Großer Empfang
Letizia Martin aus Heidhausen bereiste China und traf in Beijing die First Lady Peng Liyuan
Die Schülerin Letizia Martin bereiste das Reich der Mitte und durfte als besondere Ehre bei einer Audienz mit Chinas bekanntester Frau sprechen. Mit vielen unvergesslichen Eindrücken im Gepäck kehrte sie nun zurück nach Heidhausen.
Das Burggymnasium ist die erste Schule in NRW, welche die Kooperation mit einem chinesischen Konfuzius-Institut, ähnlich dem deutschen Goethe-Institut, eingegangen ist. Letizia Martin besucht das zehnte Schuljahr, nahm an einem Austausch und einer Kulturreise teil und kann von spektakulären Erlebnissen berichten.
Drittgrößte Stadt der Welt
Kurz nach Beginn des Schuljahres ging es auf große Fahrt. Ziel war Shanghai. Die 19-Millionen-Metropole ist drittgrößte Stadt der Welt, liegt im Mündungsgebiet des Jangtsekiang am Ostchinesischen Meer. Die „Caoyang No. 2 High School“ mitten in der Riesenstadt Shanghai wurde für neun Monate Letizias vorübergehende Heimat, machte einen imposanten Eindruck: „Schulen sind in China viel größer als bei uns. Die Caoyang hat im zehnten Schuljahr gleich zwölf Klassen mit jeweils 50 Schülern!“ In der Woche ging es morgens um 6 Uhr los mit dem Weckruf, nach gemeinsamem Frühstück wurden deutsche Texte vorgelesen, Letizia sollte die Aussprache ihrer Mitschüler verbessern. Dann ging es zum Morgensport: „Das sieht schon lustig aus, wenn alle in ihren Schuluniformen tanzen.“ Offiziell geht der Unterricht nur bis 17 Uhr, allerdings trifft man sich abends noch zum zusätzlichen Lernen: „Eigentlich ist das freiwillig, aber alle gehen da hin.“ Bis 21Uhr wurden noch Hausaufgaben gemacht, um 22.30 Uhr ging nicht nur das Licht aus, der gesamte Strom wurde abgeschaltet. Ein Problem im Sommer, wie Letizia feststellen musste: „Die Klimaanlage ging dann natürlich auch nicht mehr. Wir hatten aber locker 40 Grad. Da konnte man schlecht schlafen.“ Überall wurde gespart, an den Wochenenden wurde sogar das warme Wasser ausgeschaltet.
Das Loch in der Wand
Dann besuchte sie die Familien ihrer Mitschülerinnen. Hier traten die gravierenden sozialen Unterschiede Chinas massiv zu Tage: Bei der einen Freundin ging es zum Tennis, in die Karaoke-Bar, es gab Ausflüge zu touristischen Sehenswürdigkeiten, gemeinsam wurde die gigantischen, oft fünfstöckigen Shopping-Malls durchstöbert: „Allerdings mit gesalzenen Preisen. Der Limbecker Platz wäre übrigens in Shanghai ein ganz kleines Center.“ Letizia Martin war aber geschockt über den offenkundigen Bruch zwischen diesen reicheren und deutlich sichtbar ärmeren Vierteln. Bei einer anderen Mitschülerin teilte sich zum Beispiel die Familie eine ohnehin nicht große Wohnung mit gleich zwei Untermietern: „Da waren Küche, Wohn- und Badezimmer Gemeinschaftsräume. Und das Loch in der Wand war auch nicht zu übersehen.“
Durch die Lektüre chinesischer Bücher gelang es Letizia, ihre Sprachkenntnisse auszuweiten. Den Sprachtest HSK „Hanyu Shuiping Kaoshi“ hatte sie bereits in der vierten Stufe bestanden. Hier werden rund 1.200 Vokabeln und 1.500 Schriftzeichen überprüft, es gibt Tests des Hörverständnisses, Leseverständnisses und Schreibens. Wagemutig traute sich die Heidhauserin auch an das fünfte Level. Beste Punktzahl sind 300 Punkte, mit mindestens 180 Punkten ist die Prüfung bestanden: „Die Ergebnisse stehen noch aus. Ich glaube aber kaum, dass ich den Test jetzt schon geschafft habe.“ Die Teilnehmer erhalten nach erfolgreichem Bestehen ein Zertifikat, das weltweit anerkannt ist. Der HSK ist wichtig, um in China studieren und arbeiten zu können.
Kultur und Sprache Chinas
Im Juni ging es zurück nach Deutschland, doch nur wenige Wochen später saß Letizia wieder im Flieger. Im Rahmen des Deutsch-Chinesischen Jahres für Schüler- und Jugendaustausch unternahm sie mit dem Schulchor eine 14-tägige Reise, bei dem die 35 Schüler und ihre Lehrer die Kultur und Sprache Chinas hautnah erfahren konnten. Von Beijing aus ging es in siebenstündiger Zugfahrt nach Yi Chang, am Jangtsekiang gelegen. Etwa 40 Kilometer flussaufwärts liegt die Drei-Schluchten-Talsperre, ein gigantischer Staudamm mit dem größten Wasserkraftwerk der Erde. Nächste Station war die Universitätsstadt Wuhan, dort verbrachte die Gruppe fünf Tage, besichtigte den Kranichpalast, bekam Unterricht in chinesischer Kultur, übte für den Chorauftritt, erlebten aber auch Konzerte von einheimischer Studenten mit traditionellen Instrumenten: „Es war wirklich gut!“ Dann ging es fünf Stunden lang mit dem Zug zurück nach Beijing: „Das war stressig. Der Zug war ohnehin schon vollgestopft, dann kamen wir noch mit unseren Koffern. Die chinesischen Mitreisenden haben ganz schön geschimpft.“ In der Hauptstadt wurden die verbotene Stadt und der Himmelstempel besichtigt, auch ging es zur Großen Mauer.
Frau Peng
Dann kam der große Tag. Eine Audienz bei Peng Liyuan, Ehefrau des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. Eine gewisse Aufregung war zu spüren, da half es auch nicht gerade weiter, dass die Schüler von gleich 20 Bodyguards in Empfang genommen wurden. Der Security-Check ähnelte dem im Flughafen, die Herren in den schwarzen Anzügen waren besonders korrekt: „Wir mussten sogar unsere mitgebrachten Wasserflaschen öffnen und daraus trinken. Verrückt. Haben die gedacht, wir transportieren da Sprengstoff?“ Es ging in einen Saal, Schüler und Lehrkräfte warteten, dann erschien Frau Peng. Die Deutschen, unter ihnen Botschafter Michael Clauss, saßen vorne, die hinteren zwei Reihen waren gefüllt mit Reportern. Letizia durfte der First Lady als Geschenke ein Buch der Schule und die Chor-CD überreichen, erklärte die Präsente. Drei Abiturienten, die ein Stipendium für ein Austauschjahr an chinesischen Universitäten erhalten haben, berichteten über ihr Leben in China. Der Chinesisch-Chor präsentierte deutsche und chinesische Lieder.
Peng Liyuan, selbst ein Gesangsstar und Musikprofessorin am Zentralen Konservatorium, war offensichtlich angetan von den Darbietungen: „Eigentlich waren 45 Minuten eingeplant, es wurden dann doppelt so viele.“ Offizielle Fotos wurden geknipst, die prominente Gastgeberin rauschte ab, am übernächsten Tag ging es heim. Endlich in Heidhausen angekommen, sank Letizia Martin, den Jetlag in den Knochen, völlig übermüdet in ihr Bett.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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