Wild-Schwein gehabt! Nils und seine Mutter Christiane pilgern auf dem Jakobsweg – Teil 2: von Aachen bis Brûly

Stolze 391 Kilometer auf dem Jakobsweg hat unser Pilger-Duo schon bewältigt: Christiane und Nils Friedrich.
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In Belgien angekommen, wurde ein neuer Reiseführer hervor gekramt. „Ich hatte das Buch ‚Der Jakobsweg in Belgien: Via Mosana in 18 Etappen‘ von Reiseautor Michael Moll gekauft, dazu noch ein paar exaktere Wanderkarten, los ging’s!

Es sind die einfachen Dinge, die man beim Pilgern wieder schätzen lernt: Den richtigen Wanderstock finden, an dem Nils dann stundenlang rumschnitzen konnte, tolle Landschaften erwandern, die sich aber oft sperrig gaben, so die „Planerin“ Christiane: „Da habe ich mich ein wenig verhauen.
Es gab nämlich etliche anstrengende Steigungen, die Höhenmeter hatte ich schlicht und einfach unterschätzt. Die Tour startete direkt mit einem Steilhang, so wie den Viehauser Berg mehrmals hintereinander und voller Geröll. Das war der Hammer. Dann bekam Nils noch Bauchschmerzen, doch Dank Omas Schwedenkräutern wurde es bald wieder besser!“
Das angedachte Tempo war absolut nicht haltbar: „Wir waren ziemlich langsam, so drei Kilometer in der Stunde. Das zog sich. Wir hatten auch irgendwie mehr Gepäck dabei als im Vorjahr - warum auch immer!“

Rituale

Hat man so Rituale, die beim Bewältigen der Strapazen helfen? „Naja, wir versuchen zwar, immer ein wenig früher los zu laufen, doch das klappt nie. Auch so eine Art Ritual…“ War echt nicht machbar, dieses „früher Wegkommen“ – im Kloster war um Acht Frühstück, aber in den privaten Unterkünften wurde das deutlich später eingenommen. „Fast ein wenig schade, dass so wenig Zeit blieb, mit den Gastgebern zu reden – das waren sehr interessante Menschen.“
Was bleibt? Woran wird Nils sich später erinnern? „Das, was ich auch in zehn Jahre noch weiß? Ich habe mich auf einer kleinen Brücke über einen Bach hingesetzt, um mein Baguette zu essen. Plötzlich war die Mama weg!“ Die Mama habe nämlich immer Stress gemacht, ja nicht zu bummeln, man müsse ja noch das Ziel erreichen - dabei habe es doch immer geklappt. „Ja“, gibt die Mutter zu, „wir haben unterschiedliche Herangehensweisen. Ich kann mich schlecht fallen lassen, muss immer planen, da ist Nils viel gelassener!“
Ein Beispiel? Christiane hatte von Attacken riesiger Keiler gehört, da habe man keine Chance. Der nächste Wald war verrufen als wildschweinverseucht, da bekam sie es mit der Angst zu tun. Natürlich preschte außerhalb von Namur ein Wildschwein aus dem Gebüsch. Auweia!

Die Angst überwunden

„Der moderne Mensch hat sich von der Natur entfernt, die macht ihm oft Angst. Dabei wohnen wir direkt am Wald…ich hatte also wirklich Angst, wollte aber das Projekt nicht gefährden, auch keinen Riesenumweg gehen, also musste ich da durch.
Nach kleinem innerem Kampf und mit viel Gottvertrauen sind wir da rein. Ich denk‘ noch: ‚Hier lauern überall Wildschweine‘, da schleicht sich der Knabe an und macht ‚Oink, Oink!‘. Das Herz ist mir in die Hose gerutscht!“ Nils kann sich kaum halten: „Das war aber auch lustig!“
Die Mutter nimmt’s gelassen: „Na klar, im Nachhinein wirkt das natürlich spaßig - doch als wir durch waren, war ich schon froh, mich dieser meiner Angst gestellt zu haben. Und auch dabei fühlte ich mich irgendwie von ‚da oben‘ beschützt. Lautes Singen hat auch geholfen - ich bin im Kirchenchor und kenne daher viele moderne Kirchenlieder. Singen ist meine Art der Kommunikation mit Gott.“ Christiane Friedrich muss wieder schmunzeln: „Klingt jetzt bisschen sehr esoterisch, was?“ Und Nils wirft lakonisch ein: „Ich kann‘ die Lieder eh‘ alle nicht.“

McDonald's

Zum Glück sind die Beiden überhaupt nicht „völlig ab von der Welt“. Da wird herzhaft bei McDonald’s gespeist, Nils lauert auf den nächsten Hotspot mit Free Wlan: „Dann surfe ich, aber Netz ist in Belgien echt selten!“
Er ist schon wichtig, der Kontakt zur Außenwelt - viel Unterstützung, viele „follower“ auf facebook oder auf www.nils-pilgert.de.
Da kommt Lucia Spielkamp ins Spiel: „Unsere Dritte im Bunde! Große internettechnische Hilfe haben wir von ihr bekommen.
Sie hat auch brav jeden Abend die Homepage mit den neuesten Berichten gefüttert. Lucia ist eine gute Freundin und würde mitmarschieren, wenn denn ihr Rücken halten würde.
Wir haben überhaupt viele Anfragen von Menschen, die mit uns mit pilgern würden. Das wäre eigentlich recht lustig, hätte dann was von Forrest Gump, wie er drei Jahre durch Amerika gejoggt ist und ihm die Massen folgten…“

Geht‘s weiter? „Alles ist offen!“

Also, nun mal konkret gefragt: Geht’s weiter?
Mutter Christiane muss erst schauen, wie es der Familie geht: „Jetzt haben wir erst einmal einen Cut gemacht, das ist auch gut so. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, dann laufen wir weiter. Alles ist offen, auch, ob es dann wieder eine Spendenaktion gibt.“

Sohn Nils denkt mit seinen 13 Jährchen sowieso in großzügigen Dimensionen: „Ich habe ja noch soooo viel Zeit!“

Spendenkonto

Wer möchte pro absolviertem Kilometer spenden? 2015 waren es von Huy bis Brûly 149 Kilometer. 2014 schickte die Organisation „Save the Children“, die Kindern in Not hilft, Nils eine Urkunde mit der stolzen Summe von 2.552 Euro!

Spendenkonto von „Save the children“:
Konto 929
BLZ 10020500 Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: E92100205000003292912
BIC: BFSWDE33BER
Wichtig ist der Verwendungszweck: „Nils pilgert“.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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