Dieser Stein ist meiner! Nils Friedrich und seine Mutter auf dem Jakobsweg
Dass sie weitergehen wollen, steht für beide fest! Nils Friedrich und seine Mutter Christiane sind felsenfest überzeugt: „Jetzt beginnt doch erst richtig das Abenteuer!“ Ihr zweites Pilgerstück auf dem Jakobsweg vom heimatlichen Werden bis ins ferne Spanien hielt so manche Überraschung, gute Gespräche und nette Begegnungen parat.
Eine Woche auf dem Jakobsweg – dabei noch Spenden sammeln für Kinder in Not, für die Organisation „save the children“, das war die Aufgabe, die sich der 12-jährige Werdener Schüler vorgenommen hatte.
Am Freitag, 11 April, ging es direkt nach der Schule zum Bahnhof, in Aachen wurde Quartier gemacht, die Unterkunft lag am Jakobsweg, dem Ziel der beiden Werdener Pilger. Kurz wurde Ausschau gehalten, wo ein reichhaltiges Frühstück zu bekommen sei – denn es lagen etliche Kilometer vor Nils und Christiane.
Schon zur Mittagszeit waren die ersten zehn Kilometer geschafft, die belgische Grenze überschritten. Das Wetter war optimal zum Laufen, Nils fiel das Rucksacktragen schwer, hatte sich in der Schule eine Schramme am Rücken zugezogen.
Dann war mit Clermont das Ziel der ersten Etappe erreicht, 24 Kilometer in den Beinen und dann endlich, nach einigem Suchen, die Unterkunft gefunden und bezogen: Ausruhen und Essen waren angesagt.
Bergfest!
Am nächsten Tag konnte man sich beim Frühstück nett mit den „Herbergseltern“ unterhalten, frohen Mutes ging es voran, immer geradeaus, da hätte man sich über eine Kurve gefreut. Es war bedeckt, was auch gut war, da sich beide einen ordentlichen Sonnenbrand zugezogen hatten. Nach einigem Durchfragen mithilfe einer Menge mehr oder weniger eindeutiger Handzeichen wurde in Evegnee-Tignee auch die nächste Unterkunft gefunden.
Der Weg war am dritten Tag wesentlich abwechslungsreicher, so verging die Zeit wie im Flug. Das Wetter bot von Sonne über Wind und manchmal Regen fast alles. Nach 14 Kilometern gelangte unser Pilger-Duo in Liege an der Maas an. Die Maas hat übrigens dem belgischen Pilgerweg, der „Via Mosana“, den Namen gegeben. Nach einer Stadtbesichtigung ruhten sich die müden Knochen in der Jugendherberge aus.
Erst holten sich Nils und Mutter in Saint Jaques noch ihren obligatorischen Pilgerstempel ab, dann wurde nach 3,5 Kilometern die Hälfte der gesamten Strecke zurückgelegt: Bergfest! Die Markierung für den Pilgerweg war ein wenig verwirrend, man konnte sich nur noch am Verlauf des Flüsschens Ourthe orientieren.
Es erinnerte ein wenig an den heimischen Leinpfad zwischen Werden und Kettwig, der Weg wurde von vielen Radfahrern und Joggern genutzt. In Tilff wurde das Kloster – das geplante Quartier für die Nacht – gesucht. Noch einmal ging es bergauf. Die Abbaye de Brialmont liegt am höchsten Punkt der Stadt, sodass ein gewaltiger Anstieg zu bewältigen war, es lohnte sich, die Aussicht über das Tal der Ourthe war fantastisch. Nach der Vesper der Klostergemeinschaft gab es Abendessen – unter kirchlichem Schutz.
Am nächsten Morgen ging es natürlich bergab, so dass die Pilger zügig voran kamen. Nach wie vor gab es keine Beschilderung für den Jakobsweg, doch der Verlauf des Flusses führte durch eine wirklich wunderschöne Naturlandschaft. Leider war Nils nicht in der Lage, diesen tollen Tag zu genießen, war sehr in sich gekehrt. Um 15 Uhr wurde Esneux erreicht. Und wieder gab es eine nicht zu verachtende Treppe, die erklommen werden musste.
