Mehr Jugend wagen! Wo sollen die Jugendlichen hin in Werden, Fischlaken und Heidhausen? Rege Diskussion im JUBB

Das ehemalige Vereinsheim des SC Werden-Heidhausen im Heidhauser Volkswald - ein idealer Ort für ein Jugend-Café.
3Bilder
  • Das ehemalige Vereinsheim des SC Werden-Heidhausen im Heidhauser Volkswald - ein idealer Ort für ein Jugend-Café.
  • hochgeladen von Daniel Henschke

Jugend ist (vor-) laut, Jugend will alles, Jugend fordert, trägt aber keine Verantwortung! Nun ja, in Werden gehen da die Uhren wohl anders. Erlebt beim runden Tisch unter dem Motto „Mehr Jugend wagen!“

Frank Bente, Geschäftsführer des Jugendwerks der Arbeiterwohlfahrt, hatte eingeladen, Monika Watermann ihre Räume im Bürger- und Jugendzentrum Werden zur Verfügung gestellt.
Ein erstes Gespräch wollte Möglichkeiten abklopfen, die im Stadtteil oft zu kurz kommenden Interessen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu wahren. Es trafen sich Diskussions-Teilnehmer der unterschiedlichsten Couleur: Vertreter verschiedener Jugendorganisationen, der Politik, der Verwaltung und natürlich viele der junge Menschen, um deren Lebenssituation es ja gehen sollte. In einer ersten Runde stellten die Youngsters ihre Wünsche und Anregungen vor, erstaunlich abgeklärt, moderat, oft „realisierbar“!
Monika Watermann: „Es sollte für unsere Werdener Jugend so viele Räume wie möglich geben. Denn Jugend bildet Cliquen, die sich auch schon mal aus dem Weg gehen (müssen).“
Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann redete nicht lange herum: „Sollte beim Thema Brehm der Eindruck entstanden sein, dass wir die Jugendlichen da nicht haben wollen, tut mir das leid. Ich appelliere auch an die Anwohner, nicht sofort die Polizei wegen Ruhestörung zu rufen, wenn es mal ein wenig lauter wird. Aber auch die jungen Leute müssen mithelfen. Auch wir waren mal jung, haben die eine oder andere Flasche zerdeppert! Aber es sollte im Rahmen bleiben, immerhin gibt es Abfallbehälter. Der Brehm ist der Park für alle Altersgruppen, sollte dementsprechend entwickelt werden!“
Dirk Heimeshoff von Grün und Gruga erläuterte die Pläne, die Brehminsel zu verschönern und attraktiver zu gestalten. Der Brehm als „Parkanlage für das Großbürgertum“ habe ausgedient, die Insel habe sich verändert, sich zu einer „normalen“ Grünanlage gewandelt: „Da wird gekickt, gegrillt, dafür ist die Insel auch da! Es ist quasi die einzige Fläche in Werden für Hunde, Radfahrer, Ältere, Jüngere. Und das ist auch das Problem“.
Die Insel erlebbar machen, Sichtbeziehungen schaffen – auch die Attraktivität des Spielplatzes steigern: „Was kann man zusätzlich machen?“ Viele wollten zwar Sport treiben, dafür aber nicht in einen Verein eintreten. Dirk Heimeshoff: „Wir könnten zum Beispiel Netze für Volleyball und Federball aufstellen“. Grundsätzlich sei alles denkbar, aber eine Einschränkung gebe es: „Für mehr fehlt das Geld!“ Man müsse realistisch bleiben, eine simple Bank koste schon 500 Euro. So sei auch die deutlich kleinere Seilbahn zu erklären, die frühere, größere, habe 25.000 Euro gekostet, „und die haben wir einfach nicht!“ Spielgeräte seien nach rund fünf bis zehn Jahren durchgespielt, müssten ersetzt werden.
Noch im März sollen Ideen gesammelt werden, die in die Planungen einfließen, so Dr. Bonmann: „Die BV ist auch für Jugendliche da, es soll keine Alibi-Veranstaltung werden. Aber wir können nicht alles umsetzen, schon gar keine Wolkenkuckucksheime!“ Doch die BV könne man immer fragen, teilte Daniel Behmenburg mit: „Wenn die Ideen gut und bezahlbar sind!“
