Ein pupsendes Pony macht Lust aufs Lesen
Der Tag des Vorlesens führte Mariengymnasiasten und Grundschüler zusammen
An der Fischlaker Schule warten die Kinder ungeduldig: Werden die Vorleser nett sein? Die Geschichte lustig oder eher traurig?
Gleich 42 Mariengymnasiasten lesen an drei Grundschulen in Zweier-Teams aus ihren Lieblingsbüchern vor. Deutschlehrerin Leanne Wenzel hätte sogar noch mehr Freiwillige mitnehmen können: „Wir haben sogar ein Warteliste.“ Die Gymnasiasten sind mindestens genauso aufgeregt wie ihre Zuhörer. Sie haben sich sehr engagiert vorbereitet, das Vorlesen geübt. Jeweils auf das Alter der Zuhörer abgestimmt, wurden spannende und interessante Geschichten ausgesucht. Bald ist der Schulhof erreicht, die Lektüre lässig unterm Arm geklemmt oder leicht verkrampft in Händen gehalten. Viele der Kinder waren bis vor kurzem noch selbst Schüler an der Bernhardstraße, die Erinnerungen sind noch frisch. Mit ihrer früheren Mathe-Lehrerin Monika Spielkamp wird eifrig gefachsimpelt über den letzten Rechentest.
Mittelschwere Katastrophen
In den Klassenzimmern spielt sich Erstaunliches ab. Die ansonsten recht lebhaften Grundschüler verstummen, kleben an den Lippen der Vorleser. Denn die haben eine ganze Welt im Gepäck, noch eingeschlossen zwischen Buchdeckeln. Doch nun wird sie freigelassen: Hannah liest die Geschichte von Dr. Brumm, der mit seinen Freunden Dachs und Pottwal (ein kleiner Goldfisch) Weihnachten feiern will. Und was hat Bauer Hackenpiep damit zu tun? Jule berichtet von Cowboy Klaus und seinem pupsenden Pony. Herzhaftes Kindergelächter schallt aus der 4b. Die Achtklässler Lennard und Lukas lesen, die Kleinen kichern. Zu komisch sind die mittelschweren Katastrophen rund um Kai und seinen unsichtbaren Freund „Coolman“. In der 1a ist es mucksmäuschenstill. Laura liest laut: „Wie alles anfing…“ Dazu zeigt Emilia eigens ausgedruckte Bilder, vom magischen Baumhaus, von Anne und ihrem Bruder Philipp. Die Geschwister reisen mithilfe eines urplötzlich im Wald aufgetauchten Baumhauses in ferne Länder und sogar durch die Zeit. Einen Klassenraum weiter liest Carolyn konzentriert, die Betonung passt auch. Eigentlich hätte sie schon längst Schluss machen müssen, doch es wird gerade so spannend: „Ich kann jetzt nicht einfach aufhören.“ Aber Lilly und Carolyn haben der 2 b nicht nur die Geschichte vom Schwein mit der Autopanne mitgebracht. Nein, die beiden haben auch selbstgebastelte Lesezeichen und etwas Süßes mit an Bord. Tom und Bradley präsentieren der 1b einen Comic-Roman über den zehnjährigen Tom Gates. Der hat ständig Unsinn im Kopf, was schon der Buchtitel verspricht: „Ich hab für alles eine Lösung - aber sie passt nie zum Problem.“
Lust auf Bücher machen
Lehrerin Annegret Kocherscheidt sieht die Initiative mit großer Freude: „An dieser Aktion hat uns gereizt, dass hier den Kindern Lust auf Bücher gemacht wird. Wir möchten ja, dass sie lesen.“ In Fischlaken wird eifrig das Online-Portal „Antolin“ genutzt. Die Klassenlehrerin gibt das Leseprogramm frei, mit einer Liste von Vorschlägen zur Lektüre. Dazu ein Quiz, wo gezielte Fragen zu den Inhalten der Bücher gestellt werden, die Schüler Punkte erringen und sammeln können: „Einer hat schon über tausend Punkte beisammen.“ Die vorlesenden Vorbilder sind noch so wohltuend nahe dran an den Grundschülern, das Vorlesen daher ein Highlight. Was die volle Konzentration der Kleinen belegt: „Man hätte eine Stecknadel fallen hören.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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