Selbsttest 2014: Kreativ - aber talentfrei beim Friseur

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Der Friseur - Frauen lieben ihn, Männer brauchen ihn und jeder hat schon mal einen aufgesucht . Neben dem obligatorischen Haareschneiden, kann man plaudern, eine freundlich angebotene Tasse Kaffee trinken und die entspannende Kopfmassage genießen. Ein toller Job - denkt sich der Laie! Im Selbsttest allerdings eine ganz schön „haarige“ Angelegenheit!

Ich bin bei Britta Borch an der Fischlaker Straße eingeladen, um einigen Fragen auf den Grund zu gehen: Wie schwer ist das Handwerk eigentlich? Oder kann jeder das klassische „Waschen - Föhnen - Legen“ auf die Schnelle erlernen?
Ein bisschen Sorgen mache ich mir um die Kundinnen - aber Britta Borch ist da ganz zuversichtlich. „Schön, dass Sie hier sind! Sie können direkt loslegen!“ Doch hoffentlich erst einmal nur mit Kaffeekochen und Haarefegen...? „Nein, nein - Sie möchten doch richtig etwas ausprobieren? Ich habe meine Mutter eingeladen - sie stellt sich heute zur Verfügung!“ Ganz schön mutig - die Marianne Reumschüssel!

Waschen - Föhnen - Legen

Der erste Gang führt ans Waschbecken - die Kundin wird platziert und die vorgeschriebenen Gummi-Handschuhe der „Möchtegern-Friseurin“ übergestreift. „Das ist wirklich wichtig“, erklärt Britta Borch. „Wir waschen am Tag oftmals 20 Kunden die Haare. Das nimmt die Haut ganz schön mit - Shampoo, Seife, Spülungen - und meist bleibt etwas zurück. Das kann schnell reizen.“
Schritt zwei: Die tapfere Kundin wird leicht nach Hinten ins Waschbecken zurückgelegt und das Wasser aufgedreht. „Immer selber die Temperatur fühlen, dann auf den Kopf der Kundin.“ Okay - das kann ja nicht so schwer sein. Alle Haare nass zu bekommen ist etwas trickreich - aber es gelingt irgendwie doch.

Hat die Kundin die Prozedur überstanden?

„Ist die Temperatur so für Sie angenehm?“ - mal sehen, wie Britta Borchs Mutter die Prozedur bisland überstanden hat. „Doch sehr schön.“ Zwei Spritzer Shampoo in die Hände und weiter gehts - natürlich nicht so, wie man das von zu Hause gewohnt ist. „Das Shampoo wird in den Händen verrieben und dann vorsichtig aufgetragen. Am besten von vorne nach hinten bis alle Haare bedeckt sind. Dann kann man einmassieren.“ In die Augen von Marianne Reumschüssel darf natürlich möglichst auch nichts gelangen. Aber meine Massage kommt gut an. „Sie treffen da aber auch gut die Punkte!“ Danke - das genieße ich selbest beim Friseur immer am meisten! Fertig - abspülen! „Wichtig: wieder auf die Temperatur achten und der Schaum muss komplett abgespült sein. Sonst bekommt die Kundin Schuppen und die Haare bleiben stumpf!“

Schuppen und stumpfe Haare

Zurück am Platz folgt die Kür - das kunstvolle Föhnen - und das hat es wirklich in sich. Gleichzeit Haare abteilen, auf eine Bürste drehen, den Föhn kontrollieren (der wird ganz schön heiß) und die Kundin mit Smalltalk unterhalten... das ist wirklich viel. Und wie extrem ungeschickt die eigenen Finger im Vergleich zur Friseur-Meisterin sind, ist frustrierend. Aber: Ich gebe mir Mühe, brauche allerdings entsetzlich lange - so lange, dass wir die Haare zwischenzeitlich wieder mit Wasser ansprühen müssen (sie waren an der Luft bereits getrocknet!). Einzelne Strähnen werden abgetrennt und kunstvoll über die Rundbürste gezogen - für das nötige Volumen. Nach über einer Stunde ist das Werk vollbracht - und Marianne Reumschüssel ernsthaft zufrieden. „Das haben Sie wirklich gut gemacht - so kann ich doch gut rausgehen!“
Ich freue mich wirklich - das war viel Arbeit - und auch ein bisschen Kunst. Entscheidet man sich für die Friseur-Ausbildung ist das natürlich nur der Anfang.

Ausbildung zum Friseur? - ich bin ungeeignet!

„Klar, unsere Azubis lernen noch viel mehr. Wichtig ist auch der Umgang mit den Kunden - das spielt eine große Rolle und kann von einer Auszubildenden mit 17 Jahren nicht auf Anhieb erwartet werden. Viele sind einfach noch sehr schüchtern. Insgesamt, würde ich sagen, braucht ein Friseur drei Dingen: Kreativität, Einfühlungsvermögen und Sensibilität - dann klappst auch mit den Kunden.“ Und Britta Borch muss es wissen - immerhin ist sie bereits seit 29 Jahren in dem Salon an der Fischlaker Straße tätig, seit zehn Jahren als Inhaberin.
Ich verabschiede mich von Britta Borch, ihrer wirklich sehr geduldigen Mutter und habe an diesem Vormittag zwei Dinge gelernt: Friseur ist ein Handwerk mit hohem Anspruch - und meine Hände können definitiv besser über eine Tastatur sausen, als kunstvoll zu föhnen.

Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

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