Einer, der den Menschen zuhörte
Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Reinhold Schulzki ist verstorben
Reinhold Schulzki ist tot. Mit einem bewegenden Requiem in der Luciuskirche wurde jetzt Abschied genommen von diesem liebenswerten Menschen.
Ein besonderer Mensch: Der „Stellvertretende Bezirksbürgermeister“ - den pompösen Titel mochte er gar nicht - wurde nie laut. Für einen Politiker eher untypisch. Sein leises Sprechen zwang zum genauen Hinhören. Doch es war nicht nur fehlende Lautstärke. Das, was Schulzki da sagte, brauchte Zeit und Raum. Da passte man besser scharf auf. Sei es bei einer Anekdote, die sich erst entwickeln musste, sei es bei seinen Spötteleien, die aber nie verletzten. Geradezu behutsam, wenn Reinhold Schulzki jemanden auf den Arm nahm. Auch, wenn er einen in den Arm nahm. Eine hauchzarte Geste. Man spürte sofort: Das ist ein warmherziger Mensch. Der meint es ernst mit dir, der meint es gut mit dir.
Ein Familienmensch
Er wurde Informatiker bei Siemens, arbeitete sich hoch in den Strukturen. Dass er es da weit gebracht hatte, deutete er im Gespräch bestenfalls an. Reinhold lernte seine Evelyn kennen und lieben, die Kinder Vanessa und Julian sowie Enkel Jasper machten das Familienglück komplett. Denn Reinhold Schulzki war ein Familienmensch. Die Kulturhauptstadt, das war auch sein Ding. Hier konnte der Segler und Kunstliebhaber seine Leidenschaften kombinieren: Im Team von Künstler Norbert Bauer kümmerte er sich um die Atolle auf dem Baldeneysee. Oft rettete Reinhold Schulzki scharfe Debatten davor, ins Fiese abzugleiten. Mit beruhigendem, den Weg zur Lösung weisendem Einschreiten. Schon alleine deswegen war er so lange Vorsitzender der Werdener SPD. Auf deren Feier sollte er jetzt eigentlich geehrt werden für stolze 50 Jahre als Sozialdemokrat und fehlte sehr. Irgendwie war
das aber kein Widerspruch: erst eine Schweigeminute zu halten und dann
zu feiern. Als würde dieser so lebensbejahende Mensch allen zurufen:
„Nun schaut doch nicht so betrübt!“
Wohltuend entspannt
Als Lokalpolitiker kämpfte Reinhold Schulzki für ein besseres Zusammenleben von Alt und Jung: Mehrgenerationenkonzepte, noch bessere Aufenthaltsqualität schaffen. Endlich ein brauchbares Konzept für den Radverkehr in Werden, auch zusätzliche Ladestationen für E-Bikes. Wie eigentlich immer zeigte er sich da sehr optimistisch, wollte die Bürger zu Worte kommen lassen und nahm sie dann auch ernst. Einer, der den Menschen wirklich zuhörte. Mitunter blitzte ein wohltuend entspannter Lokalpatriotismus durch. So lobte er seinen Stadtteil: „Die alltägliche und hier selbstverständliche Unterstützung für Flüchtlinge, die Suchthilfe in der ‚Fähre‘ oder im Kamillushaus. Wenn man das alles zusammennimmt, ein Vorbild.“
Reinhold Schulzki ist tot. Ein großer Verlust. Doch wie sagt die Traueranzeige? „Liebe kann man nicht begraben“. Wohl wahr…
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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