Ledermode made in Werden

Foto: Ulrich Bangert
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Das Atelier an der Ruhrtalstraße ist hell und freundlich, Weiß und das berühmte schwedische Möbelinterieur dominieren den Raum. Doch dann fällt der Blick unweigerlich auf die Schneiderpuppe, die eine Lederjacke mit Wow-Effekt „trägt“.

Dieses gute Stück, das sicherlich bei vielen Frauen den „Haben-wollen-Effekt“ auslöst, stammt aus der Hand der Werdener Designerin Burcu Ersoy. Noch gibt es diese Jacke mit schräger Knopfleiste und effektvollen Volants nur ein einziges Mal.
Die zierliche, hübsche Designerin hat sich diesen Ledertraum auf den Leib geschneidert. „Das mache ich mit allen Entwürfen so“, erklärt Burcu Ersoy. „Viele Kunden wollen die Sachen einfach angezogen sehen. Dann bin ich quasi mein eigenes Modell.“ Und wenn‘s gefällt, dann näht die junge Existenzgründerin die Jacke noch einmal und zwar hundertprozentig passend für den Körper der Käuferin. „Dazu braucht man manchmal schon drei oder vier Anproben“, verrät die 30-Jährige. „Aber dafür sitzt sie dann auch perfekt.“

Maßgeschneidertes für
Frauen und Computer

Keine Anproben benötigt man - oder besser gesagt frau - bei den anderen schönen Dingen aus Leder, die sich im Regal befinden: Hand- und Handytaschen aus feinsten Materialien. Die sind auch maßgeschneidert - für Smartphones und iPads. Dazwischen finden sich Hand- und kuschelige Hausschuhe und die perfekte Tasche für jede Businessfrau: „Ein Prototyp“, lächelt Ersoy. „Die habe ich für ein Label in Hamburg entworfen und die geht bald in Produktion.“

Ein Netzwerk hat sie sich bereits aufgebaut, arbeitet auch mit anderen Designern zusammen, trotzdem ist der Schritt in die Selbstständigkeit immer ein großer und nicht ohne Risiko, doch das lächelt die Werdenerin einfach weg. Und was entscheidend ist, sie kämpft für ihren Traum und arbeitet, arbeitet, arbeitet: „Oft sitze ich bis Mitternacht hier. Doch irgendwann muss ich nach Hause, nicht nur zum Schlafen, sondern auch zum E-Mails checken. Ich habe noch keinen Telefon- und Internetanschluss im Atelier.

Entwürfe entstehen
heutzutage am Rechner

Aber langweilig wird es ihr natürlich dort trotzdem nie. Es fängt an mit den Ideen in ihrem Kopf, die sie zu Papier bringt. „Ich zeichne zwar auch noch von Hand, aber das meiste erledige ich am Computer, denn ich muss mich ja strikt an Maße halten, damit ich meine Entwürfe an jeden Körper anpassen kann.“
Dann muss die Modeschöpferin sich auf die Suche nach dem perfekten Material begeben: „Ich verwende nur Leder und Fell aus Deutschland, das ist mir sehr wichtig. Ich gebe lieber etwas mehr dafür aus und weiß dann aber genau, wo das Leder herkommt und wie es gefärbt wurde.“
Und erst dann kann sie sich an eine ihrer beiden Nähmaschinen setzen und loslegen... „Taschen und Jacken sind schon das, was ich am liebsten mache. Und ich mag klassische, zeitlose Schnitte, die ich dann mit Volants oder Gürteln aufpeppe. Das ist mein Ding“, strahlt sie.
Noch kommt sie für ihre Entwürfe mit einer Kleiderstange aus, aber sie ist ja auch erst seit dem 1. Juli am Tor 1 zu Hause. „Ich mag das Umfeld hier sehr“, erzählt Burcu Ersoy. „Hier gibt es viele Kreative und Handwerker. Manchmal ist total viel los auf dem Hof und dann ist es wieder ganz ruhig. Hier kann ich gut arbeiten.“
Zuvor teilte sie sich ein 15 Quadratmeter-Atelier mit zwei weiteren Designerinnen in Rüttenscheid. Die meisten Erfahrungen konnte die gelernte Schneiderin aber nach ihrem Modestudium in Düsseldorf in der Industrie machen. „Ich habe schon in der Massenproduktion gearbeitet und für den Niedrigpreissektor genauso entworfen wie für die gehobene Klasse“, erzählt die Frau, die die Kleidung von Marc O‘ Polo liebt und Galliano und Versace verehrt. Leder lernte sie während ihrer Zeit in einem Düsseldorfer Atelier zu schätzen.

Mit 16 stand ihr Berufswunsch fest. Mode liegt bei den Ersoys im Blut. Einige Familienmitglieder arbeiten in dieser Branche unter anderem in Paris und in der Türkei. Und hat sie selbst auch Ambitionen ist Ausland zu gehen? „Nein, ich lebe gerne hier. Aber ich möchte vielleicht den russischen Markt erobern“, blickt sie in die Zukunft...

Autor:

Melanie Berg aus Essen-Süd

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