„Es ist wie damals mit der Pest“

Im Kinderkrankenhaus in Freetown, dem einzigen in ganz Sierra Leone, werden die kleinen Patienten so gut wie möglich versorgt. Aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate bei Kindern in Westafrika überleben leider zehn Prozent von ihnen nicht.
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  • Im Kinderkrankenhaus in Freetown, dem einzigen in ganz Sierra Leone, werden die kleinen Patienten so gut wie möglich versorgt. Aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate bei Kindern in Westafrika überleben leider zehn Prozent von ihnen nicht.
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Zeitung, Fernsehen, Radio: Dr. Werner Strahl, Kinderarzt im Ruhestand aus Werden, ist zurzeit ein sehr begehrter Mann. Allerdings aus einem sehr traurigen Grund, denn der Vorsitzende der Hilfsorganisation „Cap Anamur“ war kürzlich zehn Tage in Sierra Leone, mitten in dem westafrikanischen Land, in dem die Ebola besonders schlimm wütet.

Seit über 30 Jahren engagiert sich Dr. Werner Strahl für die Hilfsorganisation Cap Anamur, die sich für humanitäre Hilfe in Kriegs- und Katastrophengebieten einsetzt.
Schon oft hat er sich hautnah mit notleidenden Menschen auseinandergesetzt, besonders das Schicksal der Kleinsten beschäftigt ihn auch über seine Arbeit hinaus. Doch das, was der 70-Jährige jetzt in Sierra Leone sehen musste, schockiert auch ihn als Experten: „Noch nie bin ich von einer Reise so bedrückt wiedergekommen“, erzählt der Familienvater und fünffache Opa. Als Cap Anamur-Vorsitzender sah sich Strahl vor seiner Abreise in der Verantwortung, ein eigenes Bild von der Lage vor Ort zu verschaffen. Die Hilfsorganisation betreibt seit fünf Jahren erfolgreich in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, das einzige Kinderkrankenhaus des Landes und ein Haus für Straßenkinder. „Ich hatte in der Vergangenheit die Stadt immer als fröhlichen und offenen Ort erlebt, an dem sehr herzliche Menschen leben. Jetzt präsentierte sich mir ein ganz anderes Bild: Man konnte die Angst förmlich spüren, überall gab es Anzeichen der Ebola-Epidemie. So stehen zum Beispiel viele Tanks gefüllt mit Chlorwasser für die Händedesinfektion bereit, die Märkte dürfen ab 18 Uhr nicht mehr betrieben werden, Motorräder nicht fahren. Schilder mit der Aufschrift ‚ Ebola tötet - nicht, wenn man sich schützt‘ erinnern an die ständige Gefahr zu erkranken“. Die Sache mit dem Schutz ist auch das größte Problem vor Ort. „Ebola könnte theoretisch sogar sehr gut eingedämmt werden, wenn es für alle, die in Kontakt mit Erkrankten stehen, genügend Schutzanzüge, Handschuhe, Brillen und Schuhüberzieher gäbe.“

Ein Schutzanzug kann maximal eine Stunde getragen werden!

Aufgrund der großen Hitze kann so ein Einmal-Schutzanzug aber nur etwa eine Stunde getragen werden. Ein Arzt oder eine Krankenschwester benötigt deswegen alleine fünf Stück am Tag - eine Ausrüstung kostet immerhin 15 Euro...
„Darüber hinaus haben wir von Cap Anamur das Problem, dass wir nur noch weit unter 500 Schutzanzüge auf Lager haben und dass diese zurzeit ausverkauft sind“, macht Dr. Strahl die schwierige Situation vor Ort deutlich. Aufgrund der mangelnden Schutzvorkehrungen - es gibt auch kaum Isolationsmöglichkleiten für Erkrankte - stecken sich immer noch jeden Tag etliche Menschen mit der tödlichen Krankheit an, beispiellos sind aktuell auch viele Ärzte und Helfer betroffenen.
Das Gesundheitssystem ist völlig zusammengebrochen, auch das Kinderkrankenhaus in Freetown musste nach einem bestätigten Ebola-Fall größtenteils geschlossen werden, u.a. weil viele Mitarbeiter aus Angst sich auch anzustecken nicht mehr zu Arbeit kamen. „Jetzt haben wir Schulungen für alle Mitarbeiter ins Leben gerufen, damit sie wissen, wie sie am besten mit der Situation umgehen können, allerdings können wir natürlich auch niemanden zwingen, zurück ins Krankenhaus zu kommen.“ Aktuell sind schon über 1.500 Menschen an der Ebola gestorben, täglich kommen etliche dazu, zumal mehr als die Hälfte aller Infizierten verstirbt. Das gibt auch dem Werdener Kinderarzt zu denken, der auf die Frage nach einer Prognose für die Zukunft keine Antwort hat. Er rechnet mit dem Schlimmsten. Und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), mit der Cap Anamur in ständigem Austausch steht, gab kürzlich bekannt, dass man in den nächsten Monaten mit 20.000 Ebola-Infizierten rechnen muss.
Wird Dr. Werner Strahl denn noch einmal das Risiko auf sich nehmen und erneut nach Freetown reisen? „Man muss immer schauen, wo man am meisten gebraucht wird. Und das ist für mich zurzeit eindeutig hier. Ich versuche, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und natürlich Spenden zu sammeln, um den Menschen vor Ort nach Kräften helfen zu können.“ Wer die Arbeit von Dr. Werner Strahl unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende auf das Konto der Hilfsorganisation Cap Anamur tun. Die Bankverbindung lautet: Sparkasse KölnBonn; Konto Nummer: 2 222 222; BLZ: 370 50 198; IBAN: DE85 3705 0198 0002 2222 22; SWIFT-BIC: COLSDE33. Weitere Infos gibt es im Netz unter www.cap-anamur.org

Autor:

Nina van Bevern aus Essen-Werden

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