Nach langen Jahren der Maloche freut sich ein jeder auf seinen verdienten Ruhestand. Doch letztendlich kann das bloße Rentnerdasein schell schrecklich langweilig werden, wie auch Bodo Roßner feststellen musste...
Der Entschluss war schnell gefasst: „Einfach dahin vegetieren - das kann es nicht sein.“ Dafür trägt Bodo Roßner zu viel kreative Energie in sich. Über 30 Jahre war er in der Jugendverbandsarbeit tätig, war also immer unter Menschen, die gemeinsam etwas auf die Beine gestellt haben.
Der Besuch einer Theatergruppe erweckte schließlich in ihm das Interesse am Schauspiel. „Doch letztlich war mir die ganze Geschichte zu traditionell. Ich wollte etwas vollkommen Neues schaffen“, erinnert sich der 60-Jährige. Er fing an, einige Szenen zu schreiben, stieß allerdings schnell an seine Grenzen. „Jetzt haste ‘was gemacht, aber alleine kommste nicht weiter“, dachte er sich. Zumal Roßner, wie er selbst eingesteht, „keine Ahnung“ vom Theater hat.
Dafür bringt er Organisationstalent und eine gehörige Portion Begeisterungsfähigkeit mit. Schnell hat Roßner fünf „Leidensgenossen“ zum Mitmachen animiert, mit denen er zusammen die Idee von einer Ruhrpott-Revue entwickelt. Zuerst als reine Seniorenveranstaltung konzipiert, wird das Projekt beinahe zum Selbstläufer. Jeder bringt seine Kontakte ein, inzwischen wirken rund 30 Personen aller Altersklassen mit, darunter nicht nur Laiendarsteller, sondern auch Musiker und Technikbegabte. Ein Glücksfall, wie sich herausgestellt hat - schließlich bringt jeder kreative Kopf frische Ideen mit.
Inzwischen hat die Ruhrpott-Revue mit dem Titel „Kumpel Anton geht in Rente“ zu einem Potpourri aus kurzen Spielszenen und Musikstücken gemausert, die alle einem roten Faden nachgehen. Das Ensemble hat sich nämlich seine ganz eigenen Gedanken zum Thema Älterwerden im Strukturwandel gemacht. Manchmal an Skurrilität kaum zu überbieten - wenn beispielsweise der Ruhrpott-Hippie-Oppa von den guten, alten Zeiten schwadroniert und mit „Kommste an in Altenessen“ seine ganz eigene Interpretation von Scott McKenzies „San Francisco“ zum Besten gibt -, schlägt die Revue auch düstere Aspekte an. Ein Stück, das also zum Nachdenken anregt, aber nie die Lebensfreude aus den Augen verliert.
Erste Kostproben servierte die eigenwillige Truppe auf diversen Veranstaltungen im Essener Norden, unter anderem bei der Kulturhauptstadtwoche im Bezirk V unter dem Motto Kultur anne Emscher. Die Resonanzen waren durchweg positiv. „Wahrscheinlich auch, weil wir herrlich unperfekt sind“, mutmaßt Bodo Roßner. Auch wenn die Ruhrpott-Revue vom Wohnquartier4 und von der Bezirksvertretung unterstützt und mittlerweile von Theater- und Tanzpädagoginnen begleitet wird - Hochglanz sieht tatsächlich anders aus. Andererseits verlöre die ganze Veranstaltung auch ihren Reiz: Die Ruhrpott-Revue ist Kultur für jedermann, durch ihren modulartigen Charakter ist immer Platz für neue Ideen aus dem Stadtteil.
Doch derweil werden erst mal die „alten“ Einfälle fleißig einstudiert. Bislang gab es nur Ausschnitte aus dem Programm zu sehen, die vollständige Revue wird am 30. November in der Zeche Carl präsentiert - quasi eine Weltpremiere. Karten können ab sofort unter www.ruhrpott-revue.de vorbestellt werden.
Wer nicht so lange warten möchte: Die Damen und Herren von der Ruhrpott-Revue treten am Sonntag, 19. September, im Rahmen des Altenessener Stadtteilfestes um 11 Uhr am Forum auf.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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