Als angemerkt wurde, die Jugendlichen sollten eingreifen, wenn sie andere bei „Missetaten“ ertappten, entfachte sich eine Diskussion, in wie weit man verlangen könne, Gleichaltrige zurecht zu weisen oder gar zu „verpfeifen“. Einem Teilnehmer wurde es zu bunt, er vermeinte glatt, vor seinem inneren Auge „brennende Autos und Gebäude“ zu sehen. Die Jugendlichen in Werden könnten solche „Chaoten“ wohl kaum ausgrenzen, allerdings wäre auch wichtig, dass sich junge Menschen wohl fühlten: „Denn wer willkommen ist, nimmt auch seinen Müll wieder mit.“ Sonst entstünde nur Frust im Stadtteil, Folge sei oft Vandalismus. Man müsse auch mal die Polizei bremsen, für Toleranz und Akzeptanz werben. So sah das auch Frank Bente: „Wo man sich zuhause fühlt, da achtet man auch drauf!“ Jugendbeauftragter Michael Nellessen hatte ein Beispiel aus Kettwig parat: „Die Skateranlage ist ein gelungenes Beispiel. Hier wurden auch Müllberge befürchtet, aber nach einigen anfänglichen Ermahnungen läuft es jetzt!“
Toll sei, so ein Redebeitrag, dass die Jugendlichen beteiligt werden sollen, das wäre in der „Bürgerkommune“ Essen ja auch Pflicht. Man müsse auch die jungen Leute auf die Reise mitnehmen, ihnen eigene Räumlichkeiten schaffen, Rückzugsmöglichkeiten zugestehen: „Da haben sie ein Recht drauf“ Jugendliche brauchen Unterstützung – wie kann das geschehen?“ Jugendliches Verhalten war immer unter Vorbehalt – aber Jugendliche sind höchst unterschiedlich, man solle da bloß keine Erwartungen formulieren: „Und keine Verantwortung von Erwachsenen auf Jugendliche abwälzen“.
Ein Jugendclub in Heidhausen ist das große Anliegen aller Beteiligten. Das ehemalige Vereinsheim des SC im Volkswald wäre ideal. Doch nach einem Ortstermin mit Politik und Verwaltung im letzten Jahr waren Alle davon ausgegangen, die Übergabe der Schlüssel sei nur noch eine Frage der Zeit. Dann hörte man nichts mehr von den Sportbetrieben, es folgte eine Absage ohne jede Begründung. Auch zum runden Tisch kam kein Vertreter der Sportverwaltung. „Typisch“, entfuhr es Dr. Bonmann. Andere Räume in Werden sind nicht in Sicht. Das wäre eine Katastrophe für die Jugendarbeit im Abteistädtchen. Hermann-Josef Pomp vom Jugendamt machte die Dringlichkeit der Raumsuche deutlich: „Die Situation spitzt sich zu! 2014 stehen letztmalig 10.000 Euro für Jugendarbeit in Werden zur Verfügung. Wenn bis dahin hier keine Räume gefunden sind, geht das Geld an andere Stadtteile – Bedarf ist überall! Wir haben um die 30 Jugendclubs in Essen, insgesamt rund 64 Jugendeinrichtungen, verteilt über das gesamte Stadtgebiet." Jugendliche sollen sich in Selbstverantwortung ausprobieren - fünf Millionen Euro stehen zur Verfügung.

Wahlkampfthema

Bezirksbürgermeister Michael Bonmann zeigte sich verärgert: „Wir sind alle sehr frustriert, aber wir arbeiten dran, machen das zum Wahlkampfthema. Wir gehen auf die Straße und fordern, dass unsere Jugend die Räume am Volkswald bekommt. Da muss richtig was passieren!“ So sahen es alle Teilnehmer des runden Tisches – selbst die Besetzung des Heimes wurde in den Raum geworfen. „Wen muss man sich hier packen?“ - der städtische Beigeordnete Andreas Bomheuer ist zuständig für Sportanlagen, auch ehemalige, und soll demnächst einen offenen Brief mit Unterschriftenlisten erhalten.
Die begonnene Gesprächsreihe wird eine feste Einrichtung werden.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.