Annette im Brahm ist neue Kinder- und Jugendbeauftragte für den Stadtbezirk IX
Engagiert und ungeduldig

Annette im Brahm ist die neue Kinder- und Jugendbeauftragte der Bezirksvertretung IX.
Foto: Bangert
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In einer kleinen Serie stellt der Stadtspiegel seinen Lesern die Beauftragten der Bezirksvertretung IX vor. Die 1967 geborene Kettwigerin Annette im Brahm ist die neue Kinder- und Jugendbeauftragte.

Die studierte Ökotrophologin lacht gerne und viel: „Ich bin geborene Bäuerin, graduierte Bäuerin, praktizierende Bäuerin.“ Auf dem Hof an der Landsberger Straße in Kettwig vor der Brücke machte sie nach dem Abitur ihre Ausbildung zur landwirtschaftlichen Hauswirtschafterin: „Da lief mir zwangsläufig der Sohn der Bäuerin über den Weg.“ Dieser Einhart im Brahm sollte es werden, der Mann fürs Leben. Er wurde es.

Stichwort Familie

Nach der Lehre ging es für beide ins Studium. Er nach Soest, sie nach Mönchengladbach. Einhart war der Hoferbe, doch auch Annette ältestes Kind einer Bauernfamilie: „Unser Hof liegt in Lohmar, am südlichen Rand des Bergischen Landes. Von dort aus kann man den Kölner Dom sehen.“ Man wurde sich einig, die jüngste der drei Schwestern übernahm den Hof und Annette im Brahm blieb in Kettwig. 1993 wurde geheiratet, zwei Söhne komplettieren die Familie. Das ist auch ihr Stichwort.

Bei den Veranstaltungen und Festen, die Annette im Brahm bisher organisierte, hatte sie stets die junge Familie mit schmalem Geldbeutel im Blick: „Beim Stoppelfeldfest oder beim Kinderkarneval in Mintard, beim Osterfeuer oder beim Karneval in Kettwig. Wir haben immer darauf geachtet, dass es bezahlbar bleibt.“ Die beliebten Kinderfeste auf dem Stoppelfeld habe man aber aufgeben müssen, die Organisation sei allen über die Ohren gewachsen.

Politisch ist die CDU ihre Heimat, als Mitglied allerdings erst seit rund zehn Jahren: „Mein Elternhaus war christdemokratisch geprägt. Aber engagiert habe ich mich eher in der Landjugend und dann bei den Landfrauen.“ Auch jetzt möchte Annette im Brahm klarstellen, wie sie ihre Aufgabe als Kinder- und Jugendbeauftragte der BV sieht, nämlich überparteilich: „Ein Posten in der Politik? Das wäre nichts für mich. Da würde ich Kanthölzer rund kauen.“

Das dauert…

Großen Rückhalt gäben ihr Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt und Verwaltungsbeauftragte Brigitte Harti. Die versorge gerne mit den notwendigen Informationen, wenn sie sie denn rechtzeitig bekäme aus dem Essener Rathaus. Denn Annette im Brahm musste bereits feststellen, dass ihre große Ungeduld durch die Mühlen der Verwaltung auf die Probe gestellt wird: „Ich hätte gerne Auskünfte über die exakten Versorgungsquoten in der Kinderbetreuung. Und zwar nicht für ganz Essen, sondern detailliert für unsere Stadtteile. Aber das dauert…“

Ein genervtes Augenrollen später: „Ohne genaue Zahlen können wir doch nicht gezielt anpacken. Ich möchte mich nicht auf ein Bauchgefühl verlassen müssen. Aber im Prinzip dürfte jedem klar sein, dass die Betreuungsquoten nicht erfüllt werden.“ Der Zuzug vieler junger Familien erhöhe noch den Druck auf dem Kessel: „Da muss jetzt schnell was passieren.“ Sie plädiere ganz klar für wohnortnahe Betreuung: „Kurze Beine, kurze Wege. Die Kinder müssen doch die Chance bekommen, zur Kita laufen zu können.“ Jedes größere Bauprojekt müsse daher nicht nur Spielplätze, sondern auch Kindergärten nach sich ziehen.

