Zeitzeugen und Zweitzeugen
Gymnasium Essen-Werden beschäftigte sich mit der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau
Anlässlich des 78. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau fanden am Gymnasium Essen-Werden einige Gedenkveranstaltungen statt.
Um sich der Geschichte stets zu erinnern und gegen das Vergessen zu arbeiten, besuchte beispielsweise die Klasse 9D des Werdener Gymnasiums den Landtag Nordrhein-Westfalens in Düsseldorf, um sich dort eine Ausstellung des Vereins „Zweitzeugen“ anzuschauen. Hier setzten sie sich mit der Geschichte von vier jüdischen Zeitzeugen, die den Nationalsozialismus überlebt hatten, auseinander. Die Ausstellung lädt zur Auseinandersetzung ein, die Schüler tauschten sich daher bereits zu Beginn über Zitate der damaligen Zeit aus. Später beantwortete ihnen eine Vertreterin des Vereins alle Fragen.
Schüler werden zu Zweitzeugen
Durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte werden die Schüler selbst zu Zweitzeugen, deren Verantwortung es ist, ebenfalls dafür zu sorgen, dass niemand die Gräueltaten der damaligen Zeit vergisst. Begleitet wurden sie von einem Reporter des WDR, der am Ende die beiden Schüler Laura Handtke und Jonathan Grehl zu ihren Eindrücken befragte. Besonders beeindruckt zeigten die Neuntklässler sich darüber, dass die vier Zeitzeugen nach so einem traumatischen Ereignis noch die Kraft hatten, immer und immer wieder über dieses zu berichten. Auch seien sie sich ihrer Verantwortung bewusst, dass die Erzählungen nicht nur die vier Zeitzeugen betrafen, sondern insgesamt 6 000 000 Menschen. So kam die Klasse zu dem Schluss, dass sie alle Menschen unabhängig von ihrer Religion, Hautfarbe oder Sexualität akzeptieren und nicht schlechter behandeln wollen als andere Menschen. Als frischgebackene Zweitzeugen möchten sie dies auch anderen vermitteln und vorleben.
Ebenfalls anlässlich des Gedenktags im WDR war die Werdener Abiturientin Bernadette Brodale zu sehen. Gemeinsam mit über 100 Schülern des diesjährigen Abiturjahrgangs besuchte sie im Januar das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und konnte sich so ein Bild der damaligen Schrecken machen. Die Reise nach Auschwitz findet am Gymnasium Essen-Werden jährlich statt. Die Schule sieht sich in der Verantwortung, auch die heutigen Generationen immer wieder daran zu erinnern, dass sich die Geschehnisse der damaligen Zeit niemals wiederholen dürfen.
Auch bei dieser Reise trafen die Abiturientin eine Zeitzeugin. „Was mich an ihr am meisten beeindruckt hat, ist, dass sie keinen Hass verspürt hat“, berichtet Bernadette. Gemeinsam mit ihren Mitschülern forschte Bernadette zudem in ihrer eigenen Familiengeschichte zu der Zeit des NS und stellte fest, dass sich hier große Gegensätze – sowohl innerhalb ihrer Familie, als auch zwischen den verschiedenen Familien – zeigten. „Ich denke, dass es sehr wichtig ist, dass jeder Mensch mal in seiner eigenen Vergangenheit forscht, da eben viele von uns Nachfahren von Tätern sind. Man kann sich davon nicht lösen und dieses Bewusstsein ist wichtig, um zu verhindern, dass dies noch einmal geschieht“, reflektiert Bernadette den Blick in die eigenen Biographien.
Autor:Lokalkompass Essen-Werden aus Essen-Werden |
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