Leise schallt die Musik aus dem Rathaus in Kray, während Kinder mit leuchtenden Augen aus dem Gebäude hüpfen und die nächste Gruppe aufgeregt dem Orchester entgegenstürmt. Einige Mitglieder des Folkwang Kammerorchesters proben im historischen Ratssaal des Rathaus Kray und hatten Erstklässler von Grundschulen aus Kray und der näheren Umgebung zur
Probe eingeladen. Möglich macht‘s das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ (JeKi). Das Orchester probt Georg Philipp Telemanns „Konzert für drei Hörner und eine Solovioline“, in dem es einen Abschnitt „Auf zur Jagd“ gibt, an dem die Musiker gerade mit drei Solisten feilen. Für Begeisterung sorgen vor allem die lauten Hörner der Hornisten, die die Kids ganz in ihren Bann ziehen. Ganz
still und staunend sitzen sie auf ihren Stühlen. „Ist das Blasen der Hornisten zu laut“, will Dirigent Achim Fiedler wissen? „Nein!“, lautet die einstimmige Antwort. Während der Dirigent seine Musiker immer wieder unterbricht, um sie zu motivieren, und der Darbietung den letzten Schliff zu verleihen, erklärt er den Kindern die musikalischen Fachbegiffe. Zum Beispiel, dass die Partitur
schon so alt sei und in verschiedenen Versionen vorliege, dass man nun gucken müsse, dass alle Musiker die gleichen Noten spielen.
Gjergji Lalazi, einer der Geiger, findet es sehr schön zu sehen, dass dieses Miterleben der Musik den Kindern so viel Freude bereitet. „Es war toll, in den Klassen mein Instrument vorzustellen und die Kinder kennenzulernen“, sagt der junge Geiger. „Du hast total schön gespielt“, schwärmt eine Erstklässlerin
der Christophorusschule, die dem Musiker auch schon während der Probe kräftig zugewunken hat. „Es ist schon klasse wenn die Kleinen von uns zum Musikmachen inspiriert werden“, freut sich deshalb auch Lalazi.
Der kleine Leon (7) ist nach der Probe ebenfalls ganz begeistert und möchte nun auch Dirigent werden oder wenigstens Geige spielen. Hinter dem „JeKi“-Projekt steckt aber noch viel mehr, als nur dieses Erlebnis. Die Erstklässler der teilnehmenden Grundschulen haben wöchentlich extra Musikstunden. Gemeinsam mit den Klassenlehrern und dem Musikpädagogen Matthias
Rietschel wird musikalisches Terrain betreten. „Wir öffnen manchmal einfach nur die Fenster und lauschen den Geräuschen, die von draußen kommen“, sagt der Musikpädagoge. „Im ersten Schuljahr stellen wir die Instrumente vor und musizieren mit Glockenspielen, Xylophonen, Trommeln und vielem mehr. Natürlich wird auch viel gesungen - das ist wichtig“, erklärt er.
Vor der Probe hatten die Schüler schon einmal die Chance, die Instrumente des
Orchesters auszuprobieren und kennenzulernen. Ruth Kott Kraemer, Leiterin der Abteilung Grundschule an der Folkwang Musikschule Essen, erklärt, dass der „JeKi“-Unterricht ab dem zweiten Schuljahr nicht wie das reguläre Schulfach Musik ablaufe. „Ab der zweiten Klasse ist die Teilnahme an „JeKi“ freiwillig - und nicht mehr gebührenfrei für die Eltern“, erläutert sie. „Die Kooperation sieht aber so aus, dass wir den Unterricht mitfinanzieren. Die Instrumente werden gestellt“, erläutert Sabrina Palm von der Stiftung „Jedem Kind ein Instrument“. „Es soll ja am Ende nicht am Geld scheitern“, ergänzt sie.
Matthias Rietschel hat noch einen weiteren Punkt im Blick: „Ich setze mich dafür
ein, dass mehr Orchester-Musiker mit Kindern zusammenarbeiten. Oft gibt es da noch Berührungsängste, weil man meint, die Kinder seien noch zu klein, hören nicht richtig zu. Das stimmt aber nicht.“ Wer es dann einmal ausprobiert
hat, ist begeistert. „Ich bin froh, dass ich freie Termine hatte und in die Schulen gegangen bin“, sagt Geiger Gjergji Lalazi. Das Rathaus am Kamblickweg haben an diesem Vormittag nur Kinder mit leuchtenden Augen verlassen, die einem
großen Orchester beim Proben über die Schultern schauen durften. „Ich werde
auch mal Geigerin - oder ich spiele Flöte“, verkündete eine Teilnehmerin.
Dem Förderverein Rathaus Kray ist es gelungen, das Folkwang Kammerorchester zu einer weiteren öffentlichen Probe ins historische Rathaus am Kamblickweg einzuladen. Der öffentliche Teil einer Generalprobe findet am Samstag, 9. Juli, von 17 bis ca. 17.45 Uhr statt. Eintritt kostet 8 Euro. Wer die Konzert-Sensation nicht verpassen möchte, bekommt eine Eintrittskarte bei Schreibwaren Scheele im Einkaufszentrum Isinger Feld oder beim Vorsitzenden unter der Rufnummer 0157-74527924.
Autor:Mareike Schulz aus Essen-Steele |
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