Sechstausend „Unbedachte dieser Stadt“ haben bislang ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Am Hallo in Essen-Schonnebeck gefunden. Am Samstag, 26. November, dem Vortag zum 1. Advent, wird um 11 Uhr auf dem Gräberfeld der „Unbedachten“ eine Stele eingeweiht, die an diese anonym und ohne Trauerfeier bestatteten Menschen erinnert. Gestaltet hat sie der Steinmetz und Bildhauer Axel Kalenborn aus Frohnhausen. Die Stele trägt oben in der Mitte die Aufschrift „Aus Gottes Hand in Gottes Hand“; im unteren Teil steht der Text „Zum Gedenken an alle in unserer Stadt, die anonym beigesetzt worden sind – die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und Gemeinden in Essen“.
Seit 2008 wird in Essen bereits an die "Unbedachten" erinnert
Seit 2008 gedenken die christlichen Kirchen und die Stadt Essen an jedem zweiten Dienstag im Monat in einem gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst jener Menschen, die ohne Trauerfeier vom Ordnungsamt anonym bestattet werden mussten – weil trotz intensiver Bemühungen kein Angehöriger gefunden werden konnte, der die Beerdigung übernehmen wollte. Die Namen und das Alter dieser „Unbedachten“ werden in Traueranzeigen genannt und auch in ein „Buch des Lebens“ eingetragen.
Viele Besucher nehmen an den Gedenkgottesdiensten teil
Die Anteilnahe der Bevölkerung ist hoch: Zahlreiche Besucher nehmen regelmäßig an den Gedenkgottesdiensten teil, die jährlich abwechselnd in der Marktkirche und in der Domkirche stattfinden. „Das Schicksal der anonym bestatteten Menschen geht ihnen zu Herzen“, erklären der frühere und der jetzige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Essen (ACK), Pastor Gerhard Belker und Pastor Lars Linder. „Oftmals haben sie die eine oder den anderen gekannt und sind dankbar, dass sie ihrer hier gedenken können. Manche kommen auch aus menschlicher Verbundenheit. Sie möchten ein Zeichen setzen gegen das Vergessen und die Anonymität.“ Das, was jeder Mensch bei seinem Tod wünscht – dass seiner gedacht und für ihn gebetet wird, dass sein Leben eine Würdigung erfährt, dass um ihn getrauert wird –, all das holen die Gedenkgottesdienste nach: in ökumenischer Gemeinschaft „und in gelebter Solidarität mit den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt“, sagen die beiden Theologen. „So werden die vielen ‚Unbedachten‘ zu Bedachten. Sie erhalten Würde über ihren Tod hinaus.“
Langjähriges Anliegen kann nun verwirklicht werden
Schon im Jahr 2008, als die ACK zur ersten Gedenkandacht für die „Unbedachten dieser Stadt“ einlud, gab es den Plan, diesen Menschen auch dort, wo sie bestattet sind, ein Denkmal als sichtbares Zeichen des Erinnerns und Gedenkens zu widmen – ein Anliegen, das Gerhard Belker nie aus den Augen verloren hat. Jetzt hat der ehemalige ACK-Vorsitzende viel dazu beigetragen, dass die Gedenkstele am 26. November auf dem Hallo-Friedhof in Schonnebeck eingeweiht werden kann.
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