„Erstaunlich, wie schnell das gegangen ist“
Das Finanzcenter der Postbank hat nach Personalmangel wieder regelmäßig geöffnet
Das „Postbank Finanzcenter“ im alten Postgebäude sorgte in den vergangenen Monaten für Unmut. Zu häufig war „aus betrieblichen Gründen geschlossen“, wie ein Aushang an der Hufergasse informierte. Doch mittlerweile läuft der Betrieb wieder.
War etwa die Beschwerde eines Heidhauser Rechtsanwaltes der Knotenlöser? Als Frank Roeser mal wieder unverrichteter Dinge umdrehen musste, platzte ihm nämlich der Kragen. Der Jurist: „In unserer Heidhauser Niederlassung konnte eine Klageschrift nicht zugestellt werden. Von da an liefen die Fristen. Doch wir kamen einfach nicht dran, weil die Filiale geschlossen war. Höchst ärgerlich.“ Der Rechtsanwalt zog Konsequenzen: „Meine Kanzlei schaltete als zuständige Regulierungsbehörde die Bundesnetzagentur in Bonn und auch den Vorstand der Deutsche Post AG ein.“ Eine Bitte um Überprüfung und Einleitung geeigneter Maßnahmen.
Ein weitverbreitetes Problem
Aber wäre nicht eigentlich die Postbank AG sein Ansprechpartner gewesen? Die letzten Postämter wurden 2011 geschlossen und in private Partner-Filialen umgewandelt. Entweder im Einzelhandel oder als Filialen der Postbank, einer Tochter der Deutschen Bank. So auch das Finanzcenter in der Hufergasse. Doch das Problem gibt es natürlich nicht nur in Werden. Es ist auch aus anderen Essener Filialen bekannt, selbst aus Heiligenhaus und Oberhausen. Etwa ein deutschlandweites Dilemma? Frank Roeser sieht jedenfalls eine Grundsatzfrage: „Die Daseinsvorsorge bricht hier wie auch an anderen Stellen zusammen. Dabei ist sie durch unser Grundgesetz geschützt. Ich bin im Prinzip sehr für Privatisierungen. Doch in sensiblen Bereichen wie Post oder Bahn ist etwas völlig falsch gelaufen.“ Da helfe nur eine grundlegende politische Diskussion: „Ein staatlicher Schutzauftrag wird ausgehöhlt. Das muss man ganz nüchtern als gescheitert betrachten und daraus die Konsequenzen ziehen.“ Frank Roeser meint eine Rücknahme der Privatisierung und hofft, mit seiner Eingabe an die Chefetage auch in diese Richtung etwas in Bewegung setzen zu können. Zumindest hat er aktuell für seinen Wohnort eine Verbesserung erreicht.
Wüste Beschimpfungen
Zuvor hatten sich bereits einige Werdener schriftlich beschwert und bekamen auch Antwort. In ganz Essen wären mehrere Mitarbeiter erkrankt. Leider sei es nicht gelungen, Postbank-Angestellte aus der Umgebung für die Werdener Filiale heranzuziehen. Und wenn geöffnet war, erwartete die Kundschaft oft eine lange Schlange, die teilweise bis auf die Straße hinaus reichte. Die Emotionen kochten hoch, die Wut war groß: „Sehr schlecht organisierte und total überlastete Filiale.“ Den Unmut bekamen die Angestellten ab, Anwalt Roeser war Zeuge: „Ich durfte vor Ort schon eine regelrecht aggressive Stimmung miterleben. Aber die Menschen hinterm Schalter können doch nun gar nichts für die Situation. Im Gegenteil, sie bemühen sich nach Leibeskräften. Das sind die Letzten, die Beschimpfungen verdient haben.“ Nun kam Entwarnung. Um weitere Schließungen zu vermeiden, wurde für Abhilfe gesorgt. Erst wurde durch Mitarbeiter aus anderen Filialen der Betrieb aufrecht gehalten, dann ging die Postbank einen Schritt weiter und stellte einen zusätzlichen Mitarbeiter für Werden ein. Aktuell ist der Personalbestand also stabil. Die Deutsche Post AG machte zusätzlichen Druck, wie sie in einem Schreiben der Konzernleitung an den Rechtsanwalt betonte: „Wir haben der Postbank gegenüber deutlich gemacht, dass Betriebsunterbrechungen nicht zulässig sind.“ Und wie geht es dem Initiator der Beschwerde an „höchstoffizieller Stelle“ damit? Frank Roeser ist für den Moment sehr zufrieden: „Eine positive Entwicklung. Der Stein kam ins Rollen und eine deutliche Besserung ist zu erkennen. Ich bin überrascht, wie schnell das gegangen ist.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.