"Zwei Musikantinnen und drei Musikanten machen Musik in einem Hinterhaus. Früher Sargschreinerei jetzt vom Saxophon ein Schrei unser Proberaum sieht ziemlich finster aus. Die Quetschkommode weint die Klarinette greint hier im Keller liegen viele Leichen rum. Die Wüstentrommel schlägt, der Bassbogen sägt, wir ahnen, unsre Ahnen sind noch nicht stumm."
Mit diesen Zeilen des Lideles „ZimmaOrkestra“ stellt sich die Kapelle vor. Anfang 2015 haben sie sich gefunden, um gemeinsam Klezmer mit selbst gemachten deutschen Texten zu spielen. Dabei scheuen sie sich auch nicht, die Nachbargrundstücke Jazz, Chanson, Tango und Liedermacherei zu betreten.
Die Texte möchten Brücken bauen zwischen der Vergangenheit und der Zukunft, zu neuen Gedanken anregen und Frieden zwischen den Religionen und Ethnien stiften.
Da schmunzelt ein weltbekannter Klarinettist aus Argentinien, wenn er auf Hitler schimpfen soll. Da überlebt ein russischer Jude die Lagerhaft, weil in seinem Kopf die Beatles wohnen. Da erzählt eine alte Palästinenserin ein Märchen über den Frieden im Nahen Osten. Da provoziert eine transsexuelle Israelin und erreicht so die Aussöhnung zwischen einem Siedler und einem Araber.
Viele der Musikstücke sind für Klezmer-Kenner bekannt, erklingen aber nicht nur wegen der eigenen Texte neu.
Saxophonist Jürgen Zerbes war lange in der freien Jazzszene aktiv, bevor er seine musikalische Heimat dort fand, woher seine Familie stammt, aus Südosteuropa. Sein Stil ist aber nach wie vor zuweilen wild, lebendig und unangepasst.
Adelheid Seehoff, eine leidenschaftliche Percussionistin, spielt kubanische und afrikanische Rhythmen. Sie entdeckte durch das Erlernen der afrikanischen Rahmentrommel die Musik des Balkans und des Orients. Ihre Liebe zum Etho-Jazz führte sie nun zur Klezmer-Musik, die ihre stilistische Bandbreite erweiterte.
Wiebke Claussen kommt von der Nordseeküste und besuchte mit ihrem Akkordeon viele Kulturkreise, unter anderem den Tango, den Chanson, Salsa und orientalische Rhythmen. Jetzt hat sie auch Wurzeln in der jiddischen Musik geschlagen.
Ingo Debus, der mit Jürgen und Adelheid schon viele Jahre Weltmusik mit dem Trio Sibiu macht, ist Multiinstrumentalist. Sein Windcontroller kann wie eine Klarinette, Oboe oder sogar wie eine Tuba klingen. Ganz analog spielt er Querflöte. Sein selbstgebautes digitales Xylophon erklingt wie die im Klezmer verbreitete Zymbel, wie die persische Santur oder wie die arabische Oud. Lutz Debus zupfte früher in einer Jazzband Kontrabass, sang in einer Bluesband, machte dann 20 Jahre als Musiktherapeut mit psychisch kranken und geistig behinderten Menschen Musik, bevor er sich wieder auf die Bühne traute.
Wir freuen uns, dass ZimmaOrkestra im Rahmen des "Borsigplatz-Adventskalenders" im ConcordiArt am Borsigplatz spielt.
Die Veranstaltung wird gefördert durch das Kulturbüro der Stadt Dortmund.
Der Eintritt ist frei.
Autor:Ute Ellermann aus Dortmund-Nord |
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