Lesung mit Mely Kiyak & Lütfiye Güzel

Foto: Foto Lütfiye Güzel © BenKnabe/WDR Foto Mely Kiyak © Svenja Trierscheid/C. Hanser Verlag
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Ein Abend mit Deutschlands berühmtester unbekannten Dichterin Lütfiye Güzel und ihrer Freundin der Autorin Mely Kiyak. Sie lesen aus „hey anti-roman“(2015, Neuauflage 2023) und „Frausein“ (2020) und sprechen über die Freiheit. Einerseits.

Mely Kiyak schreibt: Zuletzt erschienen bei Hanser Frausein (2020) und Werden sie uns mit FlixBus deportieren? (2022). Ihre Kolumnen „Kiyaks Deutschstunde“, „Kiyaks Theater Kolumne“ und „Kiyaks Exil“ erscheinen regelmäßig in Deutschland und in der Schweiz.

Lütfiye Güzel, 1972 in Duisburg geboren und zwischen Ruhrgebiet und Berlin unterwegs, ist Dichterin und bringt seit 2014 Gedichte unter ihrem eigenen Label go-güzel-publishing heraus. 2017 wurde Lütfiye Güzel mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet.

Der Eintritt ist frei - Platzreservierung im Ticketshop: Lesung Kiyak & Güzel

Frausein
„Ich bin eine Frau. Ich bin es gerne. Davon möchte ich erzählen.“ Was Frausein bedeutet, zeigt sich in jedem einzelnen Leben: Mely Kiyak erzählt von den Gesprächen über Weisheit und Nichtwissen, die sie als Mädchen mit dem Vater führte. Von den Cousinen, die vom Begehren erzählten. Vom Aufwachsen zwischen Ländern und Klassen, zwischen „Herkunftsgepäck“ und Neugier auf unbekannte Erfahrungen. Vom Alleinsein, von Selbsterkundung, von Familie. Was ist Weiblichkeit, wenn man den öffentlichen Blick überwindet und zurückbleibt mit sich selbst? Aufrichtig, lebenslustig, zärtlich und entwaffnend klug erinnert Mely Kiyak daran, dass es die Verhältnisse sind, die einem beibringen, wie man liebt und lebt.

hey anti-roman
… in die fremde flüchten
und das erste was man dann tut ist sich etwas zu suchen
was vertrautheit auslöst
einem bekannt vorkommt
kaffee trinken im café an der ecke und das jeden morgen
damit sich das leben wie eine warme decke um einen legt
sich schnell zuhause fühlen aus dem man geflüchtet ist
um sich fremd zu fühlen
draußen bellen ein alter mann und sein alter hund
sie sind verheiratet
noch bevor das heute gestern ist
quäle ich mich schon mit dem nächsten tag ab
und ein tag hier bedeuten sieben wochen
und drei tage und das taxi kommt nie
im tiefsten sommer stehe ich mit einem gefütterten mantel
einer wollmütze und handschuhen in der
gegend herum und weiß nicht ob ich in den bus
in die eine oder in die entgegengesetzte richtung einsteigen soll
die leute essen eis weil sommer ist
und sie drehen sich nach mir um
weil ich keinen sommer habe
jetzt einfach wegschmelzen und auf dem
bürgersteig bleiben nur mantel mütze und handschuhe übrig
dann kommt der bus und fährt darüber
der bus aus der einen richtung und der aus der entgegengesetzten
ich bin ein produkt zweier produkte mit einer hand die greift
und der anderen zur faust geballt
so treibe ich mich in dieser stadt die nicht am
meer liegt herum
auf der suche nach menschen die
sich von mir nicht finden lassen
weil sie mich nicht erkennen oder schon gestorben sind…

Autor:

Literaturhaus Dortmund aus Dortmund

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