Bereits Ende April hatte sich die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Ratsfrau Lisa Mews gegen weitere Bibliotheksschließungen im Norden, wie auch in Holsterhausen gewandt. In der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Integration am 2. Mai wurde allerdings noch nicht über die Zukunftsplanung der Stadtbibliothek Essen entschieden. Tatsächlich stellte die Bibliotheksleitung vorerst nur die aktuelle Sachlage dar, die durch die katastrophale Haushaltslage der Stadt erhebliche Löcher in den Personalbestand gerade der Bibliothekszweigstellen reißt. Obwohl die Grünen den Sparkurs der Stadt grundsätzlich mittragen, formulieren sie hier ihren Widerstand gegen Kürzungen dieser wichtigen kulturellen Basisangebote.
Grüne Ratsfrau Lisa Mews:
„Gerade in den Stadtteilen, in denen besonders viele Kinder heranwachsen, die in den Bereichen Lesen und Sprache Defizite aufweisen, müssen Bibliotheken mit guten Konzepten die erste Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche sein. Eine Schließung von Bibliotheksangeboten ausgerechnet in diesen Stadtteilen kommt für uns nicht in Frage. Wir verschließen uns nicht Überlegungen, wie mittels Synergien Personal- und Sachkosten gespart werden können, aber im Grundsatz steht für die grüne Ratsfraktion fest: in den Stadtteilen Stoppenberg, Kray und Holsterhausen muss ein Angebot der Stadtbibliothek erhalten werden. Nach der breiten parteiübergreifenden Ablehnung der Schließungspläne gehen wir jedoch davon aus, dass sich keine politische Mehrheit für die Schließung findet.“
Aalto-Oper siegte über Blindenbibliothek
Allerdings war es seit Mitte der achtziger Jahre in Essen immer so, das auch gegen den Widerstand der Grünen das Bibliotheksnetz abgebaut wurde und hauptsächlich nur noch in die Zentrale in der Stadtmitte investiert wurde.
SPD halbierte Bibliotheksnetz
Während zum Beispiel die noch mehrheitlich von der der SPD beherrschte Stadt mit großer Öffentlichkeit die Neueröffnung der Aalto-Oper feierte, wurde in den gleichen Wochen die städtische Blindenbibliothek geschlossen und deren Nutzer wurden an die verbliebene Fernleihe der Münsteraner Blindenbibliothek verwiesen.
Später sollten die Saalbauphilharmonie , das Ruhrmuseum und der Folkwangneubau prächtig gefeiert werden, während das öffentliche Zweigstellennetz der Bücherei zur Halbierung anstand.
Auch die Hilfe der Grünen bei Unterschriftenaktionen für den Erhalt der ehemals zwei Bücherbusse führte bei der früheren Mehrheitsfraktion SPD leider nicht dazu, dass die Stadt Essen ihre Kulturinvestitionen für diesen grundlegenden Kulturservice in den kleineren Stadtteilen erhöhte.
Lückenfüller für fehlgeschlagenes Spaßbad
Selbst der großzügige Ausbau der heutigen Zentralbibliothek im Gildehofcenter ist nur dem Umstand zu verdanken, dass Essen nach dem skandalreichen Ende des „Spaßbades“ im Gildehofcenter irgend eine neue Nutzung brauchte, um sinnvoll zwanzig Jahre vertraglich festgesetzter teurer Mietzeit in diesem Hochhaus auszufüllen.
Hier mit einem guten Bibliotheksangebot künftig für einen besseren Ausgleich zwischen den städtischen Kulturausgaben zu sorgen, wird weiterhin ein hartes Stück Arbeit nicht nur für die Grünen bedeuten. Immer noch ist diese grundlegende Kulturdienstleistunga keine Pflichtaufgabe der Stadt. Deshalb stehen die Büchereien mangels gesetzlicher Verpflichtung der Kommune bei weiteren Finanzverschlechterungen automatisch auf den Streichlisten der Kämmerei.
Wenn Bürger deshalb protestieren, kann das Bemühungen der Grünen und anderer Ratspartien für den Erhalt des Bibliotheksnetzes nur unterstützen.
Walter Wandtke
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
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