Weihnachtskarten einer Urwerdenerin
Mechthild Marquardt steckt voller kreativer Ideen
Als „Urwerdenerin“ bezeichnet sich die fünfundsiebzigjährige Mechthild Marquardt mit Fug und Recht. So konnte schon der Vater der gebürtigen Püttmann seinen Werdener Stammbaum einst bis ins Jahr 1643 zurückverfolgen. Und auch sie lebt seit ihrer Kindheit, abgesehen von ein paar Kriegsjahren in der Eifel, bis heute in Werden. Kein Wunder also, dass das Malen von Werdener Motiven eines ihrer Steckenpferde geworden ist. Das Talent dazu scheint ihr schon in die Wiege gelegt worden zu sein, so hat ihr Vater ein Professor für Pädagogik und auch ihre Mutter gemalt. „Meine Mutter hat sogar noch bis ins hohe Alter hinein regelmäßig Bilder angefertigt“, erinnert sich die heute in Fischlaken lebende Kreative.
Sie selbst hat schon als Kind fast immer Einser in Kunst gehabt. Später ist ein Kunststudium am Willen ihres Vaters gescheitert, so dass sie Lehrerin wurde. „Zunächst war ich bis zur Geburt meiner drei Töchter Volksschullehrerin an der ehemaligen Zöllestinschule in Heidhausen“, erzählt sie, „später nachdem die Kinder größer waren, arbeitete ich über 25 Jahre als Lehrerin an der Fischlaker Grundschule, schon da habe ich auch im Unterricht immer viel Kunst gemacht.“
Ab etwa 1985 schließt sie sich unter der Leitung der aus Wien stammenden Kunstkennerin Elisabeth Kohn einer Gruppe an, die sich über zwanzig Jahre lang regelmäßig in einem Saal der Christi Himmelfahrt-Gemeinde getroffen hat, um dort gemeinsam kreativ zu sein.
Die meisten Werdener haben die stimmungsvollen Bilder der Fischlakerin durch ihre regelmäßigen Ausstellungen im Schaufenster der Hirschapotheke am Rathausplatz kennengelernt. Für jeden Kunsttag malt sie das Jahr über acht bis zehn neue Motive in der für sie typischen Aquarelltechnik, um sie dort zu zeigen. Mal malt sie dabei den Werdener Weihnachtsmarkt, die Basilika im Schnee, den Kräutergarten mit Folkwang-Hochschulgebäude im Hintergrund oder andere typische Werdener Ecken wie jüngst den Heyerstrang, die Eiergasse oder die Schleuse. Mit leuchtenden Farben bannt sie dabei liebvoll Details wie feine Blümchen, Bäume oder Gebäude aufs Papier und auch ein Plakat oder ein Park-Schild wird von der aufmerksamen Künstlerin mit ins Bild genommen. „Ich gehe häufig in Werden spazieren und suche dabei nach Winkeln, die ich noch nicht habe.“ Abwechslung ist ihr dabei wichtig: „Ich kann zwar immer wieder dasselbe Motiv wiedergeben, entscheidend für mich ist aber, dass es aus einem anderen Blickwinkel heraus geschieht.“
Vor Weihnachten gibt es für die Künstlerin besonders viel zu tun. „Jedes Jahr male ich ein Aquarell, was mir dann als Vorlage für meine Weihnachtspostkarten dient.“ Das Gemälde wird in einem Kopiergeschäft verkleinert und so auf Postkartengröße gebracht. Ein Vorgang der mit Argusaugen von der Fischlakerin verfolgt wird: „Ich passe genau auf, ob die Farben auch so werden, wie sie im Original erscheinen.“
Zu Hause klebt sie die Motive auf Klappkarten beschriftet sie und versendet einen großen Teil an Freunde, Familie und Bekannte. Den anderen Teil der Karten verkauft sie jedes Jahr auf dem Weihnachtsbasar der Kamillusgemeinde. „In erster Linie male ich zu meiner Freude, es macht mir aber auch, abgesehen von einigen Ausnahmen nichts aus Bilder von mir zu verkaufen, manchmal fertige ich sogar auch Auftragsarbeiten an.“
Vielfältig ist sie aber nicht nur in der Abbildung von Motiven aus verschiedenen Blickwinkeln. So malt sie abgesehen von Werdener Motiven, auch Dinge oder Orte nach, die ihr auf ihren vielen Reisen begegnet sind, entwickelt Stilleben mit Blumen und Früchten oder bannt Menschen in Portraits. Neben den Aquarellfarben, die sie liebt, weil man mit ihnen so schön am Tisch werken kann, malt sie aber auch in Öl, was für sie allerdings den Nachteil hat, dass es immer so schnell weg trocknet, mit Acryl oder mit Kreiden.
Mit ihren selbstgemachten Halsketten zeigt sie schließlich auf dem Kamillus-Basar eine weitere Facette ihrer kreativen Ausdruckskraft. Über Bücher, durch Gespräche mit Schmuckanbietern oder durch Schmuckstücke, die sie selbst entdeckt angeregt, fertigt sie zarte Gebilde aus den verschiedensten Materialien. „Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Perlen, bringe Schmuckstücke wie Swarovskiperlen, böhmische Glasschliffperlen oder Silberelemente auch oft von meinen Reisen mit.“
Und schließlich fertigt sie für ihre drei Töchter, die alle ebenfalls – wie könnte es bei der Mutter anders sein- kreative Berufe erwählt haben, für weitere Familienmitglieder und enge Freunde jedes Jahr einen Kalender mit ihren Bildern an. Dabei greift sich auch schon mal auf Vorlagen aus dem Umfeld ihrer Liebsten wie etwa den Ausblick aus dem Bauernhaus ihrer Tochter in der Eifel zurück. „Mein Traum wäre es mal so richtig professionell einen schönen Kalender mit Werdener Motiven und dem passenden Text dazu auf den Markt zu bringen.“
Bis es soweit ist, widmet sie sich mit der Schreiberei noch einem weiteren kreativen Hobby. „Ich schreibe viel, im Augenblick zeichne ich für meine Geschwister Erinnerungen an unsere Jahre, die wir als Kinder in der Eifel verlebt haben, auf.“
Autor:Birgit Hölker-Schüttler aus Essen-Werden |
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