Ökumenische Adventsaktion von Christi Himmelfahrt, St. Kamillus und Jona
Kirche ist offen!
Adventszeit, Corona und Weihnachten. Geht das überhaupt zusammen? Mut machende Antworten findet Ulrich Wiesweg.
Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates der Kath. Propsteipfarrei St. Ludgerus steht vor der Fischlaker Kirche Christi Himmelfahrt: „Wir haben neue Formate geschaffen und Bewährtes intensiviert. Die Resonanz ist äußerst positiv. Wir haben regelrecht enthusiastische Rückmeldungen bekommen.“ Unter dem Motto „Offene Kirchen im Advent“ laden die katholischen Gemeinden Christi Himmelfahrt und St. Kamillus gemeinsam mit der evangelischen Jona-Partnergemeinde bis zum 30. Dezember in ihre Kirchen ein. Die Kirche St. Kamillus ist täglich geöffnet von 8 Uhr bis 20 Uhr, Christi Himmelfahrt ist täglich geöffnet von 17 Uhr bis 20 Uhr und wird wechselnd illuminiert.
Kirche bleibt präsent
Ulrich Wiesweg entsinnt sich an die erste Welle, an etwas, dass er nie mehr erleben möchte: „Als geschlossen werden musste und Kirche nur wenig greifbar war für die Menschen.“ Jetzt kommt der scharfe Lockdown und die Gemeinde hat ihre Hausaufgaben gemacht. Kirche ist nun deutlich präsenter. Die Gemeinden möchten den Menschen einen Raum geben, um zur Ruhe zu kommen, um sich zu besinnen. Gerade jetzt zu Weihnachten, einem der großen Feste der Christenheit. Doch „Offene Kirche“ heiße eben nicht nur, dass die Tür aufgeschlossen wurde. Es bedeute auch eine offene Gemeinschaft, die signalisiere: „Hier findet etwas statt.“ Wie das im Lockdown genau aussehen könne, müsse man nun abwägen. Die weiteren Angebote für die „Besinnliche Stunde mit Musik“ und Andacht sollen per Videostream angeboten werden. Die illuminierte Kirche bleibt offen.
Der Altar schwebt
Die Kinder der KITA Christi Himmelfahrt gestalteten einen eigenen Bereich in der Fischlaker Kirche und feierten dort mit Gemeindereferentin Martina Dautzenberg einen kindgemäßen Gottesdienst. Besinnliche Andachten mit religiösen Texten und Instrumentalmusik sind der Renner, so Wiesweg: „Die Kirche ist dann voll. Fantastisch. Diese tolle Atmosphäre in der illuminierten Kirche.“ Christian Paeger ist für die Lichteffekte zuständig und Wiesweg ein Fan: „Wenn der Altar zu schweben und im nächsten Moment als Glutmasse alles zu verschlingen scheint, dann sind das Erlebnisse, die mir etwas Unschätzbares geben.“ Zwar könne im Gotteshaus nur jeder fünfte Platz besetzt werden. Man müsse auch sehr darauf achten, dass die Menschen geschützt sein: „Wir halten uns strikt an die Regeln und gehen noch darüber hinaus. Wir werden alles tun, damit niemandem etwas passiert. Wir haben die Verantwortung. Dazu gehört auch, dass wir notfalls Menschen nachhause schicken müssen.“ Für Ulrich Wiesweg ein schwieriger Spagat: „Kirche ist Gemeinschaft. Sie gibt den Menschen Halt in schweren Zeiten. Momentan ist alles anders. Doch wir möchten aus der Not eine Tugend machen.“
Online-Gottesdienste
