Der Boden muss klingen!

Sie ist dunkelhaarig - das Haar locker zurück gesteckt - und schlank mit der typischen Figur einer Tänzerin. Und sie ist groß - eigentlich zu groß für eine Spanierin. „Dadurch bin ich immer aufgefallen“, lacht Maria del Mar bei ihrem Besuch in der Redaktion und stellt klar: „Maria del Mar - das ist natürlich ein Künstlername. Für eine Deutsche würde hier aber keiner zum Flamenco kommen.“
„Hätte ich gewusst, dass sie eine Deutsche sind, wäre ich wahrscheinlich nicht gekommen. Das höre ich oft - und das hat nichts mit der Qualität meiner Auftritte zu tun. Aber mit Flamenco verbindet man eben Spanien. Da lag es bei meiner Rückkehr aus Madrid nahe, einen Künstlernamen zu wählen.“
Ursprünglich stammt die in Werden lebende Tänzerin aus dem bodenständigen Sauerland. Schon früh wurde ihre Leidenschaft für die Bewegung zur Musik entdeckt und gefördert.
„Eigentlich hat mich meine Mutter zum Tanzen gebracht. Sie fand für Mädchen klassischerweise Ballett schön - und so habe ich damit angefangen. Und eigentlich bis heute nicht mehr aufgehört - in der Schule habe ich praktisch alle Kurse belegt, die es gab. Und dann war mir klar: Ich möchte Tänzerin werden!“
Mit 16 trat sie zur Aufnahmeprüfung an der Folkwang Hochschule in Werden an. „Da konnte man damals bereits mit 16 anfangen. Ich war unglaublich aufgeregt - und habe die Prüfung bestanden.“ Nicht ganz einfach sei es am Anfang gewesen - mit 16 alleine in Werden. „Damals gab es ja keine Handys oder Internet - nicht mal einen Festnetzanschluss hatte ich zu Beginn. Das Heimweh hat mir manchmal ganz schön zugesetzt, aber die Faszination für den Tanz überwog!“ Ihre Leidenschaft für den spanischen Flamenco entdeckte sie bereits in dieser Zeit. „Flamenco - das ist immer auch ganz großes Gefühl - ganz intensiv eben. Das Leben, Liebe - aber auch Trauer und Wut. Alles kann man ausdrücken - und das ganz individuell. Im Flamenco kann jeder seine eigene Handschrift entwickeln, es geht nicht um Synchronität, sondern um Individualismus. Weit mehr, als die klassische Folkore mit gepunkteten Kleidern mit Rüschen und Fächern.“
Und was liegt bei dieser Leidenschaft näher, als das Ursprungsland - zu Studienzwecken - zu bereisen? „Genau das habe ich gedacht - vier Monate Madrid hatte ich ins Augegefasst. An einer der größten und vielseitigsten Flamenco-Schulen des Landes. Geblieben bin ich dann letztendlich sechs Jahre!“ Zeit, die Flamenco-Künste zu perfektionieren - und für Aufsehen zu sorgen. „Als Ausländerin in Spanien Flamenco zu studieren, das war damals schon etwas ungewöhnlich. Bei Auftritten war es dann genau umgekehrt - ‚Die deutsche Tänzerin‘ wollte jeder gerne sehen!“
Seit einiger Zeit ist sie wieder zurück - in Werden - und betreibt unter anderem ein Tanzstudio für Flamenco - ausschließlich Flamenco! „Ich habe ein ganz gemischtes Publikum - auch Männer. Am wichtigsten ist sicherlich der Spaß an der Bewegung und die begleitende Musik sollte man auch mögen.“ Schön seien für Frauen sicherlich Schuhe mit einem gewissen Absatz - echte Flamenco-Schuhe gäbe es aber durchaus auch. „Die sind von unten mit Nägeln beschlagen, damit sie ein entsprechendes Geräusch produzieren. Eine wichtige Rolle spielt auch der Boden, beziehungsweise der Bodenbelag. Ein Boden muss klingen - skurrilerweise eignen sich besonders Spanplatten“ erklärt Maria del Mar. Wer den Flamenco eher als Zuschauer genießen möchte, der hat ebenfalls Gelegenheit dazu. Regelmäßig ist Maria del Mar im Alta Vita Social Club mit dem „Café Cantante“ zu sehen - bereits am 6. März ab 20 Uhr das nächste mal.

Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

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