Gut gelaunt feiert der Kegelclub „Pilsköppe“ sein 50-jähriges Bestehen
Biertrinkende Beatles

Die Pilsköppe haben seit nun schon 50 Jahren mächtig Spaß beim Kegeln.  
Foto: Henschke
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Manfred Schmidt muss nachdenken. Wer ist damals bloß auf den Gag mit den „Pilsköppen“ gekommen? Trotz allen Grübelns muss der Oberpilskopp passen: „Wer von uns genau das verzapft hat, weiß ich wirklich nicht mehr.“ Ist ja auch schon 50 Jahre her…

Spurensuche: Zwei Jahre zuvor war eine bekannte Liverpooler Band auf ihrer „Bravo-Blitztournee“ auch nach Essen gekommen und hatte in nur einer halben Stunde das Dach der Grugahalle förmlich abheben lassen. Und ein Bierchen in Ehren ist schon lange Kult im Revier: hier wird Pils getrunken. Das Wortspiel im Vereinsnamen lag also in der Luft. Der Anlass auch: die Kicker der DJK Grün-Weiß Werden-Heidhausen wollten für Abwechslung sorgen. Ob man nun das große Fußballtor treffen soll oder kleine Holzkegel, macht nämlich einen gewaltigen Unterscheid.

Sogar der Intimfeind wurde gefragt

Herr Schmidt wird hier von keinem Manfred genannt. „Der Männe“ war am 14. November 1968 Gründungspräsident und ist der einzige Übriggebliebene von ursprünglich zwölf Mann: „Da sind viele schon tot. Anfangs haben wir im Ratskrug gekegelt. Den gibt’s ja auch schon länger nicht mehr. Geselligkeit abseits vom Fußball haben wir gesucht.“ Es folgt ein breites Lächeln: „Und die haben wir gefunden.“ Vor fünfzig Jahren gegründet, sind die aktuellen Pilsköppe höchst vergnügt. Da wird gescherzt, da wird sich geneckt bis an die Schmerzgrenze. Ein höchst umstrittenes Thema ist traditionell der Fußball. Rivalitäten werden offen zur Schau getragen. Es gibt bei den Pilsköppen ernsthaft zwei Bayernfans. Einer davon ist im doppelten Sinne „fremd“ hier. Friedhelm Schmidt seziert die schon bald nach Gründung eingetretenen Personalsorgen geradezu genüsslich: „Die Grün-Weißen bekamen nicht mehr genug Leute zusammen. Da haben sie sogar mich als Intimfeind gefragt. Ich war nämlich bei den Roten.“ Ein Kulturkampf im verträumten Heidhausen? Vielleicht ist das vielen gar nicht mehr präsent. Doch es gab da auf der längst verwaisten Sportanlage im Volkswald große Lokalderbys. Die Grün-Weißen von der „kirchlichen“ DJK gegen die rot-weißen Kicker vom „Arbeiterverein“ TuS Heidhausen. Hoch ging das her, bis sich die beiden Clubs 1975 auch im Fußball zusammentaten. Da waren die Pilsköppe längst offen für jedermann.

Ein dreifaches „Gut Holz“

Zurzeit sind es zehn Mitkegler: Herbert Derksen, Herbert Fiegenschuh, Erwin Godesar, Ralf Hartung, Peter Koch, Arno Mett, Bernd Schmidt, Friedhelm Schmidt, Rolf Schröter und last but least Manfred Schmidt. Alle vier Wochen immer freitags ab 20 Uhr trifft man sich zu spannenden und geselligen Kegelabenden. Dann werden klassische Bilder gekegelt, hohe und niedrige Hausnummern oder eine Königspartie. Besonders launig wird es beim Nikolauskegeln. Im „Schwatten“ braucht Wirt Michael Deumlich nicht groß nachzufragen, die alkoholischen Vorlieben sind bereits bekannt. Wenn dann eine Runde auf dem langen Tisch steht, schlägt Schmidts Stunde: „Ansonsten habe ich hier ja nix zu sagen. Aber das ist meine Aufgabe.“ Zackig wird dem edlen Spender gedankt und mit einem dreifachen „Gut Holz“ besiegelt. Präses Männe Schmidt hält die Truppe zusammen: „Früher haben wir alle 14 Tage gekegelt, sind aber auf Wunsch etlicher Mitglieder auf monatlich gegangen. 2006 war das.“ Einmal im Jahr geht es auf Tour. Nüchtern wird aufgezählt: „Wir waren schon fast überall. Oslo, London, Mallorca. Zuletzt ging es nach Olsberg.“ Einmal fiel die Tour aber flach: „Wir hatten Schwund in der Kegelkasse. Der Kassierer ist mit der Knete durchgebrannt. Ehrlich wahr.“ Längst abgehakt. Doch nun werden sie ungeduldig und drängeln: „Brauchse noch was?“ Ein Gruppenfoto muss her. Nachdem das geknipst wurde, will Herbert Fiegenschuh noch wissen, ob denn auch kein störender Schlagschatten auf den Gesichtern liege. Da brummelt einer was von „wäre vielleicht besser, wenn unsere Köppe im Vollschatten lägen“. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Die Pilsköppe haben seit nun schon 50 Jahren mächtig Spaß beim Kegeln.  
Foto: Henschke
Ein Bild aus alten Zeiten: „Da waren wir noch jung und schön. Jetzt sind wir nur noch und.“ 
Repro: Henschke
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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