Geriatrisches Forum: Das Schicksal der Kriegskinder

21. Juni 2023
17:00 Uhr
Knappschaftskrankenhaus Bottrop, Osterfelder Str. 157, 46242 Bottrop

Die Kriegskinder der Jahrgänge geboren zwischen 1929 und 1945 wurden in ihrer Kindheit geprägt durch die schrecklichen Erlebnisse im Krieg und in der Nachkriegszeit.
75 Prozent der heute über 60-Jährigen erlebten die damalige Zeit als Kinder oder Jugendliche.
Der Zweite Weltkrieg hinterließ 2,5 Millionen Halbwaisen in Deutschland. Viele Millionen Menschen wurden vertrieben. Auf der Flucht starben circa 0,5 Millionen und weitere 0,5 Millionen aufgrund von Bombenangriffen. Betroffen waren meist Frauen, Kinder und Ältere. Zudem ergaben sich weitere Traumatisierungen wie langfristige väterliche Abwesenheit, ständige Bombenangriffe, Vertreibung mit Heimatverlust, Aufwachsen in einer teils feindselig eingestellten Umwelt mit starken sozialen und materiellen Einschränkungen.
Jedes vierte der damaligen Kinder und Jugendlichen wuchs unter dauerhaft beschädigten familiären, sozialen und materiellen Bedingungen auf.

Bei den hochbetagten Senioren zeigen sich bis heute massive Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit und die Gesundheit bei Depressivität und sozialem Rückzug.
Zudem sind Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung häufig. Besonders nach den im Ruhrgebiet stattgefundenen Ausbombungen zeigen sich Panikattacken und Angstzustände.
Während des Alterns fällt eine zunehmende psychische Ermüdung auf. Aktuelle Kriegsereignisse reaktivieren die Kriegserlebnisse der Kindheit.

Diese biografischen Erfahrungen stellen hohe Risikofaktoren für weitere körperliche und seelische Erkrankungen im Alter dar.
Im hohen Alter eintretende körperliche Erkrankungen können zudem Aspekte der Hilflosigkeit und Abhängigkeit reaktivieren. Die kognitiven Ressourcen zur Verdrängung und Kompensation der erlittenen Verletzungen nehmen ab.

Typische Anzeichen können sein:

  • depressive Symptome
  • Sozialer Rückzug
  • neu auftretende Angstzustände oder Panikattacken,
  • ungenügende Selbstfürsorge durch unterlassene Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen, Dauerbehandlungen und Nachsorge, mangelnde Ernährung.
  • Bedrohungsgefühle durch Nacherleben von Kriegssituationen wie z.B. den Krieg in der Ukraine (besonders bei leichten hirnorganischen Veränderungen und in der Sterbephase),

Im Rahmen der altersmedizinischen Behandlung gehen wir auf die biographische Situation der Patienten ein. Psychotherapeutische, psychologische, ärztliche oder seelsorgerische Gespräche werden angeboten. Bedarfsweise kann in der Gruppensituation ein entlastender Erfahrungsaustausch erfolgen. In Kooperation mit der Abteilung für Neurologie kann auch eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden. Bei kognitiv eingeschränkten Patienten kommen validierende Verfahren zum Einsatz. Auch die Angehörigen werden in die Behandlung einbezogen.

Der Chefarzt der Altersmedizin berichtet im Rahmen der Vortragsreihe „gesundes Altern“ über seine Erfahrungen mit traumatisierten Kriegskindern in der stationären Behandlung nach akuten Erkrankungen, gibt praktische Tipps zum Umgang mit psychisch belastenden Situationen für Betroffene und deren Angehörige oder Pflegenden. Es ist Raum für offenen Erfahrungsaustausch. Wir heißen Sie herzlich willkommen!

Referent: Chefarzt Dr. Martin Glasneck, Altersmedizin
Wir bitten um vorherige Anmeldung: Tel. (02041) 15-2251 / E-Mail: uk@kk-bottrop.de

Mi, 21.06.2023 | 17:00 Uhr | Konferenzraum Schacht 10
Osterfelder Str. 157, 46242 Bottrop

Autor:

Knappschaftskrankenhaus Bottrop aus Bottrop

Osterfelder Str. 157, 46242 Bottrop
uk@kk-bottrop.de
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