Bangemachen gilt nicht!
Glaubt man jenen Propheten, die Angst und Schrecken über die Zukunft Deutschlands verbreiten und dabei vorhersagen, wie die Bevölkerung in Deutschland derart schrumpft, dass irgendwann weniger Menschen vorhanden sind die Arbeiten und in die Sozialsysteme einzahlen, als Menschen, die Altersruhegelder beziehen, dann könnte einem Angst und Bange werden.
Natürlich ist es reizvoller für jemanden, wenn er sich dadurch wichtig machen kann, indem er Unheil ankündigt. Gebannt schauen ihm die Zuhörer auf die Lippen und vernehmen interessiert sein Schreckenszenario. Wesentlich schwerer hat es hier jener, der objektiv versucht, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen, das Für und Wieder abwägt und auf der Sachebene versucht, die Zukunft zu deuten.
Doch gibt es bei diesen Prognosen erhebliche Denkfehler, die zumeist außer Acht gelassen wurden:
1. Fehler: Man berechnet die vergangenen Zahlen einfach in die Zukunft.
Dabei wird alles so belassen, wie es ist. Die Vergangenheit ist hier die einzige Grundlage der Berechnungen und wird einfach in die Zukunft projiziert. Keinerlei Veränderungen werden dabei eingepflegt, wie etwa, dass Globalisierung und Überbevölkerung auf der Erde zwangsläufig dazu führen wird, dass sich Zuströme verändern werden und zwar dorthin, wo Arbeit vorhanden ist. Wir haben mittlerweile sieben Milliarden Menschen auf dem Planeten Erde und die Zahl steigt ständig. Das Bevölkerungsproblem wird das Vordringlichste sein, dass die Menschheit meistern muss! Und gleichzeitig warnen hierzulande einige Wissenschaftler davor, dass Deutschland auszusterben droht, dass unsere Sozialsysteme in absehbarer Zeit keine Beitragszahler mehr hätten?? Wie passt dies denn zusammen...??
Zwar wird es stimmen, dass die Zahl der Deutschen schrumpfen wird, sofern sich bei der Geburtenrate nichts ändern wird, jedoch dass die Zahl der Köpfe weniger wird, die in den hiesigen Sozialsystemen einzahlen werden, ist mehr als unwahrscheinlich. Was eher wahrscheinlicher ist, dass in absehbarer Zeit vielleicht Millionen von Chinesen und Inder oder sonst wer zur Normalität unseres Gesellschaftsbildes gehören werden und dass sich die Sozialsystem flexibilisieren müssen, was die Verteilung der Einzahlungen an den Berechtigten betrifft.
2. Fehler: Die Naivität zu glauben, dass Anreize durch Geldzuwendungen die Geburtenrate steigern könnte.
Machen wir uns doch nichts vor: Im Grunde ist die gezeigte Liebe zu Kindern, wie sie von allen Seiten der Politik und der führenden Köpfe vorgelebt wird genauso eine Heuchelei (oftmals!), wie die Sympathie zu behinderten Menschen. In unserer Konsum-Gesellschaft, in der sich praktisch alles um Karriere, neues Auto, eigenes Häuschen, ausgiebigen Urlaub und..., und..., und... dreht, ist doch kaum noch Platz für Kinder und deren Erziehung. Das paradoxe hier ist, dass es sich keiner traut zu sagen, denn dieser könnte sofort einpacken und seine politische Karriere wäre beendet.
Ich selbst habe ab meinem 21. Lebensjahr seinerzeit zwei Kinder großgezogen. Wenn ich die Zeit Revue passieren lasse, so war mir stets klar, dass ich zeitlebens auf Einschränkungen und Verzicht aufgrund der Kinder geprägt war. Währen Bekannte, die kinderlos waren, immer das neuste Auto, die tollste Weltreise oder an allen Gesellschaften teilnehmen konnten, wie sie wollten, war für mich und meiner damaligen Frau, schon in jungen Jahren die Einschränkung der stetige Begleiter.
Sei es die Buchung einer Reise in den Sommerferien mit mehreren Kindern oder sonst was: Wer Kinder hat ist immer erheblich im Nachteil als jene, die keine haben. Da kann man drehen, wie man es will, man kommt immer zu dem gleichen Schluss. Das bisschen Kindergeld, was wir seinerzeit bekamen, war schon lächerlich. Immer nur Verzicht und Nachteile wegen der Kinder, ein Leben lang.
Und jetzt sollte plötzlich ein Ruck durch die Gesellschaft gehen und die Deutschen bekommen wieder Lust auf Kinder...? Eher wird der Papst evangelisch!! Würde man das Kindergeld auf 1000 Euro erhöhen, dann wäre ich mir noch nicht einmal sicher, ob dann Kinder der Anschaffung eines neuen Autos dienten (bei vielen jedenfalls) oder in gewissen Kreisen sogar Missbrauch mit dem Geld betrieben würde.
Fakt ist, dass Konsum-Gesellschaft, die hauptsächlich Spaß am Leben haben und es genießen will und gleichzeitig Kinder haben zu wollen kontraproduktiv ist. Auch berufliche Nachteile, die zwar gesetzlich weitgehend (auf dem Papier) ausgeschlossen sein sollten, finden dennoch statt. Insofern ist die Prognose, dass das deutsche Volk in den kommenden Jahrzehnten deutlich schrumpfen wird die einzige, die auch genau in der prognostizierten Form eintreten wird.
Sicherlich ist es wichtig, dass man sich mit dem demographischen Wandel befasst und entsprechende Schritte der Vorsorgung einleitet. Gesteuert sollten diese jedoch mit Augenmaß und der realistischen Einschätzung der Prognosen. Bangemachen und die Schilderung denkbar schlechtester Aussichten wäre schlichtweg Energieverschwendung, wobei diese Energie sicherlich besser der Sache dienlicher wäre, als den eigenen Vorteilen durch Selbstdarstellung.
Wir werden nicht umhin kommen, den demographischen Wandel dadurch entgegenzuwirken, indem wir in unserem Land Arbeitsplätze für Zuwanderer schaffen müssen. Und zwar nicht etwa jene aus dem europäischen Raum, sondern eher aus den Ländern, in denen das Bevölkerungswachstum ein Problem ist. Die Umverteilung der Menschen dorthin, wo sie gebraucht werden, kann jedoch nur durch Anreize geschaffen werden, die allen Seiten dienlich sind. Die Politik muss umdenken und sich zusammenraufen, inwieweit die Lösungen der Probleme gemeinsam zu organisieren sind.
Erst dann sind die Rahmenbedingungen geschaffen, dass man zuversichtlich in die kommenden Jahrzehnte schauen kann. Angesichts der vielen „Baustellen“ auf diesem Planeten sollte man langsam anfangen, sich hiermit zusammen zu raufen und über die Problematiken reden. Doch hier liegt das Problem darin, dass dann jeder auf seine eigenen Vorteile fixiert ist. Ich denke, dass der Mensch erst dann zur Vernunft kommen wird, wenn er merkt, dass eigene Vorteile überhaupt nichts bringen. Doch bis dahin wird es noch ein weiter Weg sein und der Planet Erde wird noch so einige Tortur aushalten müssen.
Hoffen wir, dass die Mutter Erde geduldig ist und uns Zeit gibt, bis wir uns besonnen haben. Sofern das überhaupt eintreten wird...
Foto: Karin Jung, Pixelio
Autor:Kurt Nickel aus Goch |
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