Lernt ihr denn nie...?

28. Juli 2010
NRW, Goch

Zum Afghanistan-Konflikt.

Jene neuen Erkenntnisse zum Afghanistan-Einsatz, die im Internet auftauchten und als „geheim“ eingestuft waren, offenbaren die Sinnlosigkeit jenes Einsatzes in seinem ganzen Ausmaß.

Dabei stellt sich dann die Frage, ob sich die Regierungen der am Einsatz beteiligten Länder überhaupt bewusst sind, welche Perspektivlosigkeit jener Einsatz überhaupt hat, welchen Gespenstern dort nachgejagt wird und dass eine Lösung mit einem zufriedenstellenden Abschluss gar nicht möglich ist. Alle bisherigen Opfer, sei es an Menschen oder Material waren umsonst und zwar genauso, wie es weitere Opfer sein werden.

Reichte es denn nicht, dass seinerzeit schon die Russen feststellen mussten man in Afghanistan keinen Krieg gewinnen kann?

Reichte es denn nicht, dass die Amerikaner in Vietnam, Korea und Irak mit ihrem Konzept scheiterten oder scheitern werden?

Was muss denn noch geschehen, bis dass man endlich begreift...?

Und trotzdem sind sie dem Kriegstreiber Busch alle gefolgt mit der Vision, das einzig Gewalt den Frieden bringen kann!

Lernt ihr denn nie, dass man anderen Völkern nicht seinen Willen und Kultur aufzwingen kann?

Dass Gewalt nie die Lösung des Problems war und nur Gegengewalt schürt?

Dass die Besessenheit Demokratie zu missionieren nur zu Tod und Trauer führt?

Dass einzig der Dialog und die gegenseitige Achtung der Ansichten und Gebräuche verschiedener Völker das Miteinander ermöglicht?

Man die Völker allein entscheiden lassen sollte, wie sie leben und regiert werden wollen.

Dass die Kulturen für Manche zwar suspekt wirken, was trotzdem nicht heißen darf, dass die Unsere die wahre Kultur ist?

Dass sich die Kulturen dem Menschen und der Mensch seiner Kultur anpassen und was sich Jahrtausende bewährte nicht wirklich falsch sein kann?

Fest steht, der Terror ist durch den Einsatz in Afghanistan eher geschürt, als dass er bekämpft wurde. Ausbildungscamps des Terrors sind längst anderorts und unsere denkbar schlecht ausgerüsteten Soldaten wissen im Grunde gar nicht, was sie dort überhaupt sollen, einzig als Werkzeug von Besessenen zu dienen, die die Welt ihre politischen Anschauungen aufzwingen wollen, die zudem noch von kommerziellen Interessen geprägt sind.

Man sollte den Menschen anderer Kulturen selbst überlassen, wie sie leben wollen und selbst bestimmen lassen, wer sie regiert. Zwar heißt das nicht, dass Völkermorde uns nichts angehen mögen, doch Tod und Elend durch „Befreiungen“ dort hin zu tragen ist ebenfalls verwerflich und blockieren eher Lösungen als dass sie stattfinden. Nicht selten wird dann eine Seite unterstütz, die nicht besser ist, als die bekämpfte.

Saddam Hussein war einer, der als anschauliches Beispiel dienen könnte, einstmals von den Amerikanern gefördert worden zu sein. Wie die Geschichte dann weiter ging, dürfte allseits bekannt sein...

Um den Irrsinn des Mechanismus anschaulich darzustellen, ließ ich mir eine kleine Erzählung einfallen. Ich hoffe sehr, dass die Botschaft jener etwas suspekt klingenden Zeilen verstanden wird.
Ich nannte Sie:

Der mit dem Kopf schüttelte

Es gab da zwei Reiche. Das eine nannte sich „Mühlenreich“, das andere „Klapland“. Im Grunde wären die Völker friedlicher Natur, wären da nicht ihre Herrscher und Prediger gewesen.

Paradoxerweise glaubten beide Seiten an den Schöpfer und wussten nur zu genau, was Gut und was Böse war. Jeder hatte seine Methoden und Rituale, mit denen er dem Schöpfer huldigte und seiner Kultur angepasste.

