Wir sind viele! - Doppeljahrgang startet ins Schuljahr
Mit den Abiturprüfungen der jetzigen 13. Stufe in Nordrhein-Westfalen wird ebenfalls das letzte Schuljahr von nicht einem, sondern zwei Jahrgängen eingeleitet. In einem Jahr werden zusätzlich 55.000 Abiturienten durch den doppelten Jahrgang nach langem Lernen, Vorbereiten und Bangen ihre letzten Prüfungen in der Schule ablegen.
Von Rebekka Deuse
Wie es danach weiter geht, fragen sich auch die Schüler des baldigen Abschlussjahrgangs am Gymnasium Essen-Werden.
Vorbereitung, so wird gesagt, ist die beste Vorsorge um einen Studien- oder Ausbildungsplatz trotz des hohen Andrangs zu bekommen. Unzählige Broschüren, Rundbriefe, Informationsveranstaltungen der Schule oder der Bundesagentur für Arbeit haben sich hier schon daran versucht. Was sie alle gemeinsam haben? Die Missstimmung , die die genannten Zahlen verbreiten. Eine genügt zunächst: 111.000 Studienanfänger in NRW. Anschließend zeigen Tabellen und Diagramme, wie durch die Hochschulpakte insgesamt ca. 116.000 neue Studienplätze bis 2015 finanziert werden sollen. „Es wird sehr viel Panik erzeugt.“, meint Katrin Jung, Stufe 12. „Vielleicht ein bisschen zu viel.“ Trotzdem wünscht auch sie sich konkretere Lösungsansätze für die Zeit nach der Schule.
Alternativen sollen jetzt die Lösung aller Probleme sein. Zunächst einmal ist eine Ausbildung für manche Schüler ein Möglichkeit eine erfolgreichen beruflichen Zukunft zu erlangen. Die Zukunft ist theoretisch für diesen Jahrgang so aussichtsreich wie nie: Prognosen zeigen, dass aufgrund der demografischen Entwicklung immer mehr junge Fachkräfte in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden. Vor allem diejenigen mit Höchstqualifizierung; Akademiker profitieren von dieser Entwicklung also am meisten. Aber um ihre Chancen später nutzen zu können brauchen sie wieder, richtig, einen Studienplatz.
Also wohl zurück zu den Alternativen. Hier werden die Orientierung zu anderen Bundesländern, ein Studium im Ausland, die Wahl eines verwandten Studienfachs und viele andere Möglichkeiten angepriesen. Wörter wie „Duales Studium“ lassen Hoffnung aufkommen; der „Bundesfreiwilligendienst“ anstelle des abgeschafften Wehr- und Zivildienstes, ein soziales Jahr oder eine Praktikumszeit im Ausland sollen helfen das Warten auf das Ende des großen Ansturms auf die Universitäten zu überbrücken. In den Genuss des früheren Eintritts ins Arbeitsleben, der das Ziel der Verkürzung der Schulzeit ist, kommen wohl erst einmal nicht alle der ersten Absolventen.
„Ich werde erst einmal ein Auslandsjahr machen.“, erzählt Hannah Weifenbach, Stufe 11. Der straffe Lehrplan des G8-Jahrgangs ließ ihr für solche Möglichkeiten keine Zeit. Und sie ergänzt: „Natürlich bekommt man den Druck zu spüren.“ Jetzt, denn ein Jahr das fehlt, fällt ins Gewicht; im Hinblick auf die Zukunft, denn die Zauberformel aus der Vielfalt der Möglichkeiten wird wohl doch letztlich jeder für sich finden müssen.
Die Maßnahme, die Deutschland an die internationalen Ausbildungszeiten anpassen soll, hat hier eine merkwürdige Situation zur Folge: Zwei Stufen, zwei getrennte Kurssysteme und ein Ziel, das Abitur 2013. Im Gegensatz zu vielen anderen Schule in Essen, entschied das Gymnasium Essen-Werden die beiden Stufen nicht in den Kursen zusammen zuführen, sondern getrennt zu unterrichten. Das wirft Fragen auf, die zunächst banal klingen, die Schüler dennoch beschäftigen. Wird es ein gemeinsames Abi-Motto geben? Der Abi-Ball, getrennt oder zusammen? Was ist mit den traditionellen Motto-Tagen? Kleinigkeiten, die aber das letzte Schuljahr der nächsten Abiturienten in Werden ausmachen. „Es ist schon gut, dass unsere beiden Stufen jede für sich stehen.“, findet Hannah und stimmt damit ihrer Mitschülerin aus der Stufe 12 zu. Der Altersunterschied sei wohl doch teilweise sehr groß. Aber, darin sind sich beide einig, ein bisschen mehr Zusammenhalt wäre angebracht. „Immerhin machen wir zusammen Abi.“
Mit dieser Einstellung und der richtigen Motivation und Unterstützung werden die meisten Schüler des großen Abschlussjahrgangs aus Stufe 12 und 13 ihren eigenen Weg finden- trotz aller Hindernisse. Doch zu allererst steht für alle das Abitur an. Sind die Prüfungen bestanden, beginnt die Suche nach einem Hochschul- oder Ausbildungsplatz.. aber erst einmal wird dann wohl auch gemeinsam gefeiert.
Autor:Julia Colmsee aus Essen-Süd |
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