Für online übertragene Gottesdienste verlasse man herkömmliche Pfade und stehe für aktive Beteiligung: „Bei einem Zoom-Meeting schauen sich alle an. Hier wird Partizipation erlebbar.“ Das sei schon in der ersten Welle ein Erlebnis gewesen: „Dort wurde ein Zeichen gesetzt für aktive Teilnahme.“ Auch der ökumenische Silvestergottesdienst mit Jona sei per Video geplant. An Zoom-Gottesdiensten hätten sogar schon 90-Jährige teilgenommen: „Wir bieten da auch technische Unterstützung an. Aber die Enkel können ihren Großeltern die Technik auch erklären. Das ist ein Geschenk.“ Auch denke man darüber nach, ob die Gemeinde nicht sogar Endgeräte mit Internetmöglichkeit zur Verfügung stellen könnte. Und doch ersetze das keinen Präsenzgottesdienst. Von daher teile er auch nicht die Sorge, solche modernen Formen würden dafür sorgen, dass die Kirchen in Zukunft leerer sein. Wiesweg ist zuversichtlich: „Wir stoßen etwas an und das wird von ganz vielen getragen. Diese Dynamik ist faszinierend.“
Ideen sprühen
Die Ideen sprühen nur so. Es gibt ein weihnachtliches Geocaching in der Adventszeit zum Selbsterkunden, eine kreative Malaktion und einen virtuellen Rundgang über die letztjährige Krippenausstellung in Christi Himmelfahrt. Auf der Homepage www.ludgerus.ruhr gibt es einen Podcast, der kindergerecht Bibelabschnitte erläutert. Bei „Bibel teilen“ finden Menschen aus allen Gemeinden zusammen. Mit Gebet, einem Bibeltext und einer Diskussion über individuelle Erkenntnisse aus dem Text. Sonst einmal im Monat in Präsenz, jetzt im Advent jede Woche im Netz: „Ein unglaubliches Erlebnis, wie Laien sich gegenseitig das Buch der Bücher näher bringen.“ Noch nie sei so bewusst gewesen, wie wichtig die Gemeinschaft sei. Zugleich sei die Pandemie auf jeden Fall ein Brandbeschleuniger für Ideen. Die Entwicklungen würden sich stärker ausprägen. Die Sitzungen aller Gremien, Ausschüsse und Arbeitsgemeinschaften fänden online statt. Nach einer gewissen Anlaufzeit: „Jetzt können das alle.“ Und doch freue sich jeder, wenn man wieder bei einer Präsenzsitzung zusammen sitze.
Weihnachten
Die Gemeinde hat zwei Flyer herausgebracht, die Hausgottesdienste unterstützen wollen mit gezielten Hilfen. Ein gangbarer Weg, wenn ein Kirchgang nicht durchführbar ist, findet Ulrich Wiesweg. Denn zu Weihnachten könne es eng werden im Kirchenschiff: „Gerade dann werden viele keinen Platz bekommen.“ Zum Beispiel auch in Christi Himmelfahrt. Denn wo im vergangenen Jahr noch insgesamt tausend Christen gekommen sein zu Krippenfeier und Christmette, stünden jeweils nur 50 bis maximal 75 Plätze zur Verfügung. Und wer wolle schon Menschen am Kirchentor abweisen? Ein schrecklicher Gedanke. Ulrich Wiesweg spricht von Alternativen: „Von Heiligabend bis zum 27. Dezember werden in der gesamten Pfarrei St. Ludgerus 50 Gottesdienste angeboten. Da müssen allerdings auch 200 ehrenamtliche Ordner gefunden werden.“
Alle Gottesdienste in der Advents- und Weihnachtszeit sind der Homepage der Pfarrei St. Ludgerus www.ludgerus.ruhr zu entnehmen. Bis Freitag, den 18. Dezember, besteht die Möglichkeit, sich für die Weihnachtsgottesdienste digital oder telefonisch anzumelden. Vor allem für die Feiern in der Kirche St. Kamillus fehlen noch einige Ordner. Damit diese Gottesdienste stattfinden können, ist es erforderlich, dass sich noch Freiwillige finden. Meldungen können unter ulrich.wiesweg@gmx.de abgegeben werden.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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