Ein ungewöhnlicher Schulausflug
„Wandern im Herbst“ des Tennisclubs Am Volkswald führte zu den alten Schulen
Seit 2003 legen Mitglieder des TC Am Volkswald für einen Tag Ball und Schläger aus der Hand und schnüren stattdessen die Wanderschuhe.
In drei herbstlichen Stunden die Heimat näher kennenlernen und Interessantes aus der Vergangenheit erfahren. Diese Idee setzte Meinhard Brummack damals in Abstimmung mit den Clubverantwortlichen und der Gastronomie um. Seitdem ist der hochgewachsene Tennisspieler jeden Herbst in der Rolle eines Wanderführers zu erleben. Bisher beteiligten sich fast 500 Personen an der herbstlichen Veranstaltung, dessen Gesamtpaket aus Wandern, Essen, Trinken und Singen besteht. Auf immer wieder neuen Wegvarianten gab es sehenswerte Anlaufpunkte im Essener Süden, aber auch Velbert und Heiligenhaus wurden tangiert. Beginn und Ende der Tour ist stets das Clubhaus des TC Am Volkswald. Nach der Hälfte der rund zehn Kilometer langen Strecken gibt es einen Boxenstopp, der an exponierten Orten für einen kleinen, aber feinen Imbiss sorgt.
Kaum noch weiße Flecken
Es gibt kaum noch weiße Flecken auf der Wanderkarte. Daher hat sich der Wanderführer zum kleinen Jubiläum etwas Besonderes einfallen lassen. Die 15. Wanderung trug die Überschrift „Schulausflug“. Es ging zu den aktuellen und ehemaligen Schulen der früheren Bürgermeisterei Werden-Land. Ruhrtalschule, Fischlaker Schule und Schule an der Jacobsallee sind ein Begriff. Aber wer kennt noch die Albert-Sonnenschein-Schule, Hans-Breukers-Schule, Coelestinschule, Adolf-Clarenbach-Schule, Viktoriaschule oder Friedrich-Schule? In drei Stunden sind nicht alle Punkte erreichbar. So gab es nun den ersten Teil, nach kurzer Begrüßung im Clubhaus ging es bei spätsommerlichen Temperaturen durch den Volkswald zum Schwarzen. Hier warteten Kuh, Pferd, Ziege und Schwein, die Wappentiere der ehemaligen Honnschaften. Erst kurz zuvor waren die von Roger Löcherbach mit der Kettensäge aus heimischem Holz geschaffenen Tier-Skulpturen aufgestellt worden. Die Wandergruppe folgte dem Blick des Ferkels Richtung Fischlaken. Hier ging es durch den Kaarmannweg, benannt nach Peter Kaarmann, dem ersten Lehrer der 1782 erbauten Schule am Stüfken. Kaarmann war Knecht auf dem Hof der Dornebecks, als er zum ersten Lehrer bestimmt wurde. Lesen, Schreiben und Rechnen hatte er sich zuvor selbst beigebracht.
Über 230 Jahre alte Schule
Schnell war die Fischlaker Schule erreicht. Erbaut wurde sie 1910 als evangelische Königin-Luisen-Schule. Nach der Zerstörung durch Fliegerbomben 1945 entstand an gleicher Stelle die evangelische Peter-Ulner-Schule, seit 1969 ist sie eine Gemeinschaftsgrundschule. Die Bernhardschule liegt an der Fischlaker Straße. Abt Bernhard genehmigte vor über 230 Jahren den Bau einer Schule, die 1913 den Namen des Gründers erhielt. Seit 1969 trug sie den Namen Ruhrtalschule und ist seit 2013 ein Abzweig der Frohnhauser Theodor-Fliedner-Schule, mit den Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung. Nun zog die Wandergruppe weiter durch Waldstücke bis hin zum Scheppener Weg. Schnell kam die Trasse der ehemaligen Hespertalbahn in Sicht. Hier ging es über den Hesperbach, schon nach wenigen Metern führte ein Pfad in die Höhe zu einem Nebenweg der Margrefstraße. Hier warteten bereits Elisabeth Brummack und Klaus Bloemer mit dem verdienten Boxenstopp. Unter schattigen Bäumen diente ein Baumstumpf als Tisch. Reichlich gedeckt mit Fleischwurst, italienischer Salami, Käse, Brot, Kuchen, Obst, Obstler und Wasser. So üppig waren früher weder Schulbrot noch Pause. Nach dieser Jause setzte sich die Truppe wieder in Bewegung. Von der Margrefstraße folgte man über Feld- und Wiesenwege, zuletzt sogar durch Pferdekoppeln zum Overhammshof des Bauern Georg Grotkamp. Auf dem schmalen Bürgersteig der Hammer Straße schlängelte sich der Lindwurm talwärts.
Im Gänsemarsch
An der Ludscheidtstraße steht ein alter Backsteinbau. Hier residiert seit einigen Jahren der „Hobbybrauer“ Hans Langenkamp, zurückgekehrt zu den Wurzeln seiner Kindheit. Langenkamp bietet interessante Braukurse an. Er war einer der letzten Schüler der Albert-Sonnenschein-Schule, die als katholische Volksschule 1898 für die Hammer Bürger erbaut wurde. Sein damaliger Schulleiter war Herr Harbaum. Die Schule schloss in den späten 1960er Jahren, war danach bis Mitte der 1990er Jahre Behindertenwerkstatt Christophorus, dann Lager des Museums Folkwang. Der Weg führte ins Hespertal, hier verkehrte von 1857 bis Mitte des ersten Weltkrieges die Pferde- und Schmalspurbahn nach Velbert. Der bis in die 1960er Jahre als evangelische Hans-Breukers-Schule genutzte Bau stammt aus dem Jahre 1900. Im Gänsemarsch legte die Wandertruppe die letzten Streckenmeter am Waldesrand zurück, bald war der Tennisclub erreicht. Das besondere „Herbst-Essen“ der italienisch geprägten Küche der Clubgastronomie verwöhnte die Wandergäste mit leckeren Speisen. Als von „Kneipensingen“ noch nicht die Rede war, ertönten am Volkswald bereits die Lieder. Zum Abschluss standen also noch Volkslieder auf dem Programm. Die Wanderschar wählte aus Liederbüchern, Meinhard Brummack begleitete auf der Gitarre, Peter Ellies mit dem Waschbrett. In froher Runde gab es viel zu erzählen, über die Schulzeit, Gott und die Welt. Im Herbst 2018 folgt der zweite Teil dieses ungewöhnlichen Schulausfluges.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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