Moderner Schulneubau

Wenn nach Abschluss des Schulneubaus in vor der Brücke die vorübergehend ausgelagerte Kita wieder zurück am Mintarder Weg sei, könne doch im ehemaligen Flüchtlingsheim an der Ruhrtalstraße weiterhin Kinderbetreuung angeboten werden: „Doch wer weiß schon, welche Ziele die Verwaltung da verfolgt?“ Der Neubau der Grundschule am Mintarder Weg werde nun aber auch Zeit. Immerhin sei nun dafür gesorgt, dass ein moderner Bau entstehe, mit Aula und Turnhalle: „Da dürfen wir uns drauf freuen.“ Erste Kontakte wurden geknüpft zu Schulleitungen im Bezirk, doch die hätten zurzeit ganz andere Sorgen. Auch klassische Kennenlern-Möglichkeiten wie Schul-, Kita- und Spielplatzfeste dürften in diesem Sommer wohl kaum stattfinden. Man sehe ja kaum noch Kinder auf der Straße: „Wo sind die alle?“

Ähnliches gelte für die Heranwachsenden. Zurzeit laufe wenig an Jugendarbeit, wenn überhaupt digital. Und wenn junge Menschen auftauchten im Straßenbild, gebe es oft Ärger. Aber die massive Ablehnungshaltung älterer Mitmenschen den sogenannten „Radartisten“ gegenüber bereitet Annette im Brahm Sorgen: „Die jüngste Diskussion in der BV hat doch aufgezeigt, dass wir auf die jungen Leute zugehen müssen. Wir müssen mit ihnen gemeinsam Ideen sammeln, was geht.“ Und überhaupt, Sitzgelegenheiten für ruhebedürftige Senioren gebe es nun wirklich genug.

Wo sollen sie hin?

Was den Jugendlichen fehle, seien Plätze, wo sie hingehen und ungezwungen chillen könnten: „Wo sollen diese jungen Menschen denn hin? Wenn alle daheim vor dem PC hocken, droht Vereinsamung.“ Graffiti- Schmierereien, mutwillige Zerstörungen und Vermüllung werde man jedoch nicht dulden. Dem sei allerdings schwer beizukommen: „Wenn ich da eine wirksame Lösung wüsste, könnte ich mir die patentieren lassen…“

Organisierte Angebote für junge Menschen gebe es allerdings genug. Bei einer kurzen Überschlagrechnung sei sie auf über 90 Punkte gestoßen, von Feuerwehr bis Schachclub: „Für Jugendliche ist der normale Sportverein die beste Lösung, vor allem für kleines Geld.“ Kirche habe sich immer mehr rausgezogen aus der Jugendarbeit, doch inzwischen seien wieder erste zaghafte Schritte erkennbar auf die Jugend zu.

„Speziell nach Corona müssen wir die Jugendtreffs wieder aktivieren.“ Es gebe durchaus Töpfe, die abgerufen werden können, zum Beispiel im Bereich der Prävention. Auch habe sie sich die neue Dirt-Bike-Anlage in Hösel angeschaut, eine Crosslandschaft für MTB- und BMX-Fahrräder: „Super. Das ist eine sehr attraktive Möglichkeit und auch nur eine S-Bahnstation weiter.“ Warum nicht Ähnliches in Kettwig, in Heidhausen? Die frühen Schließzeiten der Spielplätze müssten auch überdacht werden. Sie hoffe doch sehr auf einen Radweg von Mintard über Kettwig vor der Brücke bis hin nach Werden: „Zu viele Gegenden im Bezirk sind immer noch nur mit dem Auto zu erreichen. Das bremst Kinder und Jugendliche aus.“

Selbst ist die Bäuerin

Apropos ausbremsen: Sie sei immer noch im Status der Bestandsaufnahme und mittlerweile sehr ungehalten über die Schwerfälligkeit der Verwaltung: „Ich kann die Ausreden langsam nicht mehr hören.“ Da helfe nur Eigeninitiative. Selbst ist die Bäuerin: „Wir möchten im Sommer auf einem Teil der Hundewiese in vor der Brücke ein temporäres Beachvolleyballfeld installieren.“ Sie sei nun mal für unkonventionelle Ansätze: „Nicht lange darauf warten, dass irgendjemand was verbessert. Selbst anpacken. Für aufwendige Behördengänge fehlt mir das Nervenkostüm.“ Warum nicht eine digitale Plattform schaffen, auf der kleine Jobs für Jugendliche zu finden sind? „So eine Art schwarzes Brett im Netz.“

Gerne lege sie die Finger in Missstände: „Es gibt zu viele Beispiele, wo jede Menge an Steuergeldern eingesetzt wurden und die Sache einfach so verpuffte. Da muss man eben mehrmals hinschauen und nicht sofort abhaken.“ Zu erreichen ist die Kinder- und Jugendbeauftragte Annette im Brahm telefonisch unter 02054-5125 und unter Annette.imbrahm@imbrahm-energie.de per Mail.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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