Doch Gewinnsucht und Machtstreben ließen ihre Gedanken in Richtungen kanalisieren die sie sich schließlich schön redeten. Diese geniale Technik ließen ihre Hirne schließlich immun werden gegen das schlechte Gewissen. Jeder glaubte, das Richtige zu tun und war sich sicher, dass es auch so war.

Falsch machte es nur die Gegenseite, nur einzig die eigene Seite schlug den richtigen Weg ein. Jede Seite hatte zu Ehren ihres Schöpfers wunderschöne Häuser gebaut. Leider schienen jene, die das Wort des Schöpfers verkündeten irgendetwas missverstanden zu haben, indem sie sich selbst mit Prunk umgaben und kleideten und so taten, als seien sie der Schöpfer selbst. Sie stellten sich selbst mehr in den Mittelpunkt als der, dessen Wort sie verkünden sollten. Mit geteiltem Herzen wurde das Wort des Schöpfers allzu oft zum Eigennutz der Prediger missbraucht. Und jene, die ihren Worten lauschten, nahmen die Worte auf, wie süßesten Nektar und glaubten vorbehaltlos.

Und obwohl beide Seiten so unterschiedliche Ansichten hatten träumten sie alle von einem gemeinsamen „Klapmühlenreich“. Natürlich dabei unter der Herrschaft des jeweiligen Träumers.

Und es beobachtete sie dabei Jemand, der mit dem Kopf schüttelte.

Neben dem Glauben hatte auch jede Seite ihre eigenen politischen Ansichten. Zwar war für die Freiheit der Gedanken eine Verfassung vorhanden, die allen Menschen diese Freiheit garantierte, doch die war nur Papier und nicht die Realität. Sogar jene, die diese Papiere verfassten hatten den Glanz der Macht oder Dollarzeichen in den Augen.

Und so versuchte es jede Seite, auf ihre Art, der anderen Seite überlegen zu sein. Unter der Fahne, die die Freiheit bringen sollte, wurde in vielen Ländern einmarschiert. Äußerte einer der Kommandeure seine Bedenken, dann gab man einfach vor, dort Brunnen bauen zu wollen. Und oftmals billigten die Herrscher der Reiche sogar das Vorgehen, um ihre eigene Macht zu festigen. In vielen Reichen passierte im Grunde immer wieder das Gleiche und es gab im Laufe der Zeit Millionen von Opfer.

Doch keines der Reiche lernte daraus, weil die Machthaber stetig wechselten und jeder Neue glaubte dann, die bessere Idee zu haben. Um dann auch alles richtig gemacht zu haben, ließen sich die Herrscher dann von denen, die das Wort des Schöpfers verkünden, die Waffen segnen.

Und es beobachtete sie dabei Jemand, der mit dem Kopf schüttelte.

Natürlich waren viele Menschen der betroffenen Völker nicht einverstanden. Fremde im Reich, die ihnen den Willen und die Denkweise aufzwingen wollten waren für sie unwillkommen. Und so organisierten und wehrten sie sich. Und je mehr sie sich wehrten, umso grausamer wurden sie. Oftmals dann angestachelt von Jenen, die das Wort des Schöpfers verkündeten und ihnen für ihre Taten das Paradies versprach. Dass auch diese dem Eigennutz frönten, merkten sie dabei nicht.

Und es beobachtete sie dabei Jemand, der mit dem Kopf schüttelte.

Zerfetzte und verdrehte Leiber, abgetrennte Gliedmaßen, in Stücke gerissene Kinder. Not, Elend und Trauer. Vorangegangene Jahrhunderte gefüllt mit Blut und Tränen. Dabei nicht ein einziges Mal daraus gelernt! Und das alles im Namen des Schöpfers?

Jemand fragte den, der mit dem Kopf schüttelte: „Das soll das von Dir geschaffene Reich sein?“

Der, der mit dem Kopf schüttelte antwortete nur lächelnd: „Nein, das ist lediglich das Irrenhaus meines Reiches…“

Foto: S. Rike, Pixelio, zur Veröffentlichung freigegeben

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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