Werdener Dingerkus-Gartenhaus gewinnt Heimatpreis
Ein Märchenschloss
Das Dingerkushaus in Werden wurde zum Gewinner des Heimat-Preises der Stadt Essen gekürt. Der erstmalig ausgelobte Preis geht an den vor rund zehn Jahren gegründeten „Freundeskreis Gartenhaus Dingerkus“. Was wird mit der Siegprämie von 7.000 Euro geschehen?
Der Vorsitzende Peter Bankmann beobachtet gerade mit Freude die Arbeiten im Garten: „Wir haben zufällig schöne, alte Pflastersteine entdeckt und sie ausgebuddelt. Nun werden mit ihnen die Wege gepflastert. Die Treppenstufen werden auch neu gemacht.“
Auf Peter Bankmann und Rolf Sachtleben geht der anfangs belächelte Gedanke zurück, aus einer hinter Mauern und Dornenhecken versteckten Ruine ein Kleinod mit wunderschönem Garten zu machen: „Alles war zugewuchert. Dieses kleine Märchenschloss war nur zu erahnen.“ Zwar war 1994 der Denkmalschutz erteilt worden, doch vieles marode: „Die Fenster, die Türen, das Dach, eigentlich alles. Der Garten sah aus wie Hulle. Wir haben einfach mal angefangen. Alle hatten ihren Spaß.“ Der harte Kern zähle rund 15 Köpfe, die sich tatkräftig und mit pfiffigen Ideen einbringen. Auf Gründungsmitglied Conrad Schlimm gehe zum Beispiel der Pavillon zurück, der ein schattiges Plätzchen biete und den Garten noch aufwerte.
Ein Besuchermagnet
Mithilfe von Geldern aus Stiftungen, Spenden und Verkauf sowie eines gewissen Eigenanteils stecken inzwischen rund 120.000 Euro im Projekt. Kontinuierlich wurde Stück für Stück renoviert. Das 1790 erbaute Haus ist eine echte Marke geworden und zieht immer mehr Besucher an, spätestens seit dem Jahr der Grünen Hauptstadt 2017 auch weit über Essens Stadtgrenzen hinaus. Bankmann denkt schon nach über kommende Aufgaben: „Wie sieht das hier aus in 10 oder 15 Jahren? Wir möchten die Zukunft sichern.“ Schlimm ergänzt: „Deswegen müssen wir auch mehr junge Leute begeistern für unser Projekt.“ Ein Weg könnte noch mehr Medienpräsenz sein. Bankmann konnte unlängst im Radio beim Bürgerfunk Welle Werden über den Teetrinker Johann Everhard Dingerkus und sein Gartenhaus berichten. Dingerkus lud gerne ein zum amourösen Stelldichein einer „Liebes-Conférence“ bei einem Schälchen Tee.
Corona-Zwangspause
Corona warf einen dunklen Schatten auf den Garten und das Zehnjährige des Vereins konnte nicht würdig begangen werden. Der Frust saß tief. Klammheimlich meldete Bankmann den Freundeskreis für den Essener Heimatpreis an, ohne sich große Hoffnungen zu machen. Umso verblüffender die Nachricht: „Aus 45 Bewerbungen wurden wir ausgewählt. Dieser Preis ist eine Auszeichnung für zehn Jahre harter Arbeit. Menschen mit den unterschiedlichsten Qualitäten haben sich gefunden und in das Projekt eingebracht.“ Die mit dem Heimatpreis verbundenen 7 000 Euro sollen gezielt verwendet werden. Erste Ideen liegen auf dem Tisch: Wasser soll in den Garten. Vielleicht ein Bassin?
Der erste Platz solle unbedingt gefeiert werden, doch im Augenblick erlaubt die Pandemie keine Freudenfeste. Sobald wieder möglich, soll im Garten ein Sommerfest steigen. Beileibe nicht nur für das Sieger-Team, verkündet Bankmann: „Dazu laden wir auch die Zweit- und Drittplatzieren ein, deren Projekte den Sieg mindestens genauso verdient hätten wie unseres.“
Garten wieder öffnen
Fürs Jahr 2021 sind am Gartenhaus schon etliche Aktionen geplant. Ab Mai möchte Peter Bankmann wieder öffnen, am liebsten noch häufiger als nur jeden ersten Sonntag im Monat. Geplant sind Ausstellungen wie die eigentlich schon für 2020 angedachte von alten Quartett-Spielen und Fußballbildern. Bankmann möchte in Zusammenarbeit mit Niklas Hlawatsch ein Fotoprojekt anstoßen unter dem Motto „Heimat Werden“. Hlawatsch hatte mit seiner historischen Plattenkamera das Gartenhaus porträtiert. Auch soll mit Lesenachmittagen Kindern die Freuden guter Literatur näher gebracht werden. Informationen und Termine sind auf der Website www.gartenhaus-dingerkus.de zu finden.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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