Ein Idyll mit bewegter Geschichte

Die Fachklinik „Die Fähre“ war immer etwas ganz Besonderes. 
Foto: Henschke
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Die Suchtfachklinik stellt zum 31. März den Betrieb auf Heidhausens Höhen ein

Ein Idyll. Die Herren lassen den Blick über das malerisch in die Natur eingebettete Gelände schweifen, neben ihnen liegt Patientenhund „Balou“. Und interessiert sich herzlich wenig für den Ausblick.

Hier ganz oben in Heidhausen können Suchtkranke während ihres therapeutischen Aufenthaltes sogar ihren besten Kumpel mitnehmen. Direkt an der Grenze zu Velbert ist halt etwas Besonders entstanden, für viele Ehemalige geradezu Kult. „Die Fähre“ hat eine bewegte Geschichte. Einst stand hier das sogenannte Leichtkrankenhaus der Firma Krupp. Die hart arbeitenden Kruppianer sollten die saubere Luft genießen dürfen. Durch Vermittlung von Berthold Beitz übernahm 1980 die Suchthilfeeinrichtung „Die Fähre“. 1987 wurde die Fachklinik gegründet, 2002 durch die Gesellschaft für den Betrieb von Sozialeinrichtungen (GBS) übernommen. Sie ist ein gemeinnütziger Träger mit zwölf Standorten in fünf Bundesländern.

An einem neuen Standort

Der Standort „Am Korstick“ wird aber nun aufgegeben, zum 31. März stellt die Fachklinik mit ihren 36 Behandlungsplätzen den Betrieb ein. Die zunächst verbleibenden Einrichtungen wie das therapievorbereitende „Beschützte Wohnen“, die Arbeitsprojekte und der Suchtnotruf werden bis zum 31. Dezember vor Ort fortgeführt, ab dem 1. Januar 2019 dann an einem neuen Standort in Essen weitergeführt. Im Rundumangebot des Suchthilfeverbandes „Die Fähre“ arbeiten zurzeit 50 fest angestellte Mitarbeiter sowie zahlreiche ehrenamtliche Helfer.
Das Auflaufen des Pachtvertrages zum Ende 2018 setzte bei der GBS einen Denkprozess in Gang, so Geschäftsführer Dr. Harald Pfannkuch: „Wir nahmen dies zum Anlass, die zukünftige Ausrichtung unserer Angebote auf den Prüfstand zu stellen. Hier besteht nun mal keine Möglichkeit einer Barrierefreiheit. Und es ist doch sehr abgelegen. Wir brechen also das insuläre System auf und öffnen uns stadtbezogen.“ Das Heidhauser Gelände selbst ging von Thyssen-Krupp zur Thelen-Gruppe über, auch hier wird man sich Gedanken über die Zukunft der Fläche machen.

Das Kamillushaus übernimmt

Die entstandenen Parallelstrukturen waren nicht mehr zeitgemäß. So setzte sich Harald Pfannkuch mit der Contilia-Gruppe an einen Tisch, zu sehr positiven Gesprächen: „Da entstand schnell etwas Gutes. Nun können wir ruhigen Gewissens den Standort hier verlassen.“ Markus Frieling ist bei der Contilia-Gruppe Geschäftsführer der Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel, die 2013 die nur unweit gelegene „Fachklinik Kamillushaus“ mit ihren insgesamt 115 Therapieplätzen vom Kamillianerorden übernommen hatten. 30 Betten sind dem qualifizierten Entzug vorbehalten, 85 Plätze dienen der stationären Rehabilitation und ganztägig-ambulanten Therapie. Mit einer Belegung von 96,5 Prozent liegt die Einrichtung weit über dem bundesweiten Schnitt. Markus Frieling weiß um die lange Tradition seit 1901: „Wir haben bewusst sowohl baulich als auch inhaltlich kräftig investiert in das Kamillushaus.“
Beide Träger wollen gemeinsam an einer weiteren Optimierung des Essener Hilfesystems für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen arbeiten. Durch ihre Kooperation können Abläufe für die Nutzer dieser Hilfsangebote verbessert und leichtgängiger gemacht werden. Nichts soll wegfallen, die Angebote bleiben auf dem gewohnt hohen Niveau erhalten.

Die Fachklinik „Die Fähre“ war immer etwas ganz Besonderes. 
Foto: Henschke
Ärztlicher Leiter Stefan Sobotta, Verwaltungsleiter Dirk Hartleif, Harald Pfannkuch,  
Markus Frieling und Balou.  
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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