Grenzerfahrungen

Das Fahrradteam St. Ludgerus ist zur eigenen Sicherheit immer gut sichtbar.
Foto: privat
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Das Fahrradteam St. Ludgerus erkundete wieder Stationen deutscher Geschichte

Das Fahrradteam St. Ludgerus fragte sich: „Im Westen nichts Neues? Fahren wir doch hin und schauen mal!“ Nun schon zum zehnten Mal erkundeten die Fahrradpilger um Günther Mayer und Rainer Paas eine Region Deutschlands.

Die Ludgerusradler auf großer Tour. Ihre Radfernfahrten sind seit 2008 Highlights. Begonnen hatte alles mit einer Tour nach Helmstedt zum Kloster St. Ludgeri. Mit Kniff, so ging es von Werden an der Ruhr über das 800-Seelen-Dorf Wehrden an der Weser zum Ziel. Husum war bereits ebenso Ziel wie Zwickau oder Utrecht, wo der friesische Missionar Liudger um das Jahr 742 geboren wurde. Freundschaften entstanden, so zu einem Bäcker in Salzgitter oder zur beeindruckenden Erika Kiwitt im ältesten deutschen Marienwallfahrtsort Marienborn.

Immer die deutsche Westgrenze entlang

Diesmal führte die Strecke von Aachen aus immer die deutsche Westgrenze entlang durch das Saarland bis nach Mannheim. Neun Unentwegte nahmen die Strapazen auf sich, ein Pensum von 610 Kilometern, insgesamt waren 4.000 Höhenmeter zu überwinden. In Aachen gab es bereits die erste Reifenpanne, glücklicherweise kein böses Omen: die Tour war begleitet von akzeptablem Wetter, bester Laune und spannenden Begegnungen. Günther Mayer und Rainer Paas lieben diese kleinen Erlebnisse am Wegesrand: „In der Nähe von Völklingen suchten wir Schutz vor einem Wolkenbruch und landeten bei einem gebürtigen Sizilianer in dessen Biergarten. Das wurde recht lustig.“ Selbst Stürzen können die beiden Fahrradenthusiasten etwas abgewinnen, Mayer muss schmunzeln: „Wir radelten über eine Brücke. Warum auch immer, waren die Bohlen nicht quer, sondern längs verlegt. Zudem hatte es geregnet, das Holz war glatt. Ich geriet mit dem Reifen in eine Rille und fiel um, knallte aufs Geländer. Mein Hintermann ist direkt mit gestürzt. Aber alles lief glimpflich ab.“ Es begann am Vennbahnradweg, der auf der Trasse der alten Eisenbahnverbindung liegt und mit 125 Kilometern längster Radweg seiner Art von Aachen bis nach Luxemburg. Die Werdener kreuzten die Rur, den Fast-Namensvetter ihres heimatlichen Flusses.

Wiedersehen mit Linnenborn

In Eschfeld beeindruckte die Kirche St. Lucia. Gemeindepfarrer Christoph März malte über 15 Jahre lang eigenhändig seine Kirche aus mit zahlreichen Szenen des Alten und Neuen Testaments. Der „Malerpastor“ wollte seinen Pfarrangehörigen so wesentliche Glaubensinhalte nahe bringen. Er tat das mit höchst originärer Darstellungsweise und hintergründigem Humor. In Trier wurden Anlass und Höhepunkt der Tour erreicht: Das Treffen mit Dr. Marius Linnenborn, der Kaplan in Werden war und 2016 zum Leiter des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier bestimmt wurde. Die Wiedersehensfreude war groß, abends wurde zünftig getafelt im Bischöflichen Weinkeller. Stets versuchen die Ludgerusradler, ihre sportlich-touristischen Touren mit Stationen der deutschen Geschichte und der Glaubenshistorie zu verknüpfen. So war diesmal ein Ziel das Hambacher Schloss. Ende Mai 1832 fand dort das sechstägige Hambacher Fest statt, mit rund 30.000 Teilnehmern, die nationale Einheit, Freiheit und Volkssouveränität forderten. Seit jenem Fest gilt das Schloss als Sinnbild der Demokratie in ganz Deutschland. In Speyer am Oberrhein ging es zum Grab von Helmut Kohl. Die Grabstätte des früheren Bundeskanzlers befindet sich am Rande des Domherrenfriedhofs neben der Friedenskirche Sankt Bernhard.

Schneller als die Postkutsche

Letzte Etappe war Mannheim, hier mit besonderem Bezug zur Geschichte des Fahrrades. Denn dort hatte der junge Erfinder Karl Freiherr von Drais vor 200 Jahren für eine Sensation gesorgt: Am 12. Juni 1817 trat er in Mannheim mit seiner Laufmaschine zur Probefahrt an. Mit diesem Vorläufer des Fahrrads, später auch „Draisine“ genannt, legte er 13 Kilometer in weniger als einer Stunde zurück. Damit war er viermal so schnell wie eine Postkutsche. Nach einem Stadtbummel ging es heim nach Werden. Ein begeistertes Resümee: „Das hat Spaß gemacht.“ Sogar ein wenig Kritik gestatten sich die Ludgerusradler, oft drohte eine Irrfahrt: „Die Beschilderung in anderen Landesteilen ist weitaus schlechter als bei uns daheim in Essen. Da muss man mal unserem städtischen Fahrradbeauftragten Christian Wagener danken.“ Natürlich wird nicht nur einmal im Jahr gestrampelt. Es gibt regelmäßig Tagesfahrten: „Ein Blick auf den Wetterbericht, dann geht es los. Wir sind ja keine eigenständige Gruppe in der Gemeinde, sondern eher ein offener Fahrradkreis. Wir nehmen jeden mit, der mitfahren möchte. Spaß am Radeln reicht völlig. Man muss nicht mal katholisch sein…“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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