Wo man singet… Caritas-Adventsfeier für Senioren in St. Kamillus
Die Gäste sind betagt, sie können vielleicht nicht mehr gut laufen, hören oder sehen. Aber singen, das können sie!
Der Kamillus-Saal in Heidhausen ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Senioren aus der Gemeinde St. Kamillus und den umliegenden Heimen wurden eingeladen, zunächst einer heiligen Messe mit Pater Jörg Gabriel beizuwohnen und es sich dann bei einer Tasse dampfenden Kaffees, leckerem Kuchen und knusprigen Käsebrötchen gemütlich zu machen. Ein fröhliches Programm begleitet rund zwei Stunden lang diesen gut gelaunten Nachmittag.
Eingeladen zu dieser Adventsfeier hatte die Gruppe St. Kamillus / Heidhausen der Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD). Deren Aufgabe ist es, ehrenamtlich für die Schwachen in den Gemeinden zu wirken. Sie begleiten Hilfesuchende unbürokratisch, geben Menschen in schwierigen Lebenslagen Mut und machen auf soziale Missstände aufmerksam. Etwa 80.000 Menschen in ganz Deutschland engagieren sich im CKD-Netzwerk.
Schon traditionell wird die Senioren-Adventsfeier von Kindern der nahe gelegenen Schule an der Jacobsallee begleitet. Ein erster Höhepunkt ist der Lichtertanz des ersten Schuljahres, dann werden Gedichte aufgesagt. Die Senioren im Saal lauschen ehrfürchtig, mit Glitzern in den Augen. Schöne Erinnerungen werden wach, wohlige Gefühle von früheren Weihnachten zaubern ein Lächeln auf die Gesichter dieser Menschen, die unglaubliche Lebensleistungen stemmen mussten, dies auch konnten und nun ihr Alter genießen dürfen.
Fahrdienst
Schön, dass so viele in Würde ergraute Gemeindemitglieder von ihren Begleitpersonen oder dem eigens eingerichteten Fahrdienst zur Feier abgeholt wurden. Auch Senioren aus dem Paul Hannig Heim, dem Haus Augustinus und dem Betreuten Wohnen Schaphausstraße können begrüßt werden.
Als dann Kinder und Erwachsene gemeinsam „Alle Jahre wieder“ anstimmen, lässt es niemanden kalt im Saal – ein unglaubliches erhebendes Gefühl des Miteinanders von ganz Jung und ganz Alt, welches in unseren modernen Zeiten bereits verloren schien.
Die Schulkinder zeigen einen Ausschnitt aus ihrem Weihnachts-Musical, haben da ein großes Problem: der Weihnachtsmann liegt im Liegestuhl am Strand, hat nämlich Urlaub unter südlicher Sonne genommen, da ihm die zu großen Geschenkwünsche der Kinder zu viel Stress bereiteten. Nun gilt es, den Mann mit dem roten Mantel und dem weißen Bart zu überzeugen, doch wieder - natürlich rechtzeitig zum Weihnachtsfest – zurück zu kommen! Karl-Heinz Steven berührt die Zuhörer mit einer Geschichte aus seiner Kindheit, der mittlerweile Neunzigjährige hat ihn nach all‘ den Jahren nicht vergessen, den „Blick durchs Schlüsselloch“!
Der kleine Karl-Heinz konnte es einfach nicht abwarten, musste einen Blick auf die Geschenke werfen, schlich sich an die Tür zur guten Stube und sah…ein Fahrrad unterm Weihnachtsbaum!
Das Christkind war da!
Ja, das hatte er sich gewünscht, der Vater rief auch schon: „Kinder, das Christkind war da!“ Aber die Mutter bremste die „Erstürmung des Geschenkeberges“ abrupt ab: „Erst wird gesungen, dann sagt Ihr Gedichte auf!“ Vor lauter Aufregung verhaspelte sich Karl-Heinz, so schnell hatte er sein „Denkt Euch, ich habe das Christkind gesehen“ noch nie aufgesagt.
Der Vater las noch das Weihnachts-Evangelium, noch heute muss sich der rüstige Senior schütteln: „Und das ist sehr lang!“ Dann endlich ging es an die Bescherung – das Fahrrad aber war für seine Schwester Ruth! Steven erinnert sich: „Einer stand da und war traurig – der Baukasten kein Trost.“
Da sprach die Mutter: „Mein lieber Junge, warte nur, bald hast Du Namenstag. Dann kriegst auch Du ein Fahrrad und kannst mit Deiner Schwester gemeinsam fahren!“ Das Happy End rettete das Fest – Karl-Heinz Steven ist immer noch gerührt von dieser guten Tat seiner Mutter: „Nie war Weihnachten schöner als in diesem Jahr!“
Auch eine private Musikergruppe von Heidhauser Kindern möchte den Gästen eine Freude machen.
Charlotte stimmt auf dem Cello „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ und „I wish you a merry Christmas“ an, der Saal singt mit. Auch an der Gitarre und mit speziell gebogenen Kinderflöten wird musiziert, zur großen Freude der Anwesenden.
Schneeflöckchen, Weißröckchen
Dann geht es wieder auf den Heimweg – gut gelaunt und festlich gestimmt. Die Kinder sind beeindruckt von dem vielen freundlichen Beifall, die Eltern mächtig stolz auf ihren Nachwuchs, die alten Menschen einfach nur glücklich. So soll es sein!
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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