Militärputsch und bewaffnete Gegenwehr in Essen
- Auf den Spuren des Kapp-Lüttwitz-Putsches: eine Fahrradexpedition durch den Essener Norden (K8c)
Am Sonntag, dem 9. August, 14:00 Uhr lädt das Bildungswerk der Humanistischen Union zu einer Fahrradtour auf den Spuren eines vergessenen Militärputsches und seiner Folgen ein. Treffpunkt ist der Ostpark hinter dem vor 100 Jahren hart umkämpften Wasserturm an der Steeler Straße.
Als weitere Stationen sind das Stoppenberger Rathaus, die frühere Zweigert Brücke in Altenessen am Rhein-Herne Kanal und der Friedhof Altenessen, auf dem viele Opfer der damaligen Kämpfe beerdigt wurden, vorgesehen. Ausklang und weiterführende Gespräche sind dann ab 17.00 Uhr im Biergarten (Malakow) des sozio-kulturellen Zentrums Zeche Carl an der Wilhelm-Nieswandt-Allee möglich.
13. März 1920: Flucht der Berliner Regierung vor Freikorpsputschisten
Vor 100 Jahren, im März und April 1920 wurde die erste Deutsche Republik Opfer eines Militärputsches. Der Kapp-Lüttwitz-Putsch genannte Umsturz-Versuch rechtsradikaler Berufssoldaten, getragen durch von der Auflösung bedrohten „Freikorps“-Verbände, wollte zuvor errungene demokratische Freiheiten der jungen Weimarer Republik wieder aushebeln und durch eine Militärdiktatur ersetzen.
Am 13. März 1920 hatten solche Freikorps das Berliner Regierungsviertel besetzen können. Die demokratische Regierung unter Reichskanzler Bauer (SPD) war nur noch in größter Eile die Flucht nach Süddeutschland gelungen. Auch die regulären Reichswehr Truppen und deren Generalität (z.B. von Seeckt oder General von Watter) gewährten der Regierung keinen Schutz und sympathisierten heimlich bis offen mit den rechten Putschisten die sich mit ihrem selbsternannten Reichskanzler Wolfgang Kapp letztlich nur einige Tage in Berlin an der Macht halten konnten. Ein in seiner Art und seinem Umfang - bis heute - einmaliger Generalstreik zwang die Putschisten zur Aufgabe und einige Anführer zur Flucht nach Schweden.
Der Widerstand der organisierten Arbeiter*innenschaft gegen den Militärputsch führten im Ruhrgebiet zur Bildung einer Roten Ruhr Armee, welche nach erfolgreichen Gefechten gegen putschistischen Verbände bald weite Teile des Ruhrgebiets kontrollierte und sich auch nach der Niederschlagung des Putsches nicht auflöste, sondern ihrerseits weitergehende Forderungen an die nunmehr zurückgekehrte Regierung formulierte. Verhandlungen scheitern und die Regierung [mit Reichswehrminister Noske (SPD)], setzten bald auf militärische Intervention und schickt - ausgerechnet - Freikorpsverbände ins Ruhrgebiet. Die brutalen Kämpfe gingen nun unter neuen Vorzeichen bis zur Kapitulation der Roten Ruhr Armee weiter und mündeten anschließend im sog. „weißen Terror“ dem auch viele Vertreter*innen der Arbeiter*innenschaft zum Opfer fielen. Insgesamt sind im Ruhrgebiet ca. 1.500 zum Teil grausam zugerichtete Tote zu verzeichnen.
Zum 100. Jahrestag sind diese Ereignisse weitgehend vergessen. Mit der Radtour an Orte des Ruhrkampfes wollen wir einen Teil der notwendigen lokalen und regionalen Erinnerungsarbeit – auch und gerade in „Coronazeiten“ – nachholen:
Historische Ereignisorte und inszenierte Erinnerungsorte in Essen „erzählen“ nicht einfach nur über die realen – oder vermeintlichen – Ereignisse, sondern sie sind immer auch ein Gradmesser für den Stellenwert, den bestimmte gesellschaftliche Gruppen der Erinnerung an das Geschehene beimessen. Wir „befragen“ diese Orte nach ihrer Geschichte und nach den Geschichten, welche hier bis heute „erzählt“ bzw. erinnert werden können.
Leitung: Walter Wandtke
Ort & Zeit: Sonntag, 9.08.20, 14.00 Uhr; Wasserturm an der Steeler Str. / A40 – Kostenfrei. Anmeldung erforderlich: Bildungswerk der Humanistischen Union NRW; Tel. 0201 227982; buero@hu-bildungswerk.de;
www.hu-bildungswerk.de/service/anmeldeformular
Bitte Kursnummer K8C angeben.
[Hinweis: Bei extremen Wetter Exkursion per ÖPNV vorgesehen.]
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.