„Unser kleines Paradies“
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in schöner sommerlicher Tag im und rund ums Waldhaus
Bei trotz desolater Wettervorhersage ansprechenden Temperaturen und sogar ein wenig Sonnenschein schlendern die Besucher am Trödelmarkt mit Schmuck, Lampen und weiteren Schnäppchen vorbei. Man sitzt zusammen, diskutiert über Gott und die Welt, lässt sich die köstlichen Kuchen, eine Kaffee, die Bratwurst schmecken.
Das Sommerfest im Waldhaus im Pörtingsiepen führt Behinderte und Nicht-Behinderte, Alt und Jung zusammen. Mittendrin steht Hannelore Bartsch und strahlt: „Nun lacht doch die Sonne über unser kleines Paradies!“ Die gelernte Krankenschwester geizt nie mit klaren Worten: „Wir sind eine große Familie. Aber es wurde und wird uns nicht leicht gemacht. Behinderte sind unbequem, sie haben keine Lobby.“ So kämpft das streitbare Persönchen für die, welche mit geistiger Behinderung geboren wurden, so wie ihr Stefan. „Vielen gesunden Menschen fehlt das Einfühlungsvermögen, deswegen haben wir Betroffenen eine Selbsthilfegruppe gegründet!“ Weit über 40 Jahre leistet der ökumenische Arbeitskreis für Behinderte nun schon ehrenamtliche Arbeit, die oft psychisch an die Grenzen bringt: Die Seele bedrückende Leidensgeschichten, völlig überforderte Eltern, desinteressierte Ansprechpartner, die vielen bürokratischen Hindernisse…
Aber Hannelore Bartsch ist eine Kämpferin, es ist nicht ihre Art, zu jammern: „Es gibt doch auch viel Schönes zu erleben in unserer Gruppe!“
Neues Holzhaus
Zum Beispiel solch einen sommerlicher Tag im und rund ums Waldhaus. Siegfried Bartsch, Ehemann und tatkräftiger Mitstreiter, weist stolz auf die neueste Errungenschaft: Es wurde großzügig gespendet, nun prangt ein brandneues Holzhaus im Garten. Stolz wird der Innenraum mit neu verlegtem Boden gezeigt, mit vier auf vier Metern ist hier „genug Platz in der Hütte“. Seit 1975 ist das Waldhaus an der Straße Pörtingsiepen Heimat des Arbeitskreises. Das ehemalige Heim des Ziegeleimeisters sollte abgerissen werden. Doch Hanslothar Kranz erinnerte sich an Hannelore Bartsch und fragte nach. Gerne nahmen die Ehrenamtlichen das Angebot an. Die Wände waren feucht, das Haus eigentlich abrissreif. Aber der selbstständige Malermeister Siegfried Bartsch schuftete mit seinen fünf Gesellen, auch die Söhne Christian und Stefan krempelten die Ärmel auf. Mit viel Geduld und Spucke wurde vom Keller bis zum Dach renoviert, gemeinsam schufen sie aus der Bauruine eine Zuflucht und zweite Heimat für die Behinderten.
Neues Leben
Sperrmüll-reife Möbel wurden gesammelt, dem alten Haus neues Leben eingehaucht. Jetzt gibt es hier eine gemütliche Küche, Werkräume, Schlafstätten, falls Übernachtungsbedarf ist. Es wird gemalt, gebastelt, einfach mal zugehört: „Wir kochen gemeinsam, sitzen danach auf der Eckbank und quatschen.“ Viele Feiern im Garten, dazu auch sportliche Betätigung: Fahrradfahren, soweit möglich, oder auch Wandern. Alles muss aber preisgünstig zu organisieren sein, denn das Geld ist knapp: „Wir sind eine Selbsthilfegruppe, aber alles alleine bezahlen können wir nicht. Wir sind auf Spenden angewiesen, dann und wann stecken uns liebe Leute etwas zu.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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