„Wir brauchen Menschen wie Liudger“

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Sonntagmorgen, 9.50 Uhr. Mit schnellem Schritt versuchen noch zahlreiche Gottesdienstbesucher einen Sitzplatz in der beinahe restlos gefüllten Basilika zu ergattern. Die ersten Klänge des Blasorchesters lassen nicht nur dieses Treiben zu Ende gehen, sondern stimmen auch auf das kommende Fest ein. Die Ludgerusfanfare ruft zur „Umtragung der Gebeine des heiligen Liudger“, dem Höhepunkt des traditionsreichen Ludgerusfestes, in dessen Zeichen das gesamte Wochenende stand.
Zu Beginn hatte der Erzbischof von Luxemburg, Jean Claude Hollerich, gemeinsam mit dem Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck und den zahlreichen Gläubigen einen festlichen Gottesdienst in der Werdener Basilika gefeiert. In seiner Predigt rief der Erzbischof die Zeit des Heiligen Liudgers in Erinnerung, eine Zeit des Umbruchs und des kulturellen Wandels. Auch die heutige Zeit sei eine Zeit des Umbruchs und Wandels. „Wir brauchen auch heute Menschen wie Liudger, die den Glauben in die Welt tragen“, so der Erzbischof. Dafür sei es wichtig, dem Wort Gottes Raum zu geben, im Vertrauen auf den Heiligen Geist in die Welt hinauszugehen und sich nicht in die Kirche zurückzuziehen. Durch das gemeinsame Gebet könne das Wort Gottes wieder spürbar werden. „So haben wir die Chance unseren Glauben in die Zukunft zu tragen“, ermunterte der Erzbischof.

Den Glauben in die Zukunft tragen

Singend und betend folgten die zahlreichen Gläubigen – darunter Pilger aus den Niederlanden, Italien, Belgien, Indien und dem Kongo sowie aus den Nachbarbistümern Münster und Paderborn – dem Reliquienschrein durch die festlich geschmückten Straßen Werdens. Mit dem Geläut der Friedensglocke aus dem Jahr 1632 wurde die traditionelle Statio an der Evangelischen Kirche, die seit 1995 zum Programm der Ludgerusprozession gehört, eröffnet. „Die Erinnerungen an den Heiligen Liudger laden uns dazu sein, dass wir uns daran erinnern, dass der Glaube an Christus uns eint“, betonte Stadtsuperintendent Irmenfried Mundt in seiner Ansprache.
Das Ludgerusfest wird seit dem Jahre 1128 gefeiert. Es geht auf den 28. Abt von Werden, Bernhard von Wevelinghoven (1125-1138) zurück. Aus Dankbarkeit für die Abwehr einer Hungersnot legte der Abt das Gelübde ab, die Gebeine des Ortsheiligen – des Friesen- und Sachsenmissionars Liudger – im Rahmen einer feierlichen Prozession jährlich am Vorabend des Festes des heiligen Bartholomäus (24. August) durch den Ort tragen zu lassen. Dieses Versprechen wird bis heute eingehalten – mit der Abweichung, dass der Prozessionstag wegen der Ferienzeit auf den ersten September-Sonntag verlegt wurde.

Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

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