„Kennen wir uns?“ - Jugendliche aus dem Franz Sales Haus beteiligten sich an bundesweitem Aktionstag
Yrfet ist heute der Chef. Er erwartet einen Bewerber für eine Ausbildungsstelle und merkt schnell, wie schnodderiges Benehmen, nervende Handys und betonte Coolness im Bewerbungsgespräch auf ihn wirken. In der zweiten Szene ist das anders: Dennis ist pünktlich, höflich, gut informiert und macht auf Yrfet einen motivierten Eindruck. Das kleine Szenenspiel haben die Jugendlichen für den Josefstag einstudiert. Es zeigt die Essenz dessen, was sie über die Anforderungen des Arbeitsmarktes gelernt haben.
Unter dem Motto „Kennen wir uns?“ sollte die jährlich stattfindende bundesweite Aktion „Josefstag“ am 18. März 2011 die Öffentlichkeit auf die Situation von benachteiligten Jugendlichen aufmerksam machen. Sie haben häufig familiäre Probleme, keinen Schulabschluss und kaum eine Perspektive - den Teilnehmern der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen im Franz Sales Haus fällt es daher schwer, sich mit dem Arbeitsleben bekannt zu machen. Die Einrichtung arbeitet mit Schulabbrechern, die häufig einen Migrationshintergrund haben sowie mit schwierig zugänglichen oder geistig behinderten Jugendlichen. Ziel ist es, diese Jugendlichen beim Übergang von der Schule ins Berufsleben zu unterstützen und mit ihnen eine passende Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt zu finden.
„Zunächst war es für die lernbeeinträchtigten Jugendlichen nicht leicht, sich auf dem unübersichtlichen und schnelllebigen Arbeitsmarkt, der von Qualifizierungsdruck und hohen Flexibilitätsanforderungen geprägt ist, zurecht zu finden“, erklärt Nicole Köster, Referentin für Arbeitsmarktintegration im Franz Sales Haus. Die Teilnehmer besuchten während des Projekts Unternehmen, Verbände und politischen Gremien. „Sie haben dadurch ganz konkret die Anforderungen kennengelernt, die von Bewerbern erwartet werden“, berichtet Stephan Determeyer, der die Jugendlichen unterrichtet.
Wie viel Wert Firmen auf eine ordentliche Bewerbungsmappe, ein gepflegtes Aussehen, höfliche Umgangsformen und Pünktlichkeit legen, hatten sich die Jugendlichen zuvor meist nicht klar gemacht. Fragen wie „muss der Chef nicht auch Verständnis dafür haben, dass ich nicht immer pünktlich sein kann?“ wurden von den Entscheidern in den besuchten Unternehmen eindeutig beantwortet. „Ein weiteres Ziel des Projekts war es, potentielle Arbeitgeber auf die Jugendlichen aufmerksam zu machen. Nur so gelingt es den Teilnehmern, persönliche Stärken unter Beweis zu stellen“, ergänzt Stephan Determeyer.
Beim Josefstag berichteten die Jugendlichen von ihren Erfahrungen. Besonders interessant fanden sie es, externe Unternehmen zu besuchten. In einem davon hat Erkan kürzlich eine Chance bekommen: „Das Praktikum macht mir echt Spaß“, berichtete Ercan den anderen Teilnehmern der Maßnahme. Und auch Dennis und Yrfet stehen jeden Freitag hinter der Theke und verkaufen Lebensmittel. „Ich kann mir das gut vorstellen, später mal im Verkauf zu arbeiten“, meint Dennis. Durch die Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen im Franz Sales Haus bekommt er das nötige Rüstzeug dazu. „Ich habe durch das Projekt viel gelernt und weiß jetzt, worauf es ankommt“, meint Yrfet zufrieden.
Autor:Valeska Ehlert aus Essen-Steele |
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