2 ½ Jahrzehnten Erfahrungen auf vielen Gebieten des Sports und erwarb eine Reihe von Zusatzqualifikationen. Außerdem arbeitet Harry Janke seit den 80er Jahren mit Univ.-Prof. mult. Dr. med. Dr. h. c. mult. Wildor Hollmann vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln zusammen.

Autor:

Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland)

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