„Nähen? - Das hat mich immer begleitet!“

Schaut nicht nur optimistisch in die Zukunft, sondern...
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Verabredung mit einem Unbekannten - Alltagsleben, wenn man sich zum Interview in einem Café trifft. Und immer die Frage: Woran erkennt man sich. Ist der Interview-Partner Schneider beim Theater, ist das kein Problem.

Und damit ist nicht gemeint, dass Jürgen Weynand besonders schrill und abgefahren daher kommt. Im Gegenteil - zurückhaltende Farben, aber extrem passgenau - mit den Augen eines Schneiders ausgewählt!?
Der gebürtige Saarländer ist seit gut zwei Jahren als Schneider beim Theater im Rathaus tätig - und damit für alle praktischen Belange der Kostüme zuständig. Ob die Druckknöpfe, die den Kleiderwechsel zwischen zwei Szenen beschleunigen oder die Umsetzung von Skizzen, er richtet es ein.
Bereits in jungen Jahren entdeckte er seine Leidenschaft fürs Nähen. „Im Haus meiner Oma wohnte oben eine ältere Damen, die konnte nähen. Das hat mich sehr fasziniert. Als sie verstarb, haben ihre Verwandten beinah alles in der Wohnung gelassen - auch die Nähmaschine. Hier habe ich dann meine ersten Kleidungsstücke produziert - am Anfang für Puppen.“ Ob Hose, Rock oder Kleid - die Puppe wurde eingekleidet. Später auch die eigene Mutter. „Das war allerdings ein Desaster. Ich bin ja Autodidakt - und habe mir alsoaufgemalt, wie eine Hose mit Schlag aussieht. So habe ich die dann auch zugeschnitten! Das ging natürlich gar nicht.“
Die gute Nachricht: Im Laufe der Jahre wurde er besser - viel besser. „Es macht mir einfach viel Spaß - und genäht habe ich eigentlich immer. Das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Und dieses Hobby war in meinem kleinen Heimatort nicht immer ganz einfach zu vertreten.“
Der Liebe wegen zog Jürgen Weynand vor einigen Jahren nach Nordrhein-Westfalen. Gearbeitet hat er seitdem an großen Häusern wie dem Colosseum und dem Metronom Theater in Oberhausen. „Das war auch eine schöne Zeit - vor allen Dingen, weil ich auch privat sehr an dem Genre Musical interessiert bin. Aber die Arbeit in einem kleinen Team, wie im Theater im Rathaus, ist natürlich auch toll. Man lernt sich sehr gut kennen - und ist für viele Dinge verantwortlich!“ Gerade bei der aktuellen Produktion „Reimanns Familiy“, die noch bis zum 28. Februar zu sehen ist, kommt es auf die Kostüme an. Die knallbunten Farben sorgen für gute Stimmung und Spaß - auch bei den Schauspielern.
Er sei angekommen, sagt Weynand. „So, wie es jetzt läuft, ist es optimal für mich. Beim Theater fühle ich mich wohl - und gleichzeitig kann ich privat auch noch nähen. Angefangen bei kleineren Änderungen bis zum neuen Reißverschluss. Ich mache alles gerne! Neulich bin ich hinter einer älteren Dame hergegangen, bei der sich der Saum gelöst hatte und heraushing. Ich hab sie angesprochen, darauf hingewiesen und ihr Hilfe angeboten. Wieder eine neue Kundin...“

Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

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