Warum Werden einmalig ist

Rolf Sachtleben sitzt in einem Werdener Café am Fenster. Die meisten Leute, die an diesem sonnigen Frühjahrstag hier vorbeilaufen, kennen den Wahl-Werdener und grüßen freundlich. Wer Werdener ist, kennt Sachtleben eben. Der Rentner, der 1947 in Essen geboren wurde, engagiert sich seit 13 Jahren für den Werdener Werbering. „Als ich in Rente ging, wurde ich gefragt, ob ich nicht im Werdering mit helfen möchte“, gesagt, getan. Seitdem ist der zweifache Vater und vierfache Opa das Gesicht des Werberings. Er erinnert sich noch genau an die ersten Monate: „Ich wurde einfach ins kalte Wasser geschmissen.“ Schnell war jedoch der erste Kunstmarkt und auch ein verkaufsoffener Sonntag ins Leben gerufen. Bald war klar, auf den ehemaligen Geschäftsmann ist Verlass, was er organisiert, das gelingt auch. Und so wurde das Veranstaltungsprogramm in den vergangenen Jahren immer abwechslungsreicher und vielfältiger. „Manchmal fühle ich mich ein wenig, wie ein Alleinunterhalter“, sagt er, doch „es macht mir total viel Spaß, mir immer wieder etwas Neues auszudenken.“ Ebenso schön ist es aber, wenn die neuen Veranstaltungen zu Traditionen werden, so wie der von Sachtleben ins Leben gerufene Kunsttag, der im vergangenen Jahr nun schon zum elften Mal statt fand. Dieser findet nun nur noch alle zwei Jahre, also erst wieder 2017, statt. Dafür wurde dann das Fest der Sinne ins Leben gerufen. Die Premiere fiel leider unter Wasser, aber Rolf Sachtleben ist optimistisch, dass die zweite Auflage dieses Jahr am 29. Mai ein voller Erfolg wird. „Hier sollen die Studenten der Folkwang Uni die Möglichkeit bekommen, zu zeigen, was sie können.“
Sachtleben erinnert sich noch genau daran, wie skeptisch damals der Idee mit einem Stoff- und Tuchmarkt begegnet wurde, „wir hatten uns das dann mal in Haarzopf angeschaut und mittlerweile ist das ein fester Bestandteil und eine unserer beliebtesten Veranstaltungen.“
Ebenfalls ein Novum ist der Gesundheitstag, der dieses Jahr am 24. April stattfinden wird. „ Es wird ein begehbares Darmmodell geben, Ärzte und Heilpraktiker werden vor Ort sein.“ Auch ein Sportangebot wird es auf dem Postparkplatz geben.“
Rolf Sachtleben tastet sich damit wieder an etwas Neues heran. Seine Zeit investiert er gerne in den Werbering, auch „wenn ich nichts dagegen hätte, mal einen Nachfolger einzuarbeiten, ich werde ja auch nicht jünger.“ Er weiß, dass das beschauliche Werden ein ganz besonderes Dörfchen ist, in dem es auch noch funktioniert, dass die kleinen, individuellen Geschäfte bestehen und sich „keine Ein-Euro-Geschäfte ansiedeln.“ „Ohne Werden und die Abtei wäre das Ruhrgebiet nicht entstanden“, erklärt er die Besonderheit des Städtchens. Durch die Folkwang-Uni beleben zudem viele junge Menschen Werden. „Wenn man Werdener ist, dann sagt man das eben gern. Die Bürger kümmern sich gut um ihre Stadt. „2010 stellten wir fest, dass die Stadt nicht sauber genug war und dann haben wir einen Menschen gefunden, der die Stadt sauber hält. Selbst er ist stolz, der Saubermann der Stadt zu sein.“ Auch wenn es in Werden ein reichhaltiges Kulturangebot gibt, die gemütlichen Gassen der Innenstadt reichlich individuellen Geschäften Platz bieten, Rolf Sachtleben weiß, dass es noch Dinge zu verbessern gibt. „Wir haben hier einfach zu wenig Parkmöglichkeiten und auch rund 40 Übernachtungsmöglichkeiten sind zu wenig.“ Für die jungen Leute fehle es an Ausgehmöglichkeiten, „sie müssen dann schon nach Düsseldorf oder Essen fahren. Das Engagement für seine Stadt hat Rolf Sachtleben mittlerweile fest in seinem Leben integriert, „es macht Spaß und es ist einfach toll zu sehen, wie sich gewisse Projekte entwickeln. Der Anspruch, dass wir besser sein möchten, hebt uns einfach von anderen Städten ab.“ Dennoch achtet er darauf, dass auch seine Hobbys und seine Familie nicht zu kurz kommen- denn immerhin sind sie ja der beste Grund, sich in der Wahlheimat wohl zu fühlen.

Info
Werden hat etwa 10000 Einwohner mit den Ortsteilen Heidhausen und Fischlaken sind es 25 000. Im Werdener Werbering sind 82 Mitglieder.

Autor:

Isabel Nosbers aus Essen-Werden

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