Marmelade bringt in Werden die Früchtefee
Christiane Karras-Holewa liebt ihr Leben als Marktfrau
Werdener, für die der Besuch des Wochenmarktes zum Wochenendprogramm gehört, kennen Christiane Karras-Holewa seit etwa vierzehn Jahren. Seit dieser Zeit steht die seit ihrem zehnten Lebensjahr in dem Abteistädtchen Wohnende Woche für Woche an ihrem Stand im Schatten der Abteikirche. Vorrangig auf zwei Verkaufsprodukte konzentriert sie sich dort: auf feine Bunzlauer Keramik und auf Marmeladen. Zu beiden hat sie eine ganz besondere Beziehung. „Mein Mann Marian stammt aus Polen, die Keramik haben wir auf einer unserer vielen Reisen dorthin entdeckt“, erinnert sie sich, „damals standen die Verkäufer mit dem für die Region typischem Geschirr noch am Straßenrand mit ihren Ständen.“ Vor Ort kauften sie die Waren auf und brachten sie nach Deutschland.
Das zweite Standbein hat sich aus ihrer Leidenschaft für das Kochen ergeben. „Ich bin einfach gerne so ne richtige Küchenfrau“, erklärt sie strahlend. So ist es auch kein Wunder, dass sich ihre fünf mittlerweile großen Kinder (der jüngste Sohn ist zwölf) fast jeden Sonntag um den Esstisch ihrer Eltern zur gemeinsamen Mahlzeit versammeln, auch wenn die Älteren schon lange ausgezogen sind.
Und Marmeladen hat sie auch schon vor ihrer Geschäftstätigkeit gerne zusammen mit einer Freundin eingekocht. Mittlerweile hat die „Früchtefee“, wie sie wegen ihrer Passion auch gerne genannt wird, an die 95 verschiedenen Sorten Konfitüre in ihrem Angebot. Fantasie beweist sie nicht nur bei deren Komposition. „Ich hab viel aus Rezepten, vieles probiere ich einfach aus und häufig geben mir auch die Leute Anregungen, damit ich bestimmte Variationen teste.“ Heraus kommen dabei Leckereien wie der „Schwarzwälderkirschzauber“ mit Schokoladensirup und Kirschwasser, Kirschmarmelade mit Marzipan oder den „Rosenzauber“ mit getrockneten Rosenblüten und Champagner abgeschmeckt.
In einem kleinen Hinterhofgeschäft in Kettwig (Steinweg 8 – 10) verkauft ihr Mann, der gelernter Schreiner ist, vorrangig die Keramik und gerade jetzt vor Weihnachten auch Selbstgemachtes wie wunderschöne Holzsterne. Christiane Karras-Holewa dagegen ist mit Leib- und Seele Marktfrau. „Ich find das toll, bei Wind und Wetter immer draußen zu sein, ich bin sicher, dass ich auch deswegen so selten krank bin. Außerdem verstehen wir Marktanbieter uns alle prima, wenn einer mal nicht kommt, wird sofort nachgefragt, was mit dem Betreffenden los ist.“
Auf den Fahrten zu ihren Wochenmärkten - neben Werden, ist sie auch am Mittwoch in Rüttenscheid und am Donnerstag in Holsterhausen zu finden - denkt sie sich häufig fantasievolle Namen wie „Sonne des Südens“ (Marmelade aus frischen Bioorangen von Kreta), „Himbeerzauber“ oder „Gute Laune“ (Erdbeeren mit Kokosraspeln verfeinert) für ihre Kreationen aus.
Und natürlich hat sie auch Gutes speziell für die Weihnachtszeit im Angebot. Dazu zählen beispielsweise die „Weihnachtskonfitüre“ mit Zutaten wie Äpfeln, Quitten, Feigen, Datteln, Aprikosen und Mandeln oder die „Bratapfelkonfitüre“, die mit in Calvados eingelegten Rosinen verfeinert wird.
Dass ihre Kreationen so gut ankommen, hat sie schon so manches Mal ins Schwitzen gebracht. „Eine Frau aus Minden, die meine Marmeladen in ihrem Urlaub an der Nordssee gekauft hat, wo ich während des Besuchs einer Freundin mal meine Waren auf einem Markt verkaufte, orderte bei mir anschließend 1.400 Gläser für ihre Bäckerei“, erinnerte sie sich schmunzelt, „um das zu bewältigen, habe ich 4 Wochen am Stück den süßen Aufstrich eingekocht.“ Und auch für die Werbung hat man ihre Künste bereits entdeckt. „Für eine Agentur aus dem Essener Süden habe ich Anfang letzten Jahres 1.800 Gläser Marmelade mit den naturbelassenen Orangen aus Kreta eingekocht“, erzählt sie, „diese wurde anschließend an Parfümerieverkäuferinnen verteilt, damit sie die Orangennote eines neuen Dufts von Dior mit allen Sinnen erleben und so besser an die Kunden weiterverkaufen konnten.“
Einmal im Jahr und nur vor Weihnachten zur Adventsfensteröffnung in der benachbarten Bedastraße kochst sie auch Schmalz mit Äpfeln und Zwiebeln. „Was da überbleibt, geht anschließend auch auf den Markt.“
Genauso wichtig wie der gute Geschmack ist der Werdenerin aber auch die schöne Optik. Liebevoll erhält jedes ihrer Marmeladengläser ein schönes braunes, ihre fünf Aufstriche speziell für Kinder ein rosa Papier-Häubchen und ein handgeschriebenes Etikett samt Zutatenliste. Auch ihr Stand, wird sorgfältig von ihr mit bordeuxfarbenen Tüchern, Holzregalen und alten Weinkisten mit Blumen oder jetzt im Winter mit Tannen dekoriert. „Ich würde selber nur da kaufen, wo mir auch die Aufmachung zusagt“, ist sie überzeugt, dass das Auge mit auswählt.
Überhaupt kann sie bei den Marmeladen genau wie bei ihren anderen Produkten wie dem Ludgeruströpfchen (Likör), dem feinen Himbeeressig oder dem raffinierten Holunderbalsamico nur Dinge verkaufen, die ihr auch persönlich zusagen. „Ich kann nur verkaufen, wo ich auch hinterstehe und was ich persönlich benutze“, sagt sie und nimmt wie zur Bestätigung einen Schluck Kaffee aus ihrer blauweißen Bunzlauer-Keramiktasse.
Autor:Birgit Hölker-Schüttler aus Essen-Werden |
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