Doch Kirchentür war verschlossen – einen Pilgerstempel würde an diesem Tage nicht mehr geben! zu stehen. Also morgen noch einmal versuchen, dort den Pilgerstempel zu bekommen.
Bei der Familie Capelle, die diesmal Gastgeber war, gab es „Familienanschluss“. Das Lager wurde zwischen vielen persönlichen Gegenständen aufgeschlagen, die Werdener waren sogar zum Abendessen eingeladen. Es wurde in einem Mix aus Englisch, Deutsch, Französisch und Flämisch gesprochen. Irgendwie hat es funktioniert und auch Nils fand den Mut, sich am Gespräch zu beteiligen.
Wanderführer oder Muschel?
Kaum hatten die Beiden am nächsten Morgen die einzige Brücke der Stadt überquert, standen sie vor der Frage: Wanderführer oder Muschel? Der Wanderführer beschrieb einen anderen Weg, als die Pilgerzeichen vorgaben. Vermutlich sind diese im vergangenen Jahr überarbeitet worden und deshalb im Buch nicht erwähnt. Die Entscheidung hieß: „Wir folgen den Muscheln!“ So ging es nicht, wie geplant, an der vielbefahrenen Bundesstraße entlang, sondern durch ein riesiges Gebiet naturbelassenen Mischwaldes. Diese Strecke war vermutlich etwas länger, dafür aber umso schöner.
Das nächste Ziel, die Abtei von Saint-Severin, öffnete bereitwillig seine Türen. Zum Abendessen gab es ein leckeres Drei-Gänge-Menu mit selbst gebackenem Aprikosenkuchen zum Nachtisch. Anschließend wurde mit einem pilgernden Ehepaar gefachsimpelt. Die Niederländer haben sich vorgenommen, die gesamte Strecke bis nach Santiago de Compostela in einem Stück zu laufen. Respekt! Es war schön, sich austauschen zu können. Man stellte fest, dass man doch oft die gleichen Erfahrungen macht. Das Nachtlager auf Matratzen in einem Teil des Pfarrhauses war – anders als das Essen - sehr spartanisch.
Zunächst waren die Markierungen gut zu sehen, doch dann fehlte eine. Prompt verliefen sich unsere Pilger und brauchten mindestens eine Stunde und einige Kilometer mehr, um wieder auf den Weg zu finden. Inzwischen recht verunsichert durch die unklar gewordenen Wegmarkierungen, sah Mutter Christiane plötzlich an einer Mauer eine sehr verwitterte Muschel, die in die Richtung wies, in der sie unterwegs waren. Auf der Mauer lag ein einzelner Stein.
Ein anderer Pilger hatte erzählt, er habe einen Stein dabei, den er bis zu dem Platz in Spanien mitnehme, an dem alle Pilger einen Stein niederlegen. Der Gedanke kam blitzschnell: „Dieser Stein ist meiner und möchte mit nach Spanien!“ Danach war die Unsicherheit wie weggeblasen.
Ziel erreicht!
Am siebten Tag um 14.30 Uhr war es soweit. Nach irgendwas zwischen 110 und 115 Kilometern langten Nils und Christiane auf dem Rathausplatz in Huy an: Ziel erreicht! Als die Beiden dort eintrafen, begann das Glockenspiel der Rathausuhr gerade „Freude schöner Götterfunken“ zu spielen - das passte total! Zum Abschluss gab es noch den ersehnten Stempel in der Stadtkirche Notre Dame.
Die beiden Jakobspilger freuten sich zwar auf zuhause, waren aber auch ein wenig traurig, jetzt nicht weiter gehen zu können: „So anstrengend die Tage auch waren. Man ist morgens aufgestanden und wollte wieder los. Jetzt müssen wir warten, bis sich zeitlich die Möglichkeit ergibt, unsere Pilgerreise fortzusetzen!“
Spendenkonto bei „Save the children“
Kennwort: „Nils pilgert”
Bank für Sozialwirtschaft
Konto: 929
BLZ. 10020500
IBAN: DE92 100205000003292912
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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